Die Familie und wie sie die Welt sieht
Lisa kennt ihre Familie ja nun schon etwas länger und hat einige Kompensationsmechanismen bezüglich desaströser Ereignisse wie vor ein paar Tagen entwickelt. „Gleich nach dem Sturz wieder auf's Pferd steigen, sonst traut man sich nie mehr!“ ist ihr Motto, und gemäß dieser Maxime war sie gestern wieder mit bekannter Besetzung unterwegs.
Das Essen war vorzüglich. Die Suppe war ein Traum, die Kartoffeln knätschbar, der Spargel geschmackvoll, die Minischnitzelchen zart und pfannengebraten, der Nachtisch aus echtem Vanilleeis mit selbstgemachtem Obstsalat und Minzzweig deliziös.
Die einzelnen Gänge wurden auch zügig angeliefert, so daß Tante Marge und Mutter Bartina sich nicht gezwungen sahen, die Wartezeit in Wein zu ertränken. Infolgedessen liefen die Gespräche auch etwas gesitteter ab, wobei das eigentlich egal war: keine Tischnachbarn, die Anstoß hätten nehmen können, waren in Sicht.
So konnte in aller Ruhe folgende Dinge besprochen werden: daß die Amerikaner doch bitte in Myanmar einmarschieren und für Ruhe sorgen sollten, daß Tätowierer und Piercer standesrechtlich erschossen gehören und daß John Wayne Bobbits Frau ihm nicht nur das Wort abgeschnitten hat.
Das ist das Schöne an dieser Familie: man muß sie sich gar nicht ausdenken oder ausschmücken. Sie ist schon von Natur aus so.
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