Last-Minute-Syndrom
Meine Familie ist, das kann ich nicht bestreiten (erst recht nicht nach diesem Blog), teilweise etwas skurril.
Hin und wieder befremdlich, manchmal komisch, oft genug kurios, teilweise etwas seltsam, durchaus mal absonderlich, gar bizarr, ganz sicher recht verschroben und so im Großen und Ganzen dabei aber liebenswert.
Ihr wisst ja, wovon ich spreche.
Nun gibt es in meiner Familie aber eine Angewohnheit, von der ich mich selbst nicht völlig freisprechen kann, die mich nervt. Ich nenne dieses Phänomen das „Last-Minute-Syndrom“. Dieses teilt sich grob in zwei Symptome. Schuldig im Sinne der Anklage bin ich beim ersten: alles wird auf die letzte Sekunde erledigt. Manchmal gelingt es mir zwar, entspannte Rechtzeitigkeit zu erreichen, aber meistens ist es eine Punktlandung: was um 15:00 Uhr fertig sein soll, ist um 14:59 Uhr vollendet.
Das zweite Symptom ist es, das mich wirklich nervt und das ich bei mir und für mich wirklich zu vermeiden versuche: Wann immer für bestimmte Aktionen eine Person benötigt wird oder benachrichtigt werden muss, wird das dieser Person grundsätzlich ebenfalls erst in letzter Sekunde mitgeteilt – und wie selbstverständlich davon ausgegangen, dass diese Person dann die eigenen Pläne sofort verwirft sowie Himmel und Hölle in Bewegung setzt, damit das alles auch wie von Familie™ geplant klappt.
Ich kann. Das. Nicht. Ausstehen!
Gestern Abend wieder so einen Fall gehabt. Anruf. Ich könne doch sicher morgen (also heute) freinehmen und bei der Sortierung von Tante Gundulas Kronkorkensammlung helfen, nichtwahr? Nichtwahr? NICHTWAHR?
Im Moment kann ich bei uns auf der Arbeit vor lauter Hektik kaum aus den Augen gucken, ich kann also nicht freinehmen. Aber, huuuuuh! Wenn ich das so sagen würde, ich wäre das undankbare Kind, das bestimmt könnte, wenn es nur wollte, aber es will ja nicht, und überhaupt, und die Geschichte würde mir noch Jahre später immer wieder unter die Nase gerieben werden.
Also unterdrücke ich ein genervtes Seufzen und verkünde, dass ich morgen früh in der Agentur anrufen und nachfragen müsse, ich könne solchen Spontanurlaub nicht ohne Chefbefragung nehmen.
Das war ein Ast in den Speichen der Selbstverständlichkeit des Zur-Verfügung-Stehens, wurde aber akzeptiert. Ärzte und Chefs sind strahlende Lichtgestalten und stehen in ihrer Bedeutung grade mal unter Gott, und selbst das nicht immer!
Ich rief Cheffe an. Cheffe war nicht amüsiert und ich hielt auch nicht mit meiner Haltung zu der Angelegenheit hinter dem Berg. So sprach Cheffe ein Machtwort: nein, geht nicht, schon mal gar nicht so kurzfristig, ich bin momentan unverzichtbar und möge meinen Pöppes heute bitte zur Arbeit bewegen.
Man konnte am Telefon hören, dass er dabei grinste.
Das wurde so weitergemeldet – und akzeptiert. Auch wenn es inhaltlich genau das war, was ich gesagt hätte. Aber Cheffe ist erstens ein MANN (ganz wichtig) und hat den Überblick, und wenn er sagt, es geht nicht, dann geht es nicht, und zweitens ist er Cheffe und hat deswegen schon mal immer recht.
So muss ich heute nicht Tante Gundulas Kronkorken polieren und bin trotzdem ein liebes Kind, weil, wenn der Cheffe sagt, es geht nicht, dann muss das Kind gehorchen, das ist nun mal so!
Nicht, dass sie aus dieser Erfahrung lernen würden. Neenee. Da mache ich mir gar keine Illusionen. Das nächste Mal werden sie auch wieder so kurzfristig auf der Matte stehen.
Aber wenigstens heute bin ich dem mir drohenden Schicksal entronnen! YAY!
5 Kommentare:
Worum ging es denn tatsächlich? Doch nicht wirklich um Kronkorken?
Falls doch, wundern täts mich nicht so sehr. *g*
Liebste FrauKatz, laß Dich umarmen! Du mußt meine lange vermißte Schwester sein (zumindest haben wir die gleiche Mutter).
Mutter Undomiel überrascht mich auch immer wieder mit kreativen Ideen, wie ich meine Freizeit verbringen darf *tiefseufz*
Laß uns unser Kreuz gemeinsam tragen und auf den nächsten Befehl warten.
"Ich will heute nachmittag einkaufen. Du fährst mich doch, oder?"
"Ääähm, eigentlich wollte ich ..."
"Gut. Um 14 Uhr fahren wir!"
"Ja, Mum."
*Baileys und Schoki rüberschieb*
*kicher* Siehste, da war der Schlappen für die Winterstiefel.
@Zikädsche
Nein, keine Kronkorken. Da habe ich etwas rumgealbert, aber 's stimmt schon, soooo unwahrscheinlich ist es bei Familie Katz nicht. :zahn:
@Undomiel
Ohhja. „Gell, Du kommst morgen(wenn ich Glück habe)/heute Abend(wenn ich weniger Glück habe) zu meiner Einladung, servierst und deckst ein bisschen ab? Das ist sonst soooo aaaaanstrengend für mich.“
Ja, Mutter. :-p
@Pursi
...
.....
.......
Verdammt! :ugly:
Das erinnert mich an eine, ich glaube, Bierwerbung:
"Chef, meine Frau will mit mir einkaufen gehen, kann ich eher gehen?"
"Auf keinen Fall!"
"Danke, Chef, ich wusste, dass ich mich auf Sie verlassen kann!"
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