Sonntag, 31. Mai 2015

Mit MutterKatz auswärts essen. Auf den Restaurantpass natürlich.

Nach dem Bestellen stöbert sie noch ein wenig in der Karte herum um herauszufinden, ob ein weiterer Besuch in Frage käme, eventuell mit Erika oder sogar mit Erika und Traudel, warum nicht, das Kind hat ja ein großes Auto, da passen alle rein und es festigt ihren Status in der Herde, weil die alle kein Auto haben und sie diejenige mit dem netten Kind mit dem großen Auto ist.

Wir sitzen also in einem etwas gehobenen Hotelrestaurant in rustikal mit Pastelltönen und sie blättert, während ich freundlich dreinblickend meinen eigenen Gedanken nachhänge.

Plötzlich blättert sie ein wenig hektisch umher und legt dann die Speisekarte mit einem befriedigten „Aaaaah!“ auf den Tisch.

Ich wechsele meinen Blick von freundlich auf fragend.

„Hier auf der anderen Karte* steht 'Tafelspitz mit Meerrettichsauce an Preiselbeeren und Kartoffelklößen' und das kostet 6,80€ und hier auf der Tageskarte** steht 'Tafelspitz mit Meerrettichsauce an Preiselbeeren und Kartoffelklößen' und das kostet 9,70€!“ erklärt sie triumphierend. „Das ist genau das gleiche Gericht!“

„Lass mal sehen.“
Ich nehme die Karte, werfe einen Blick drauf.

„Das liegt daran, dass das eine eine***  Seniorenportion ist und das andere nicht. Die Seniorenportion ist vermutlich kleiner und deswegen günstiger.“

MutterKatz guckt wie ein kariertes Auto.
„Ach so.“

Sie nimmt die Karte und wirft einen leicht enttäuschten Blick hinein.

„Aber wer will denn auch schon Meerrettichsauce. Die mag doch keiner!“ lenke ich ab. Es funktioniert, MutterKatz schauft ungläubig und erklärt mir ausführlich, dass es sich hierbei schließlich um das frängische Hochzeitsessen handele und überhaupt und sowieso was Feines sei und Erika möge das auch und ...

Lächeln. Nicken. Liebevoll amüsiert sein. :-D


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* von dieser Karte durfte man mit Restaurantpass nicht bestellen

** von dieser Karte durfte man mit Restaurantpass bestellen

*** ist das nicht eine wunderschöne Wortfolge? Ne? 

Sonntag, 26. April 2015

Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin

Wer mich kennt der weiß, dass ich persönlich nichts gegen Großstädte habe, solange sie da bleiben, wo sie sind und mich nicht belästigen. Nachdem Großstädte dies aufgrund profunder Immobilität ja nun zu tun pflegen, existieren wir allgemein friedlich nebeneinander her.

Also, nicht direkt nebeneinander. Schon mit Abstand. So ein paar Hundert Kilometer. Siewissenschon.

Manchmal lässt sich dieser Abstand aber Aus Gründen™ nicht aufrecht erhalten und dann komme ich immer wieder frisch zu einer Erkenntnis, die ich ohnehin schon seit Jahren hege: Alle! Bekloppt!

 

Warum überhaupt? – Das Briefing

Ich arbeite seit ein paar Jahren für eine Firma, die es mir ermöglicht, ein-/zweimal im Jahr Fortbildungen/Seminare zu besuchen. Das erfreut mich und ich halte dies allgemein für eine sehr gute Idee. Aufgrund ihrer Natur finden diese Seminare gerne mal in Großstädten wie München, Düsseldorf oder Berlin statt und das Reisemittel der nicht wirklichen Wahl ist die Bahn.

Nun pflegte MutterKatz mich in Kindheit und Jugend regelmäßig per Bahn in die alte Heimat im Norden zu schleppen und eine Bahnfahrt mit MutterKatz ist genauso wunderwunderschön, wie sich erfahrene Leser des Blogs das vorstellen. Ich musste stumm und starr auf meinem Platz sitzen und möglichst flach atmen, um MutterKatz' Konzentration nicht zu brechen. Denn schließlich ist so eine Bahnfahrt ein höchst kompliziertes Unternehmen, das innerhalb einer Sekunde kippen und in Angst, Entsetzen und Pandämonium enden kann! Und dann sind wir alle tot und kommen nie wieder nach Hause! NIE!

Beschwerte ich mich über Langeweile, bekam ich zur Antwort „Guck doch mal aus dem Fenster! Guck mal, ein Baum!“ (An dieser Stelle bitte geistig Scars „Uuuiiii, toooll!“ einsetzen, bittedanke. Manchmal war es auch eine Kuh statt eines Baumes, aber das machte die Sache nur marginal besser.)

Beim Umsteigen mussten wir dann schon mindestens 30 Minuten vorher sprungbereit an der Tür stehen und sobald der Zug hielt diese aufreißen, im gestreckten Galopp zum Anschlusszug rennen, dabei andere Reisende rüde aus dem Weg rempeln, unser Gepäck und schließlich uns selbst hineinwerfen und unsere Sitze suchen. Erst dann senkte sich MutterKatz' Stresslevel von „WIR WERDEN ALLE STERBEN! AAAAH!“ wieder auf „Wir werden vermutlich alle sterben.“ ab.

So ist nun Zweierlei erklärt: warum ich schon in früher Kindheit lernte, mich selbst zu beschäftigen und warum ich Bahnfahren mit einen ausgeprägten Grauen betrachte.
 

 

Die Bahn streikt. Wie sie das halt so tut

Beim letzten Seminar war ich also auch mit der Bahn unterwegs und es war nahezu exakt so, wie ich mir das so vorgestellt hatte. Grauslich, aber machbar. Es hat mich nicht umgebracht und somit meine Abneigung gestärkt. Sagt man nicht so?

Dieses Seminar sollte nun aber während eines Bahnstreiks stattfinden. Ich mißtraue der Fähigkeit der Bahn zur Rechtzeitigkeit nun schon unter normalen Bedingungen, aber dann auch noch während eines Streiks? Soviel Konfetti würde einfach nicht in meinem Koffer passen.

Ich trug meine Bedenken meiner Teamleiterin vor, die wandte sich an einen unserer Chefs, Herrn Potter und lo and behold, es ward entschieden, dass ich AUSNAHMSWEISE(!!!) einen Mietwagen zwecks Fortbewegung bekäme. Ich war entzückt. Denn auch, wenn ich die Hälfte der Strecke im Stau stehen würde, zumindest säße ich gemütlich allein im Auto und niemand würde mir die Luft wegatmen.
 

 

Die Hinreise

Mein Miet(z)wagen. Nein, der musste jetzt sein, seien Sie mal nicht so.

Ein Citroën. Ich meine, diese seltsam verschwurbelten Buchstaben hinten auf der Kofferraumklappe sollten ein C3 bilden, aber Google zeigt mir dann nur 5Türer. Hm. Aber eigentlich ist das auch egal. Der kleine Frosch war recht flitzig und hatte eine gute Beschleunigung. Warum man mit dem Schaltknüppel bis in den Fußraum des Beifahrers schalten musste ging mir zwar nicht auf, aber auch egal. Die Funktionsweise der eingebauten Navigation war recht schnell entschlüsselt, dito alle anderen Funktionen. Da war ich mal recht stolz auf mich, nach ein paar hundert Metern kam ich mit dem Mietzwagen schon richtig gut zurecht.

Der Hinweg zeichnete sich bis Berlin durch einen bemerkenswerten Mangel an Stau aus. Ich hatte meinen Reisekindle schon neben mich gelegt und war fast ein wenig enttäuscht. Auch schienen überraschend wenige Vollhonks unterwegs zu sein. Bis auf einen Motorradfahrer in 3/4-Jeans und T-Shirt, der mit laut röhrendem Motor herumdröhnte. Die Flitzigkeit des Autos ermöglichte ein angenehm schnelles Vorankommen und als ich an so einer Bärenstatue vorbeifuhr, war mein Tank trotzdem noch zur Hälfte gefüllt. Ich war beeindruckt.

Was die Autobahn an Stau vermissen ließ, lieferte Berlin sofort nach. Wir tuckerten vor uns hin und ich stellte fest, dass auch Berliner null Ahnung davon hatten, wie man das Reißverschlussverfahren korrekt anwendet. Eventuell hätte das ein wohliges „Wir Menschen sind halt überall gleich und menschlich und hach!“-Gefühl wecken können, wenn ich nicht so grummelig darüber hätte sein müssen, dass mein Navigationsgerät mir weder anzeigte noch sagte, auf welcher der 25 Parallelspuren ich mich einordnen sollte. Also stand ich grundsätzlich links, wenn es „In 5 Centimetern rechts abbiegen“ näselte und umgekehrt.
Und das im Berliner Verkehr.
Wo mir grundsätzlich alle 2 Minuten jemand in völliger Mißachtung aller Verkehrsregeln oder auch nur des gesunden Menschenverstandes vor die Motorhaube sprang, stolperte, rollte, tollte oder fuhr.
Das nächste Mal beantrage ich einen Hubschrauber.

 

Das Hotel

Das Hotel hatte eine Tiefgarage und ich durfte darin parken. Die Richtungsanweisung „Die Einfahrt ist hinter dem Hotel“ war schon mal ausreichend, ebenjene auch zu finden. Der zusätzliche Hinweis „Und dann steht da kurz vor der Rampe ein unauffälliger grauer Pfosten vor einer gleichgrauen Wand und da müssen sie einen Knopf drücken, damit das Gitter hochgeht.“ wäre mir durchaus willkommen gewesen, aber irgendwann habe ich es dann auch gemerkt. Rückwärts die Steilrampe wieder hoch ist ja kein Thema, ich und das Fröschle sind ja jung, dynamisch und ein bisschen badass. Grunz.

Auto abgestellt, reingelaufen. Es roch nach Schwimmbad und für einen Moment bedauerte ich ein wenig, meinen Badeanzug nicht mitgenommen zu haben. Andererseits hatte ich aber für diesen Tag auch genug von Menschen, egl ob trocken oder nass. Das Hotel ist ein Appartmenthotel, man hat also quasi eine kleine Wohnung und kein typisches Hotelzimmer. Glücklich dort angekommen entlud sich die Anspannung des Tages erst einmal in einem kleinen Hissy Fit.
  • Das Licht ging nicht
  • Das Zimmer war ebenerdig und die Vorhänge durchsichtig
  • Es gab keine Fenster, nur Türen, und ich schlafe ganz gerne bei zumindest gekipptem Fenster, aber die Türen kann ich doch nicht einfach die Nacht über auflassen
  • Die Lüftung brummte wie ein besoffener Grizzly
Nach ein wenig Mimimi, unzweifelhaft auch ein wenig dem Hunger geschuldet, löste sich dann alles in Wohlgefallen auf:
  • Wenn man die Zimmerkarte in den dafür vorgesehenen Slot neben der Tür steckt, geht auch das Licht, ne?
  • Die Vorhänge hinter den durchsichtigen Vorhängen waren wunderbar blickdicht
  • Die Türen ließen sich kippen
  • Die Lüftung ließ sich ausschalten
Alles wieder fluffig. Ich fragte an der Rezeption noch, in welchem Raum mein Seminar stattfinden würde, gönnte mir Zimmerservice, duschte und fiel ins bequeme Bett.

 

Der Seminartag


Ich war recht früh auf den Beinen, zweifelsohne die unterbewusste Irritation darüber, dass nicht alle 2 Minuten irgendwelche Katzen über mich drübertrampelten. Duschen, fertigmachen, packen. Gepäck schon mal ins Auto bringen, Schlüsselkarte abgeben, Zimmerservice bezahlen.

Dann frühstücken. Ich stand mit meiner Frühstückskarte etwas verloren herum, doch da kam eine in die typische Uniform (schwarze Bluse, auberginefarbener Rock bis zum Knie) der gehobenen Hotels gekleidete Frau schnurstracks auf mich zu. Ich hielt ihr die Karte hin und fragte, ob ich ihr die geben müsse. Frau Auberginenrock blickte mich eisig an und meinte, nein, sie arbeite hier nicht, sie sei auch ein Gast.

Whoops.

Ich entschuldige mich natürlich. Glücklicherweise war die Dame später nicht in meinem Seminar. Wir trafen allerdings auf dem Gang noch 2x aufeinander und ich war sehr froh darüber, dass Blicke keinen körperlichen Schaden hervorrufen können.

Ich latschte dann in den Raum, der mir am Vorabend als Veranstaltungsort genannt worden war. Offensichtlich hatte es da am Morgen aber noch eine klitzekleine spontane Änderung gegeben, denn in diesem Raum fand eine Veranstaltung von Frosta statt.

Whoops².

Glücklicherweise waren die Frostianer ebenso cool wie ihre Produkte, wir lachten alle darüber und ich suchte mich zu meinem echten Raum durch. Da war ich dann 1 Stunde zu früh dran und konnte mir den besten Platz raussuchen. \o/

Das Seminar selbst war sehr interessant. Es waren keine Karrierebrötchen in Nadelstreifen vorhanden, sondern eine richtig bunte Mischung unterschiedlicher Charaktere, was ich immer höchst faszinierend finde. Ein Teilnehmer, Typ „Rüdiger Hoffmann als ältlicher Ingenieur verkleidet“, schien sich allerdings unter dem Seminar etwas anderes vorgestellt zu haben und fühlte sich im Laufe des Tages immer sichtbarer fehl am Platze. Das endete damit, dass er 90 Minuten vor Schluss während die Seminarleiterin sprach am Platz sitzend mit seinem Handy telefonierte und sich dann 20 Minuten später entschuldigte, er müsse noch wohin, und so, und ja.

Wir waren da alle nicht wirklich böse drüber. Er schien überhaupt das Prinzip des Internets nicht verstanden zu haben und hielt es wohl ausschließlich für eine Austauschplattform der gebildeten Elite (*grunzlach*), um technische Neuerungen zu veröffentlichen, Forschungen zu betreiben und sich eben gegenseitig die intellektuellen Gonaden zu schaukeln. Es stieß ihm sichtbar auf, dass sich der plebejische Pöbel auch im Netz aufhält, ja igitt.

 Nun ja, der Rest der Gruppe konnte jedenfalls einiges an Wissen und Anregungen aus dem Seminar ziehen und ich werde zusehen, dass ich bei der Dozentin mindestens noch einen weiteren ihrer Kurse belege. Die ist nämlich ausgesprochen großartig und trotz aller fachlichen Wissenvermittlung auch noch unterhaltsam. Sowas ist selten.
 

 

Der Heimweg

In Ermangelung von Hunger fuhr ich dann gleich im Anschluss an den Abschluss los. Der Rest der Gruppe flog, aber das wäre bei mir ja sinnlos. Ich wohne in der fränkischen Steppe, da ist weit und breit kein anständiger Flughafen.

Der Heimweg war auch wieder staufrei, dafür war die Honkdichte größer. Aufgetusste Girlies, die bei 130 auf der Mittelspur herumeierten, weil sie nicht auf die Straße sondern tippend auf ihr Smartphone glotzten, Lastwagen, die 5 Meter vor mir einfach mal auf meine Spur wechselten und Audifahrer, die es nicht ertrugen, dass ich sie mit meinem kleinen Flitzefrosch überholt hatte.

Außerdem stellte ich fest, dass blaue Autos, also richtig blau, nicht dieses silbergraublaumetallic, fast immer Schleicher sind. Kaum sah ich ein blaues Auto auf meiner Spur, wechselte ich auf die entsprechend linkere und lag damit immer richtig. Ein Faszinosum an Rande.

Daheim angekommen stand auch noch ein Rettungswagen vor dem Haus, aber es war wohl doch noch alles gut gegangen. Die alte Dame unter mir wurde aber trotz ihres Wiederwohlbefindens ins Krankenhaus gebracht. Der Kater freute sich darüber, dass ich wieder da war, die Katze guckte ein wenig befremdet und brauchte bis Samstagmorgen, aber dann wollte sie auch wieder schmusen.

 

 

Fazit

Ein großartiges Seminar.
Eine tolle Fahrt und auf jeden Fall besser als Bahnfahren.
Blaue Autos sind Schleicher.

Und wie immer: Alle bekloppt.

Sonntag, 22. Februar 2015

Das Geheimnis des verschwundenen Katers

Ja.

Äh.

Je länger man nicht bloggt, desto schwerer ist es, da wieder reinzukommen. Das wird jetzt also erst mal etwas hakelig die nächste Zeit werden. Richtet euch darauf ein.

Fangen wir mir einem Klassiker an: der MutterKatz-Geschichte.

MutterKatz füttert meine Katzen, wenn ich unterwegs bin und ich fütterte ihre Katzen, wenn sie unterwegs war. Natürlich ist sie deutlich häufiger unterwegs als ich, weil sie ständig mit ihren ganzen Vereinen auf irgendwelche Städtereisen geht, aber wer führt darüber schon Buch.
(Ich.)

Dieses Wochenende fielen zwei Feiern auf ebendieses. Eine liebe Freundin feierte auf einem Ferienhof im Ostharz Geburtstag und ein lieber Onkel feierte in Löwenburg seinen 80. Geburtstag. Ich also Freitag früh Feierabend gemacht, durch den wilden Osten Richtung Ferienhof gedüst, einen tollen Tag mit wundertollen Menschen verbracht, Samstag nachmittag wieder zurückgedüst (und zwar über den Rennsteig; WTF, Navi?), Sonntag vormittag MutterKatz abgeholt, nach Löwenburg gedüst und mit der Familie gefeiert.

Aber darum geht es jetzt erst mal nur am Rande. Weil ich im Ostharz war, hat MutterKatz meine Katzen gefüttert. Normalerweise kriegt sie das ganz gut hin, auch wenn sie dazu neigt, durch Chaos, Pandämonium und Katzenürgs zu waten und nichts davon mitzubekommen. Freitag abend und Samstag früh lief soweit wohl auch alles gut, nur Samstag Abend konnte sie den Kater nicht finden.

Sie fing also an zu rufen und zu suchen. Brachte nichts, der Kater blieb verschwunden. Sie schrieb mir einen Zettel, legte den auf den Teppich im Flur und stellte ein Glas drauf. Nachdem die neue Katze, Mimi, diesen Teppich bei ihren Kavaliersstarts oft meterweit durch die Gegend pfeffert war ich froh, das Glas noch in intaktem Zustand vorzufinden.

Ich stelle also meinen Koffer hin, mache die Tür zu, lese den panischen Zettel.

„DER KATER IST WEG UND ICH HABE ÜBERALL GEGUCKT UND GERUFEN! RUF MICH SOFORT AN!!“

Ich gehe ins Wohnzimmer, ziehe die Box aus dem Regal, der Kater kommt durch das Loch in der Rückwand hinterm Schrank hervor, gurrt zur Begrüßung und geht dann erst mal den Napf leerfuttern.

Die meisten werden sich erinnern, den anderen werde ich es gerne in Kurzfassung erklären: im Wohnzimmer stehen die Schränke so, dass der Kater dahinter kommt, dann aber denkt, er käme da nicht mehr weg und somit sitzt er hinter dem Schrank fest.
Deswegen musste ich ein Zwischenregal immer komplett vorziehen, damit er wieder rauskam. Das fand ich auf Dauer doof und ließ dann den Mann einer Freundin ein Loch in die Rückwand des Regals sägen. So muss ich nur noch einen Karton, der davor steht, wegziehen und das Katertier kann ohne Aufwand befreit werden.

Nun muss noch hinzugefügt werden, dass diese „Kater hängt ständig hinter dem Schrank fest“-Geschichte eiiiiiiiiiiiiiiiigentlich permanent präsent ist, weil der Vollhonk das eben regelmäßig macht. Ich habe darüber erzählt und gejammert, als ich noch das Regal wegziehen musste, ich habe groß und ausführlich darüber gesprochen, als Marcel das Loch in die Rückwand des Regals gesägt hat, ich habe es MutterKatz mindestens einmal gezeigt und auch sonst immer mal wieder erzählt, dass der Katerhonk schon wieder dahinter saß und ich ihn schon wieder rauslassen musste und wie froh ich bin, dass Marcel das Loch in die Rückwand gesägt hat.

Der Umstand „Kater hinter Schrank“ ist also kein geheimes Geheimwissen für Katzland-Interne sondern eine meiner Lieblingsgeschichten und mittlerweile eigentlich auch schon Familiengesprächskulturerbe.

Nun hat MutterKatz aber auch, sagen wir mal, GANZ LEICHTE Probleme damit, irgendwem zuzuhören, doch selbst für sie ist es eine reife Leistung, alle bislangigen Schrankkater-Erzählungen nicht mitbekommen zu haben.

Wie dem auch sei, ich rief sie an.

*ringring*
„Hallo?“
„Hallo Möm.“
„HAST DU DEN KATER GEFUNDEN??“
„Ja, er war ...“
„GOTT SEI DANK! WO WAR DER DENN??“
„Hinterm Schrank.“
„Und ich habe gerufen und gerufen und er hat nicht ein Mal gemaunzt! Und ich dachte er sei hinter dem Arbeitszimmerschrank und kriegt keine Luft mehr!“
„... wieso keine Luft mehr?“
„Ja, ich weiß auch nicht! Das habe ich eben gedacht!“
„Mama, der war wie immer hinter dem Wohnzimmerschrank.“
„ABER WARUM MACHT ER DAS DENN NUR??“
„Keine Ahnung. Da musst Du ihn fragen.“
„Er soll das einfach lassen!“
„... ich sag's ihm.“
„Das konnte jetzt ja auch keiner ahnen!“
„Mama, ich erzählte mindestens einmal die Woche, dass er wieder dahintersaß und ich ihn durch das Loch, das Marcel gebohrt hat, wieder rauslasse.“
„Aber so richtig gezeigt hast Du es mir noch nicht.“
„Doch.“
„Nein!“
„Doch.“
„Nein! Und außerdem soll er da nicht mehr hinter!“
„Ich sag's ihm.“
„So aufgeregt war ich! SO AUFGEREGT! Ich muss das gleich Erika erzählen!“
„Das tut ...“
*klick*

Ich habe dann auch mal aufgelegt und bin mir ziemlich sicher, dass MutterKatz die Geschichte erst mal in ganz Katzfurt weitererzählen musste.

Wenigstens hat sie dieses Mal nicht einen meiner Nachbarn (weil man in solchen Situationen einen Mann braucht! Männer sind in allem kompetenter, auch im Gucken und Katerfinden!) rausgeklingelt und in meine Wohnung geschleift, damit die den Kater suchen. Immerhin. Man soll ja immer das Positive sehen.