Frauen und Katzen zuerst!
Gestern Abend, 23:15 Uhr. FrauKatz hat am Samstag (heute) einen langen Tag vor sich, denn sie lernt Brot und Gebäck zu backen. So ganz „from scratch" und mit Sauerteig. Und mit Sauerteigansatz, den man erst mal 4 Tage lang zweimal täglich päppeln muss, damit er tut, was er soll.
Egal, darum geht es ja nicht. (Der Kurs war TOLL!) FrauKatz hat zwei Hosen ändern lassen und will die vor dem Schlafengehen noch schnell wegräumen. Also Stecknadeln raus aus den Hosen, Stecknadeln so richtig tief in die Matratze gesteckt, Hosen zusammengelegt, Hosen in den Schrank geräumt, Zähne geputzt. Zurückgekommen. Festgestellt, dass da weniger Stecknadeln in der Matratze stecken, als da stecken sollten. Eine Stecknadel auf dem Teppich vor dem Bett gefunden. Stecknadel mit rotem Kopf vermisst. Stecknadel gesucht. Stecknadel nicht gefunden. Vermutet, dass noch weitere Nadeln fehlen könnten.
Katzen abgetastet.
Außer Befremden und Irritation seitens der Feliden keine Reaktion.
Trotzdem.
Mittlerweile ist es 23:30 Uhr. FrauKatz hadert kurz mit sich und ruft dann die Tierklinik in Weitwegdorf an, die einzige Tierklinik hier in der Gegend. Was wohnt FrauKatz auch in der Pampa. Ja, man könne ein Röntgenbild machen. Die Nadel sei ja metallisch, das würde man dann sehen.
FrauKatz kramt den Transportkorb aus dem Schrank und schnappt sich das Flüff. Das Flüff ist in diesem Fall die Hauptverdächtige, da sie bereits eine ganze Akte ähnlicher Vergehen ihr eigen nennt. Geschenkkräuselband! Fellmaus! Leberwurstplastikpelle mit Metallverschluss!
Ist ja oft so, dass optisch überdurchschnittlich ästhetische Säugetiere nix im Hirn haben. Aber sie ist flauschig dabei.
FrauKatz greift sich also das Flüff, das komischerweise nicht sehr erfreut über die Vorstellung ist, in den Transportkorb gestopft und mitten in der Nacht zu einer unbekannten Lokalität verschleppt zu werden. Kann mir gar nicht vorstellen, warum.
Nach kurzem, heftigen Kampf ist das Flüff im Korb und FrauKatz um etliche Kratzer reicher. 11:50 Uhr. FrauKatz schleppt den Korb möglichst leise durchs Treppenhaus, um den Schlaf der anwohnenden Nachbarn nicht über die Gebühr zu stören, schnallt die Transportbox auf dem Beifahrersitz an und es geht los.
0:10 Uhr. Ankunft in Ganzweitwegdorf. Die notdiensthabende Tierärztin ist schätzungsweise 15 und rothaarig. Sie heißt aber nicht Marthe.
Das Flüff wird untersucht, die Sachlage erörtert. Dann geht die Tierärztin in den Keller, um die Sicherung des Röntgengeräts wieder reinzustecken.
Dann wird das Flüff geröngt. Dreimal, denn es hat ein sicheres Gespür dafür, in welchem Bruchteil einer Sekunde man wackeln muss, damit die Aufnahme verschwimmt. FrauKatz muss mithelfen und Flüffens Hinterhaxen fixieren. Hatte ganz vergessen, wie schwer die Schutzschürzen sind. *ächz*
Danach wird das Flüff zurück in den Behandlungsraum gebracht. Im Korb verkriecht es sich unter den Handtüchern und guckt beleidigt.
0:45 Uhr. Die Röntgenbilder sind fertig. Besonders auffällig ist das Fehlen jeglicher Metallgegenstände im Flüff'schen gastrointestinalen Trakt. Hallelujah!
Na, wenigstens weiß Frau Katz jetzt, dass das Flüff ein gesundes Herz hat, keine Spondylosen und dass es bald aufs Klo gehen muss. Wunderbar. Ist ja auch was wert.
Flüff eingepackt, unter tausend Dankesbekundigungen verabschiedet. Heimgefahren. Daheim Flüff rausgelassen. Transportkorb weggeräumt. Auf dem Weg in die Küche, um Leckerli für das tapfere Flüffelchen zu holen, in die Stecknadel mit dem roten Kopf getreten.
01:30 Uhr. FrauKatz legt sich ins Bett, denn um 5:45 Uhr wird die Nacht schon wieder vorbei sein. Ihr letzter Gedanke, bevor der gnädige Morpheus sie in ihre Arme schließt: „Ich hoffe nur, dass es jetzt nicht doch der Kater ist, der eine der anderen Nadeln verschluckt hat ..."*
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* Bis jetzt, Samstag Abend, geht es dem Kater ganz wunderbar. Außerdem frisst er wie ein Scheunendrescher. Darüber hinaus neigt er zu viel Unsinn, aber nicht dazu, ungünstige Dinge zu verschlucken. Von daher bin ich mir einigermaßen sicher, dass nichts ist. Beobachtet wird der Kerl natürlich trotzdem.