Dienstag, 12. September 2006

Der Teufel steckt im Detail

Angestrebt wird ja, daß wir die Schule mit einem umfassenden Allgemeinwissen verlassen, das so gut wie alle Gebiete abdeckt, inklusive dreier Fremdsprachen, Dramatischem Gestalten und Drogen.

Danach gehen wir hinein in die Welt und spezialisieren uns. Auf einigen Gebieten vertiefen wir unser Wissen, während unsere Kenntnisse und Fähigkeiten auf anderen Gebieten ein wenig dahinvegetieren, langsam verkümmern und dann irgendwann unter Tränen und Türenknallen zurück zu ihrer Mutter gehen, während wir selbst nach ein paar Jahren in einem lichten Moment feststellen „Ach ja, da war doch mal was ...?“

Ich jedenfalls beschäftige mich viel mit zwischenmenschlichen Beziehungen, sozialen Interdependenzen, dem Leben an sich und mit Katzen. Shocking and unexpected, ich weiß.
Außerdem lese ich recht gerne und viel, was zusammen mit meiner unendlichen Begeisterung für die Belange der Feliden mit sich bringt, daß ich es jedes Mal merke, wenn ein Autor in eine der gemein versteckten Fallen der populären Irrtümer tappt.

Nehmen wir diesen Roman, Ausgesetzt von James W. Nichol. Irgendwann auf den ersten 50 Seiten gibt der Protagonist der ihm zugelaufenen Katze in einer Pfanne Milch, weil er noch keine Teller hat.

Ein normaler Mensch würde da einfach drüber hinweglesen, denn jeder weiß schließlich, daß Katzen Milch mögen, nichtwahr?

HA!

Da laufen die Herren und Damen Schriftsteller jeden Tag in die Bibliothek oder surfen stundenlang im Internet um nachzuforschen, Fakten zu sammeln, historische Koryphäen zu befragen und herauszufinden, ob Goethes letzte Worte nun „Mehr Licht!“ waren oder es doch vielleicht eher „Mer liecht (hier so unbequem).“ heißen sollte, sie wälzen dicke Schwarten, blättern dünnblättrige Kataloge durch, atmen jahrzehntealten Staub um ihre Geschichte wahrheitsgemäß und faktisch korrekt um tatsächliche Ereignisse zu spinnen – und dann lassen sie ihre Helden einfach so in der Gegend herumlaufen und unschuldige, arglose Katzen mit Milch füttern?

HA!

Die milchschleckende Katze hat sich in das kollektive Unterbewußtsein eingebrannt, genau wie der Coca-Cola-Weihnachtsmann mit der roten Joppe und daß man auf Brandwunden Butter schmieren soll.

Ich dachte eigentlich, daß es mittlerweile bekannt sei, daß Katzen die in der Milch enthaltene Lactose nicht immer vertragen, aber bis Kanada () hat sich diese Weisheit wohl noch nicht herumgesprochen.

Bei meinen kleinen Fellkartoffeln sind beide Extreme vertreten: die Katze kann literweise Milch, Sahne und andere Kuhprodukte zu sich nehmen und es macht ihr nichts aus, der Kater muß einen Tetrapack mit Milch nur ansehen und ... denken wir nicht daran.

Ich gehe dann mal hin und schreibe ein Buch, in dem der Protagonist seinen großen Hund füttert und gleich danach mit ihm im Garten spielt.


[...]

P.S.
Aus der Reihe „Menschen, die auf Bildern nicht halb so hach wirken wie in Bewegung“ heute:
Gary Sinise


Keine Kommentare: