Samstag, 21. Oktober 2006

Verlegenheitsposting

Als Blogger steht man ja hin und wieder vor dem Problem, daß sich nichts bloggenswertes ereignet. Dann kann man natürlich den Weg des gringsten Widerstandes gehen und darüber schreiben, was man so den ganzen Tag über gemacht hat.

„Went shopping. Ate Schnitzel. Read a book. Anvil fell on me. Ouch.“

Den Weg gehen ca. 80% aller Blogger, die ich kenne. Statistisch natürlich kein aussagekräftiger Wert (Gruß an die empirische Sozialforschung). Nach spätestens drei Zeilen setzt dann mein automatischer Bullshit-Detektor ein. Das ist eine kleine Stimme in meinem Kopf, die sich ungefähr so anhört: „Jaajaaa, jaaaa, blaaaaah blaaaaaah blablablaaaaaah. [...] Laaaaaaaaaangweilig!“

Na schön, aber ich mag ja auch keine Soapoperas und Telenovelas. Big Brother ist ebenfalls völlig an mir vorbeigelaufen. Ich bleibe dann bei meinen Klatschblogs und gut is'.


Dann kann man natürlich auch einfach nichts schreiben, bis wieder was passiert. Oder man sich wieder so inspiriert fühlt, daß man das Nichts, das passierte, in so treffende Worte zu kleiden vermag, daß es doch glatt wie Etwas aussieht. Das ist dann zwar konsequent, aber auch enttäuschend für jemanden, der das Blog liest und einen neuen Eintrag toll fände.
Je größer der Leserkreis, desto größer der Druck. Ceterum censeo, daß Stina und Centi mal wieder bloggen könnten. Kähähähähähähä.

So gesehen kann mir also nichts passieren.

Letztendlich gibt es dann noch eine dritte Möglichkeit: das Verlegenheitsposting. Man sucht sich einen allgemein bekannten und beliebten Allgemeinplatz und philosophiert da ein wenig drüber. Autofahrer beispielsweise. Wie sie nie blinken und überhaupt alle fahren wie die gesengten Säue. Hartz IV. Schwarz-kursive User. Der Sinn des Lebens. Oder Katzen.

Oh, oder man postet einen Liedtext, eigentlich völlig egal, welchen, und setzt einen Smilie oder ein Wort darunter. Das erweckt den Eindruck von tiefen Empfindungen und überhaupt. Jap.

Oder einen der beliebten „Wer bist Du“ Tests. Aus sämtlichen Bereichen der medialen Landschaft.

Ich habe mich, wie unschwer zu erkennen ist, für das Verlegenheitsposting entschieden. Weil einfach nix passiert ist. Bis auf das tolle Wochenende mit Nike und der kleinen Nike (Thiiiiiiii! Cat-sized!) sowie der Sache mit der Musikakademie. Oh, und von meiner Großtante und meinem Großonkel habe ich auch noch nichts erzählt.

[...]

Demnächst dann.

Donnerstag, 12. Oktober 2006

Götterspeise

Allen, die jetzt den „Was ich auf meinen Reisen lernte“-Beitrag erwarteten, sei ein herzhaftes, nelson'sches „HA-HA!“ entgegengeschleudert.

Urlaube muß man erst verarbeiten. Man muß darüber sinnieren, philosophieren, sich nachträglich an ihnen delektieren, sie sezieren, rekonstruieren, angemessene Beschreibungen formulieren und dann erst kann man das umfassende Erlebnis, das ein Urlaub darstellt, angemssen describieren.

Stattdessen werde ich aus aktuellem Anlass über Katzenfutter referieren.

*räusper*



Tierfutter an sich ist ein riesiges Geschäft. Die Zielgruppe ist groß und immer auf der Suche nach einem noch besseren Futter für unser emotionales Backup, das zwitschernd, fiepend, schnurrend oder wuffelnd bei uns daheim herumhängt. Vergleichbar ist das mit Babyfuttery Babynahrung, die ähnlich gute Vermarktungsmöglichkeiten bietet.

Die Meinungen über Tierfutter sind ebenso vielgestalt wie emotional. Hat man einmal das Futter seiner Träume entdeckt, das den kleinen, pelzigen (oder federigen) Liebling gesund bis hin zu einem gar methusalix'schen Alter bringen wird, wird man es mit Verve bewerben und seinen Ruhm zu mehren versuchen. Ähnlich wie bei den Zeugen Jehovas, nur sozial noch nicht so geächtet.



Der unbedarfte Tierbesitzer wird erst mal vor seiner Neuerwerbung sitzen (der ihn ebenso skeptisch vom Teppich aus beäugt) und zwischen Begeisterung und bangen Zweifeln hin- und hergerissen sein. Irgendwann dämmert es ihm aber: man sollte das Tierchen auch füttern. Eine gute Idee und der erste Schritt um zu einem verantwortungsbewußten Tierhalter zu werden.
Folglich legt er beim nächsten Aldi-Einkauf das erste Mal einen Zwischenstop bei der Tiernahrung ein. Die Auswahl ist übersichtlich, man packt ein bisschen was ein und das Tier dürfte es auch futtern.



Irgendwann später wird unseren Tierhalter aber auch der Lockruf der Tierbedarfshandlungen ereilen. Fressnapf und wie sie nicht alle heißen. Hier ist die Auswahl schon größer, auch an etwas teurerem Futter, das mit der Nahrung noch das gute Gefühl vermittelt, seinem Liebling was besonders Gutes zu tun.



Dann wird sich der Dosenöffner in bestimmte Kreise verirren: die Kreise der Tierexperten. Und ihm wird eine niederschmetternde Erkenntnis vermittelt: so ziemlich jedes Tierfutter, das im Discounter, Supermarkt oder in den Tierhandlungen verkauft wird, ist Mist. Whiskas, Felix, Gourmet, Sheba – alles Schrott.
Er hat seinen kleinen Liebling, das Licht seines Lebens, die Sonne seines Himmels, die ganze Zeit völlig falsch ernährt und es ist ja ein Wunder, daß besagter Liebling nicht schon unter schweren Fehlernährungserscheinungen röchelnd auf dem Teppich herumrobbe.

Hier setzt dann ein extremes Schuldgefühl ein und Dosi investiert sein Geld statt in Aktienfonds fortan in Almo Nature.

Seine Katze wird daraufhin natürlich sofort die Nahrungsaufnahme verweigern, weil sie sich schon so an die Geschmacksverstärker, Farb-, Konservierungs- und Lockstoffe des Billigfutters gewöhnt hat und der Haussegen hängt einige Tage definitiv schief.

Dosi fühlt sich frappierend wie ein Elternteil, das seinem rotzigen Teenagerkind verzweifelt ein „Aber ich will doch nur Dein Bestes!“ entgegenschluchzt, während das Balg sich nicht den Deut drum schert.
Man sollte meinen, daß man solchen Situationen entgeht, wenn man statt Kindern pelzige kleine Tierchen hat.

HA!

Von wegen.
Wenn der Privatsekretär des Tierchens Glück hat, findet er irgendwann das Futter, das sowohl sein Gewissen beruhigt als auch der Katze schmeckt. Von rosa Angeln mal abgesehen ist ein solches Futter der heilige Gral, die verlorene Stadt Eldorado und der versunkene Kontinent Atlantis: wenn man es findet, wird man das Glücksgefühl für den Rest seines Lebens nicht mehr los.

Meine Odyssee fand ein glückliches Ende, als ich Pfotino fand. Hochwertiges (Bio)Katzenfutter, schmackhaft und appetitlich. Die Katze hörte auf, täglich zweimal auf den Teppich zu ürgsen und der Kater bekam ein Fell wie Seide. Es war toll.

Aus medizinischer Sicht spricht zwar nichts dagegen, die Miez ein Leben lang mit Aldifutter zu ernähren. Tierfutter unterliegt strengen Kontrollen und es wird dafür gesorgt, daß die kleinen Pummelpopos alles an Taurin und Sonstigem bekommen, das sie brauchen.
Schließlich futtern sie auch Mäuse. Igks.

Hat man aber ein besonders empfindliches Exemplar daheim, kann eine Umstellung auf sehr hochwertiges Futter teilweise Wunder wirken.
Darüber hinaus ist das Luxusfutter auch oft sehr schmackhaft und wir erfreuen unsere kleinen Lieblinge damit. Und wer will das denn nicht?

Dienstag, 10. Oktober 2006

Internes

Ich fühlte in mir das enorme Bedürfnis, ein paar Dinge zu kommentieren. Ich wählte eine vertraute und unverfängliche Form dafür.

Für Leser, die nicht aus Dem Forum kommen, wird das jetzt wenig Sinn machen. Aber das ist ja praktisch eine Nullmenge.


Neulich im OT

Alle Jahre wieder

Von Babys und anderen Menschen

Ein Tag im Leben eines (Co)Mods



Surreales

Ich war also neulich einkaufen. Im Biosupermarkt natürlich. Ich schlendere durch die Regalreihen, packe so dies und das in meinen Bolga-Korb (Thiiii!) und lande schließlich an der Kasse, wo eine neue Kassiererin angelernt wird.
Die exakt so heißt wie ich.
FrauKatz. Vor- und Nachname.
Genau wie ich.



In meiner Individualität zutiefst erschüttert (ich meine, sie war auch blond!) ging ich nach Hause und erwog eine Umbenennung.
Dann erinnerte ich mich aber daran, daß ich das ja schonmal versucht hatte. Ich wollte den Mädchennamen von MutterKatz annehmen, schon wegen des schicken „ß“ darin.
Das Ende der Geschichte war, daß die Öffentlichkeit ein Recht darauf hat, daß ich identifizierbar bleibe und ich nur ein Recht auf Namensänderung hätte, wenn der Leidensdruck durch meinen momentanen Namen exorbitant wäre. Dahmer, Hitler, Göbbels oder so. Ansonsten nicht.

Der nette Beamte gab mir aber noch einen heißen Tip: „Heiraten Sie doch einfach.“


Ja. Danke auch. Freiwillige?





Bevor ich mich in einer Art Uglymanie verirre, hier lieber ein weiterer Beitrag aus der Reihe „Mitt der Ottografieh auf Duh und Duh“.
Diesmal zu 50% inspiriert von P'pyrrr.
„Meister P'pyrrr wäscht so sauber daß man sich drin spiegeln kann.“

[...]

Ignoriert das. Ich stehe zur Zeit unter enormen Stress. Der braucht irgendein Ventil.

*räusper*
Also. Der Mensch an sich guckt gerne. Deswegen ist es immer gut, ein paar Bilder in seine (Blog-)Einträge einzustreuen. Wenn der Mensch nicht grade guckt, dann redet er, vorzugsweise über sich und seine Ansichten. Das ist das Grundprinzip, auf dem Foren basieren.

Wenn diese Menschen ihr Gerede bzw. ihr Geschreibe mal ganz cool und locker umschreiben wollen, weichen sie vorzugsweise auf ein Synonym aus: Das Gelaber.
Genauer gesagt, sie wollen auf dieses Synonym ausweichen. Was sie tatsächlich tun, ist „Gelabber“ zu schreiben.


Ge|la|ber, Ge|la|be|re, das; -s [zu →labern] (ugs. abwertend): seichtes Gerede, törichtes Geschwätz.

lab|bern [niederl. labberen = sich schlaff hin u. her bewegen]


Ein Schnitzel kann sehr labberig sein. Sobald es aber anfängt zu labern, würde ich entweder einen Psychater oder ein Kamerateam von RTL2 verständigen.

[...]


Kommen wir jetzt zur Dichotomie des seit/seid, in Ausmaß und Verbreitung nur noch mit der das/dass-Crux vergleichbar.

Gehen wir behutsam vor, denn beides klingt für den orthographischen Laien natürlich völlig gleich. Deswegen hier ein paar Beispielsätze:

„Ihr habt die Katze rasiert? Ja seid ihr denn verrückt geworden!?“

    Wir bemerken, hier ist das „seid“ eine deklinierte Form von „sein“. Wären wir alle drei Jahre alt könnten wir hier auch „Ihr sein plöht!“ sagen.

    [...]

    Okay, make that zwei Jahre.



„Wir müssen auf der Arbeit jetzt alle rosa Tütüs tragen? Seit wann denn das?!“
    Aha! Hier hat „seit“ eine zeitliche Komponente. Was unheimlich praktisch ist, da sich „seit“ und „zeit“ nur durch den Anfangsbuchstaben unterscheiden. Eselsbrücken regeln, folks.



Ergänzend möchte ich noch hinzufügen, daß ich jetzt auch nicht der Held der Orthographie bin. Zeichensetzung stürzte mich schon vor der Rechtschreibreform in tiefste Verzweiflung und mit „Infinitiv, Präsens, Passiv“ kann man mich höchstens foltern.
Aber ich denke auch, daß unsere Ausdrucks- und Rechtschreibfähigkeiten immer verbessert werden können. Daß eine korrekte Schreib- und Ausdrucksweise ein Zeichen der Höflichkeit gegenüber demjenigen ist, der das lesen/hören soll oder muß.

Gelegentliche Tippfehler sind immer drin und tolerierbar. Ich verbessere Verhunzungen der Schreibweise, die mir die Zehennägel aufrollen, ganz gerne, nehme Verbesserungen aber auch gerne entgegen. (und diskutiere dann, warum ich sie trotzdem verwende, kähähähähähä.)

Den Status Quo der eigenen Fähigkeiten einfach zum Standard zu erklären oder sogar stolz auf Unzulänglichkeiten zu sein ist nicht so mein Ding. Das wäre Stagnation in meinen Augen.