Das große Krabbeln
Bio ist, ohne jeden Zweifel, ziemlich toll. Außerdem tut es mir gut, also schleppe ich tagein, tagaus Biokörner, Biotrockenfrüchte, Biomehl, Bionüsse und sonstigen Biokrams vom Bio(super)markt nach Hause und fühle mich gut dabei. Denn Bio ist gesund und lebendig.
Manchmal zu lebendig.
Denn nicht nur ich finde Bio toll. Kleine, nette Tierchen finden Bio auch toll. Und weil die kleinen, netten Tierchen leider an die Packung, die sie bezogen haben, kein Klingelschild hängen, schleppt man sie manchmal in ebendieser Packung ahnungslos mit nach Hause.
YUCK!
Ich habe zwei Vorratsschränke, einen links unten, einen rechts oben. Links sind Nudeln, Biofertigpamps, Dosen und Tomatensaucen (Bio) in den verschiedensten Variationen. Rechts oben sind Nüsse, Trockenfrüchte, Mehl, Haferkleie und Naschkrams zu finden. Rechts hinten hängt ein Regal, auf dem meine Teevorräte, Reis, Gries, Couscous, Hirse, Bulgur, Kakao und alle Gewürze stehen. So zur besseren Vorstellung der Angelegenheit.
Der letzte Dienstag beginnt ganz normal. Normal geht so: ich stehe auf, füttere die Katzen, gehe ins Bad um mich soweit zurechtzubiegen, als daß ich unter Angehörigen meiner Spezies nicht mehr allzu auffalle, gehe in die Küche, schmiere mir meine Brotzeit für Mittags und verschwinde dann für 9 Stunden, um das Geld für Biolebensmittel und -katzenfutter heranzuschaffen.
An jenem Dienstag *donnergrollen* war aber in der Küche Schluss mit normal. Denn der Kater, mein kleiner, haariger Held, rannte aufgeregt auf den Hängeschränken herum und gurrte aufgeregt. Trotz frühmorgendlichem Tran wollte ich natürlich wissen, was mein Katertier so erregte. Oh, da krabbelte ein kleines Räupchen an der Decke. Hey, Schmetterling. Niedlich.
Oh, da drüben krabbelte noch eines. Hu?
Oh, da hinten krabbelten noch zwei die Wand hoch. ... ohoh!
Nicht gut.
Ich nahm mich der Raupen an. Beruhigt war ich trotzdem nicht sonderlich, denn ich wurde den schwelenden Verdacht nicht los, daß da, wo die herkamen, noch mehr sein könnten. Zur Arbeit mußte ich trotzdem, Insektenvertilgungsdevices kosten schließlich auch was. Zumindest wußte ich nun schon, wie ich den Abend verbringen würde. Whoopie. :p
Durch erschöpfende Internetrecherche war dann recht schnell klar, daß ich die Dörrobstmotte mit ihren wanderfreudigen Raupen zu Besuch hatte. Ja super. Motten mögen noch so sehr eigentlich zu den Schmetterlingsarten gehören, bei mir daheim will ich sie nicht haben. Basta.
Außerdem war ich sehr dankbar für das Internet, denn wenn man so ganz öffentlich erzählt, daß man Lebensmittelschädlinge hat, dann denkt der durchschnittliche tumbe Tor da draußen im RL schließlich, daß die eigene Küche ein Drecksnest wäre.
Nein, liebe Kinder, diese Motten bekommt man, indem man sie unbemerkt einschleppt. Das könnte selbst Meister Propper passieren und ist kein Anzeichen für mangelnde Hygiene. So. Pfht!
Was tut man jetzt also? Mir fielen nur die Schlupfwespen ein, die man sich im Baumarkt bestellen kann. Motten mit Wespen zu bekämpfen mag zwar sehr biologisch und raffiniert sein, aber irgendwie mußte es doch auch anders gehen. :uhoh:
Ich recherchierte also ein wenig.
Abends ging ich dann quasi von hinten vor: zuerst wurden die Schränke und Regale überprüft, die am unverdächtigsten waren. Nudel & Co waren völlig in Ordnung, ebenso Tee und Gewürze. Puuuuh. Im Schrank rechts oben wurde ich dann fündig. Nein, ich will nicht näher ins Detail gehen. Nie wieder Rosinen aus dem Reformhaus. Nur noch Alnatura. Bäääääärch!
Das übliche Prozedere folgte: ich verwies die Brutstätten (igitt!) des Schrankes und deportiere sie in eine Mülltüte. Verdächtige Lebensmittel (eigentlich alles, was da oben im Schrank stand, auch wenn es unauffällig aussah) wanderten ebenfalls in die Tüte. Dann folgte die große Essigessenzschlacht von 2007, unterstützt von Wattestäbchen und ganzen Kompanien von Haushaltstüchern.
Die Katzen fanden das natürlich ganz toll. Endlich mal was los in der Bude!
Nach der Entwesung stopfte ich alles verbliebene in Tupperwarebehälter. Das soll ja angeblich das Einzige sein, das diese Viecher nicht knacken können. Auch die nachgekauften Vorräte landeten stehenden Fußes in Tupperware. Yuck! In der Hinsicht gehe ich keinerlei Risiko mehr ein.
Nett übrigens auch die Tips, die man im Internet so findet:
„Vorbeugung gegen den Befall:
Die beste Maßname ist das Vermeiden der Einschleppung.“
Ja. Danke auch. Und die beste Vorbeugung gegen Schnupfen ist, ihn gar nicht erst zu bekommen.
„ [...] Ausbringen von Repellentien (Duftstoffen die die Insekten nicht mögen). Vorbeugend anwenden kann man: Arvenöl, [...]“
Arwen-Öl? Ich glaube, ich will nicht wissen, wie das ... nein. Brainbleach! Brainbleach!
„Die fliegenden Insekten fängt man am besten mit dem Staubsauger, den Staubbeutel danach sofort verbrennen.“
Gut, fliegende Motten hatte ich zum Glück noch nicht. Ansonsten hätten die Nachbarn nicht schlecht gestaunt, wenn ich des Nächtens unten auf der Straße meinen Staubsaugerbeutel verbrannt hätte. Gut, ich hätte behaupten können, das sei ein Julfeuer und ich schon immer schlecht in Kalender gewesen ...
Äh. Nein. Lieber nicht.
Bis jetzt scheint es jedenfalls so, als wäre ich die Viecher losgeworden. Hoffen wir mal das Beste.