Montag, 18. September 2006

Miss Geschick

Es wurden während der Jahrhunderte, die die Katze uns nun schon begleitet, unendlich viele Theorien darüber aufgestellt, warum diese Pelzkugeln uns so faszinieren. Von vielen klugen Menschen wurden viele kluge Worte darüber verloren. Es sei ihre Zurückhaltung, ihre Eleganz, ihre stilvolle Vornehmheit, dieses in-sich-ruhen, die uns in den Katzen das erkennen lassen, was wir sein wollen.

Schöne Worte, fürwahr.

Das Problem ist nur, daß sie der Realität, sagen wir mal, nicht völlig standzuhalten vermögen. Wer auch nur ein paar Monate mit einer echten Katze verbracht hat, wird sich stundenlang darüber unterhalten können, wie zurückhaltend Muschmusch ihren Kopf an die Hand rammt, weil sie gefüttert werden will (Was umso erfreulicher ist, wenn man in ebendieser Hand grade ein volles Glas hält.), wie elegant Miez vom Fernseher kullert, weil sie sich zu exzessiv räkelte, wie stilvoll-zurückhaltend Minka mitten auf den neuen, cremefarbenen Berberteppich ürgst und wie erfüllt von innerer Ruhe Tommy mit gebauschtem Klobürstenschwanzi im Känguruh-Galopp durchs Zimmer fegt.

Vielleicht sind es aber grade diese Momente, in denen wir uns selbst in den Katzen erkennen können. Wenn wir uns aus der Wohnung sperren, wenn wir uns die Zähne mit Bepanthensalbe putzen, wenn unsere Einkaufstüte reißt und wir in einem wild herumhüpfenden Chaos von Obst und Gemüse stehen.

Vielleicht bewundern wir grade an den Katzen, daß sie sich von solchen temporären Verlusten der persönlichen Würde nicht beeinflussen lassen. Sie putzen sich schnell das Pfötchen und schon stolzieren sie wieder unbeeindruckt und unzweifelhaft majestätisch in Richtung Küche.

Hilfreich ist dabei natürlich die Tatsache, daß es keine häßlichen Katzen gibt. Glaubt mir, ich habe exzessive und intensive Forschungen auf diesem Gebiet hinter mir. Selbst der einäugige, zweibeinige (no kiddin') Kater, der uns manchmal in der Praxis beehrte, war hübsch und flauschig und ganz Katze. Was, nur noch ein Auge? Wen kümmert's! Das Fehlen zweier Extremitäten war eigentlich auch nur eine Marginalie in einem ansonsten zufriedenen Katzenleben.

Bemerkenswert.

Ceterum censeo daß es die innere Einstellung der Katze ist, die uns anspricht und die wir bewundern. The Zen Of Cats. Gibt's sogar als Buch.

Also:
„Discover the inner child“ ist ja ganz nett, aber „Discover the inner cat“ würde mir persönlich besser gefallen.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Asha! Du hast, wie immer, absolut Recht!