Das Leben mit Katzen ist meistens schön und manchmal nervig. Das darf ich sagen, da ich ja bekanntermaßen die bekennendste Katzenvergötterin dieses Planeten (und vermutlich noch einiger weiterer) bin.
Besonders das Flüff ist so ein Fall, wo Freud und Leid doch dicht beieinander liegen. Am Abend kuschelt sie sich schnurrend in den Arm um am Morgen wische ich fluchend die Armatur.
Mein kratziges Schatzekätzelein hat also wieder etwas angestellt. Was tut man? Man schimpft ein bisschen, droht ihr mit Katzenwaisenhaus und Paviangehege, meckert ein wenig allgemein herum („Du bist so undankbar!“) und trägt währenddessen das sich schnurrend an einen schmiegende Fellbündel vom Bad in die Küche. Dort setzt man es vorsichtig und vorschriftsmäßig auf den Boden, mit einer Hand unter dem Brustkorb und einer unterstützend unter dem Pöppes.
Und da passiert es, dass der Zeigefinger der vorderen Hand über einen kleinen Knubbel an der Brust der Katz fährt, der da nicht hingehört.
Dank meines Wunsches, Tierärztin zu werden und der daraus resultierenden zwei Jahre in einer Tierarztpraxis können mir sofort manngifaltige Horrorszenarien durch den Kopf schießen, ich habe ja schließlich genügend erlebt diesbezüglich.
Sehr zum Missfallen des Flüffchens untersuche ich den Knubbel, im Fachjargon „Umfangsvermehrung“ genannt, sofort erneut. Er ist etwas über erbsengroß und scheint sich mit der Haut verschieben zu lassen. Das ist, erst einmal, ein gutes Zeichen. Trotzdem lassen sich die Horrorszenarien, insbesondere das, in dem „Fibrosarkom“ herumspukt, nicht völlig ausblenden.
Dank meiner Beziehungen habe ich noch am selben Tag einen Termin beim besten Tierarzt der Welt. Er betastet die UV und meint auch, dass es sich erst mal harmlos anfühlt, man aber eben nur mal so ein FS nicht ausschließen könne. Wir beschließen, wohl auch, um die leicht hysterische und überbesorgte Patientenbesitzerin (c'est moi) zu beruhigen, den Knubbel am nächsten Morgen zu entfernen. Ich packe das Flüff wieder in den Transportkorb und bringe sie wieder nach Hause.
Das Flüff mag den Transportkorb nicht und schon gar nicht mag sie es, aus ihrer gewohnten Umgebung gerissen zu werden. So verkriecht sie sich unter die Handtücher, bis höchstens noch ein Flauschepfötchen zu sehen ist, und ist im allgemeinen ein kleines, ängstliches Fellhäufchen.
Daheim angekommen ist sie heilfroh und unglaublich erleichtert, geht kurz alles ab, um zu überprüfen, ob ich in der Zwischenzeit die Wohnung umgestellt habe, habe ich nicht, wunderbar, dann gibt es Abendessen und danach schläft sie im Bett schnurrend auf meinem linken Arm ein. Sie ist sichtlich froh, diesen Ausflug überstanden zu haben.
Ich liege da, fünf Stunden regungslos, um sie nicht zu stören, kann nicht schlafen und habe ein unheimlich schlechtes Gewissen. Ich weiß ja, im Gegensatz zur Katz, was morgen auf sie zukommt.
Am nächsten Morgen, also heute, stehe ich auf. Normalerweise führt mein erster Weg in die Küche um die Katzen zu füttern, heute nicht. Das Flüff muss schließlich nüchtern bleiben. Die Katzen sind verwirrt und mauen.
Ich mache mich fertig, trinke schnell noch eine Tasse Sojamilch und fülle die Katzenwärmflasche. Ich will cool und gelassen sein, es ist keine große Sache und das kleine Mäusele wird in besten Händen sein. Mein Kopf weiß das. Meine restlichen Organe nicht.
Das Flüff wird gepackt und in den Transportkorb gesteckt. Es maunzt jämmerlich. Ich könnte losheulen. Noch schnell dem Kater eine Handvoll Trockenfutter in den Napf geschmissen und dann geht es ab zum Tierarzt. Das Flüff traditionell wieder unter den Handtüchern vergraben. Von Zeit zu Zeit dringt ein klagendes „Möööüüüüüü!“ unter dem Haufen hervor. Ich sage dann immer „Ja, nun, das ist der Preis, den ihr Katzen dafür zahlen müsst, dass wir euch füttern und betüddeln und in unser Bett lassen.“
Ich glaube, sie findet das grundsätzlich diskussionswürdig und überhaupt voll Scheiße mal eben.
Beim Tierarzt dann wird sie eingespritzt. Ich kann mich beherrschen und sehe davon ab, eine Propofolnarkose zu verlangen. Sowohl Dr. F. als auch die beiden Tierarzthelferinnen M. und Frau B. kümmern sich rührend um mich, die ich fahrig durch die Gegend wanke und alle drei Sekunden überprüfe, ob das Flüff auch noch schön rosige Schleimhäute/Zunge hat und ob sie auch ordentlich atmet. Man weiß ja nie.
Das Flüff will partout nicht einschlafen und bringt den gesamten OP-Plan durcheinander. Sie wird nachgespitzt. Ich assistiere Dr. F. Die eigentliche OP dauert vielleicht 5 Minuten, dann sind wir fertig. Schnell noch die Zähne gemacht, wenn wir gna Frau schon mal in Narkose haben, und dann wird mein kleines Flauscheherzchen liebevoll auf die Wärmflasche gelegt und mit dem zweiten Handtuch zugedeckt.
Ich bedanke mich bei allen, verabschiede mich und fahre nach Hause. An jeder roten Ampel pieke ich dem Flüff in den Augenwinkel um zu überprüfen, ob alles okay ist. Sie blinzelt immer ein wenig. Alles in Ordnung.
Jetzt liegt sie bei mir daheim, noch schön warm auf der Wärmflasche, noch ziemlich narkotisiert, und ich renne alle 2 Minuten hin um ihre Atmung und die Schleimhäute zu überprüfen. Herr Pummelwurst hat zuerst den fremden Geruch, den das Flüff mitbrachte, ein wenig angefaucht, aber jetzt geht er auch immer mal zu ihr hin und beschnüffelt ihr Köpfchen. Einmal hat er es ihr sogar kurz geputzt. Ich war richtig gerührt.
Bis jetzt ist alles völlig in Ordnung. Pfhuuuuuuuuuuuu.
's ist immer so schlimm, wenn die Kinder krank sind.