Donnerstag, 27. September 2007

Das große Krabbeln

Bio ist, ohne jeden Zweifel, ziemlich toll. Außerdem tut es mir gut, also schleppe ich tagein, tagaus Biokörner, Biotrockenfrüchte, Biomehl, Bionüsse und sonstigen Biokrams vom Bio(super)markt nach Hause und fühle mich gut dabei. Denn Bio ist gesund und lebendig.

Manchmal zu lebendig.



Denn nicht nur ich finde Bio toll. Kleine, nette Tierchen finden Bio auch toll. Und weil die kleinen, netten Tierchen leider an die Packung, die sie bezogen haben, kein Klingelschild hängen, schleppt man sie manchmal in ebendieser Packung ahnungslos mit nach Hause.

YUCK!

Ich habe zwei Vorratsschränke, einen links unten, einen rechts oben. Links sind Nudeln, Biofertigpamps, Dosen und Tomatensaucen (Bio) in den verschiedensten Variationen. Rechts oben sind Nüsse, Trockenfrüchte, Mehl, Haferkleie und Naschkrams zu finden. Rechts hinten hängt ein Regal, auf dem meine Teevorräte, Reis, Gries, Couscous, Hirse, Bulgur, Kakao und alle Gewürze stehen. So zur besseren Vorstellung der Angelegenheit.

Der letzte Dienstag beginnt ganz normal. Normal geht so: ich stehe auf, füttere die Katzen, gehe ins Bad um mich soweit zurechtzubiegen, als daß ich unter Angehörigen meiner Spezies nicht mehr allzu auffalle, gehe in die Küche, schmiere mir meine Brotzeit für Mittags und verschwinde dann für 9 Stunden, um das Geld für Biolebensmittel und -katzenfutter heranzuschaffen.
An jenem Dienstag *donnergrollen* war aber in der Küche Schluss mit normal. Denn der Kater, mein kleiner, haariger Held, rannte aufgeregt auf den Hängeschränken herum und gurrte aufgeregt. Trotz frühmorgendlichem Tran wollte ich natürlich wissen, was mein Katertier so erregte. Oh, da krabbelte ein kleines Räupchen an der Decke. Hey, Schmetterling. Niedlich.
Oh, da drüben krabbelte noch eines. Hu?
Oh, da hinten krabbelten noch zwei die Wand hoch. ... ohoh!

Nicht gut.

Ich nahm mich der Raupen an. Beruhigt war ich trotzdem nicht sonderlich, denn ich wurde den schwelenden Verdacht nicht los, daß da, wo die herkamen, noch mehr sein könnten. Zur Arbeit mußte ich trotzdem, Insektenvertilgungsdevices kosten schließlich auch was. Zumindest wußte ich nun schon, wie ich den Abend verbringen würde. Whoopie. :p

Durch erschöpfende Internetrecherche war dann recht schnell klar, daß ich die Dörrobstmotte mit ihren wanderfreudigen Raupen zu Besuch hatte. Ja super. Motten mögen noch so sehr eigentlich zu den Schmetterlingsarten gehören, bei mir daheim will ich sie nicht haben. Basta.
Außerdem war ich sehr dankbar für das Internet, denn wenn man so ganz öffentlich erzählt, daß man Lebensmittelschädlinge hat, dann denkt der durchschnittliche tumbe Tor da draußen im RL schließlich, daß die eigene Küche ein Drecksnest wäre.

Nein, liebe Kinder, diese Motten bekommt man, indem man sie unbemerkt einschleppt. Das könnte selbst Meister Propper passieren und ist kein Anzeichen für mangelnde Hygiene. So. Pfht!

Was tut man jetzt also? Mir fielen nur die Schlupfwespen ein, die man sich im Baumarkt bestellen kann. Motten mit Wespen zu bekämpfen mag zwar sehr biologisch und raffiniert sein, aber irgendwie mußte es doch auch anders gehen. :uhoh:
Ich recherchierte also ein wenig.

Abends ging ich dann quasi von hinten vor: zuerst wurden die Schränke und Regale überprüft, die am unverdächtigsten waren. Nudel & Co waren völlig in Ordnung, ebenso Tee und Gewürze. Puuuuh. Im Schrank rechts oben wurde ich dann fündig. Nein, ich will nicht näher ins Detail gehen. Nie wieder Rosinen aus dem Reformhaus. Nur noch Alnatura. Bäääääärch!

Das übliche Prozedere folgte: ich verwies die Brutstätten (igitt!) des Schrankes und deportiere sie in eine Mülltüte. Verdächtige Lebensmittel (eigentlich alles, was da oben im Schrank stand, auch wenn es unauffällig aussah) wanderten ebenfalls in die Tüte. Dann folgte die große Essigessenzschlacht von 2007, unterstützt von Wattestäbchen und ganzen Kompanien von Haushaltstüchern.

Die Katzen fanden das natürlich ganz toll. Endlich mal was los in der Bude!
Nach der Entwesung stopfte ich alles verbliebene in Tupperwarebehälter. Das soll ja angeblich das Einzige sein, das diese Viecher nicht knacken können. Auch die nachgekauften Vorräte landeten stehenden Fußes in Tupperware. Yuck! In der Hinsicht gehe ich keinerlei Risiko mehr ein.

Nett übrigens auch die Tips, die man im Internet so findet:

„Vorbeugung gegen den Befall:
Die beste Maßname ist das Vermeiden der Einschleppung.“

Ja. Danke auch. Und die beste Vorbeugung gegen Schnupfen ist, ihn gar nicht erst zu bekommen.


„ [...] Ausbringen von Repellentien (Duftstoffen die die Insekten nicht mögen). Vorbeugend anwenden kann man: Arvenöl, [...]“
Arwen-Öl? Ich glaube, ich will nicht wissen, wie das ... nein. Brainbleach! Brainbleach!


„Die fliegenden Insekten fängt man am besten mit dem Staubsauger, den Staubbeutel danach sofort verbrennen.“
Gut, fliegende Motten hatte ich zum Glück noch nicht. Ansonsten hätten die Nachbarn nicht schlecht gestaunt, wenn ich des Nächtens unten auf der Straße meinen Staubsaugerbeutel verbrannt hätte. Gut, ich hätte behaupten können, das sei ein Julfeuer und ich schon immer schlecht in Kalender gewesen ...

Äh. Nein. Lieber nicht.


Bis jetzt scheint es jedenfalls so, als wäre ich die Viecher losgeworden. Hoffen wir mal das Beste.

Dienstag, 25. September 2007

Ha? – Aha!

Man stelle sich vor, daß wir folgendes Handygespräch im Bus belauschen:

„Ja klar, das klappt.„ [...] „Gut, ich komme dann gegen 19 Uhr vorbei.“ [...] „Die zweite Haus? Okay.“ [...] „Bis dann.“

Welcher Sachverhalt liegt vor?

a) Ein Franzose spricht ganz gut Deutsch, hat aber so seine Probleme mit den Artikeln.
b) Ein Einheimischer hat gravierende Probleme mit seiner Muttersprache.
c) Ein Seriophiler telefonierte mit einem Gleichgesinnten und wurde gebeten, die zweite Staffel Dr. House zum Videoabend mitzubringen.

Donnerstag, 20. September 2007

Kinder und Kino


“Children should be seen but not heard.” Partially true, though I’d like to add ‘smelt’ to the list of unwanted senses. But when it comes to cinemas, I don’t think children should be - full stop. As in, they shouldn’t be in the screenings, they shouldn’t be around the sticky food counters, they shouldn’t be clogging up the toilets. They shouldn’t even be outside the cinema, as you'd be polluted by them on your way inside.

It’s not like I hate toddlers in the cinema. I also hate pre-teens, teenagers and young adults. In my book all of them have lower than average attention spans and a sacrilegious lack of respect for the sanctity of film. Loud, physically offensive, disruptive and stupid, these age-groups should not be allowed to mix in enclosed spaces with the rest of society. As a rule, idiots annoy me, and when little dribbling idiots are actually brought to the cinema by their idiot parents then it’s a double whammy. I watched The Departed in America and some fools brought their toddler with them, who promptly became bored and fidgety. Was it the toddler’s fault? Partially – they should learn to know when to keep still. But how that “good idea” popped into the parents’ heads is a mystery. Idiots.


Montag, 17. September 2007

Die Physiker



Daß Physiker oft ein liebenswert skurriles Völkchen sind, konnte ich ja schon ein paar Mal quasi live feststellen.
Physiker tinkern mit den Bestandteilen des Universums herum, heben die Rockzipfel von Universen hoch und spähen in den Hinterhof der Gravitation. Kurz, sie benehmen sich wie ein Haufen neugieriger Kinder und entdecken so die Geheimnisse des Daseins.

Was wenig, wenn nicht gar nichts mit dem zu tun hat, was in Schulen unter der Bezeichnung „Physik“ gelehrt wird. Aber das ist eine andere Baustelle.

Eine gewisse Berühmtheit, auch in eher wissenschaftsfremden Kreisen, hat beispielsweise das Gedankenexperiment von Herrn Schrödinger erlangt. Darin geht es um die verrückte Welt der Quanten. Zur Erinnerung:


Eine hypothetische Katze sitzt in einer Schachtel, in der ein Atom einer radioaktiven Substanz an ein Gefäß mit Blausäure geheftet ist. Zerfällt das Teilchen innerhalb einer Stunde, löst es einen Mechanismus aus, durch den das Gefäß zerbricht und die Katze vergiftet wird. Geschicht das nicht, überlebt die Katze.

Da wir aber nicht wissen, welcher der beiden Fälle eintritt, haben wir wissenschaftlich keine andere Wahl, als die Katze als zu 100% tot und gleichzeitig zu 100% lebendig zu betrachten.



Ein sicherlich faszinierendes Gedankenspiel, das mir mit meiner ganz speziellen Sicht auf die Dinge zumindest eines zeigt: Schrödinger hatte keine Katze. Schon mal versucht, eine Katze mittels Zwang in eine Schachtel zu stopfen? Hm? Eben.

Es ist ja nicht so, daß Katzen Schachteln nicht mögen würden. Katzen lieben Schachteln. Die Schachteln müssen lediglich zwei, drei Nummern zu klein sein und schon üben sie eine unwiderstehliche Anziehungskraft (felide Schachtelgravitation) auf alle Miezen im Umkreis von 500 Metern aus.
Nur müßte man in diesem sehr realistischen Fall nicht mit radioaktiven Atomen und Gefäßen mit Blausäure herumhantieren. Man müßte die Katze einfach in den heraushängenden Hintern pieksen und könnte sofort feststellen, ob sie noch lebt. Ich will jetzt nicht sagen, daß Quantenphysiker anstatt Katzen mit Blausäure in Schachteln zu stopfen vielleicht doch lieber nach heraushängenden Atomhintern suchen sollten, aber ... och, joh, warum eigentlich nicht? Es würde die Sache doch sehr vereinfachen, oder?

Warum mußte es überhaupt eine Katze sein? Warum „Schrödingers Katze“? Warum nicht „Schrödingers Hamster“? Oder „Schrödingers Goldfisch“? Meinetwegen auch „Schrödingers Yorkshire-Terrier“. Nein, es mußte eine Katze sein, die in einer Schachtel neben einem radioaktiven Atom und einem Gefäß mit Blausäure sitzt.

Würden sich unsere Lebensdaten ein bisschen besser decken, ich hätte da ja so das eine oder andere Wörtchen mit Herrn Schrödinger zu reden. Aber nun wird es wohl schon zu spät sein, das Ruder herumzureißen und das geflügelte Wort von „Schrödingers Rosettenmeerschweinchen“ zu prägen.

Verdammt!

Sonntag, 16. September 2007

Die Schdad där Lihbä!

'sch wäre dann mal wieder zurück. Nicht, daß es groß aufgefallen wäre, daß ich weg war, nä?

Ich weilte in Frankreich, direkt in der Stadt der Liebe: Paris. Direkt in Paris waren wir genau genommen zwar nur einen Tag lang und den Rest verbrachten wir in der großen amerikanischen Zweigstelle im Marne-la-Vallee, aber mei.

Ich lernte viele interessante Dinge. Was „moisissure“ heißt beispielsweise. Daß ein hektisch-panisch hervorgestoßenes „Je suis allergique à moisissure!“ mit unterstützendem Wedeln der Riesentüte mit Medikamenten unter Umständen bewirkt, daß man ein deutlich besseres Zimmer bekommt. Ohne Moisissure à la douche. Wir Deutschen sind ja bekanntlich überpingelig.

Vor allem aber traf mich verblüfft die Erkenntnis, daß etwas, mit dem man mich jahrelang in der Schule folterte, auf lange Sicht nun doch im Wahren Leben®© hilfreich sein kann. Hätte sein können vielmehr. Französisch nämlich.
Leider waren meine Französischkenntnisse nach jahrelanger Vernachlässigung nur noch marginal und geisterhaft vorhanden, was mich die ganzen fünf Tage maßlos ärgerte; erinnerte ich mich doch noch gut an meine beiden vorherigen Abstecher kurz nach dem Abi ins Froschland, als ich mich konversativ noch recht flüssig mit den Eingeborenen austauschen konnte.

Merde!

Ich nahm mir also schon am Flughafen vor, diesen Mißstand abzuschaffen und möglichst viel Französisch zu sprechen. Bewaffnet mit Sprachführer und Wörterbuch nähere ich mich den Franzosen, nur um immer wieder die gleiche frustrierende Erfahrung zu machen:

Ich sage etwas auf Französisch.
Der Franzose rattert mit der Schnelligkeit eines Schnellfeuergewehrs etwas auf Französisch zurück.
Ich mache ein extrem blödes Gesicht, inklusive offenstehendem Mund, und versuche im Geiste, das eben Gesagte erst mal zu sortieren.
Der Franzose guckt mich an, seufzt innerlich und schaltet *klick* auf englisch um.


Aber ich gebe nicht auf und foltere sich windende Franzosen auch weiterhin mit meinem gestammelten Blödsinn. Nach den fünf Tagen habe ich den Eindruck, daß es sich mittlerweile zumindest um teilweise verständlichen, gestammelten Blödsinn handelt. Zumindest bekomme ich meine Crêpes nur mit Zucker, genau so, wie ich sie wollte.

Hurra! Ein kleiner Schritt in der Völkerverständigung, ein großer Schritt für die Katzheit.

Jedenfalls habe ich mir schon so einen Vokabeltrainerkarteikasten mit Lehrbuch und CD besorgt. Da werde ich mich abends immer mal hinsetzen und meine Kenntnisse auffrischen. Vielleicht werde ich auch mal die Volkshochschule beehren und ein kleines Kürslein absolvieren. Oder ich besuche ganz oft meine Tante, die ist ja eine waschechte Französin. Wozu hat man schließlich Familie? ;o)

Dann werde ich wieder nach Frankreich reisen und dann wird mir auch wieder jeder sagen, wie gut ich doch Französisch spräche. Und nicht nur die Franzosen, die Angst davor haben, daß ich sie mit meinen gesammelten Drogen ins Jenseits prügle.