Donnerstag, 24. August 2006

... und an der ethischen Grundsatzentscheidung dann links abbiegen

Zur Einstimmung eine Erkenntnis, die mir in den letzten Wochen so kam: wenn das Leben mir wieder so ein paar Steinchen in den Weg legt, dann hilft es mir ungemein, im Geiste ein bestimmtes Mantra zu rezitieren: „So blogging this, SO blogging this, SOWAS VON blogging this!“

Manchmal, wenn mir keiner dabei zusehen kann, hospitalisiere ich auch ein wenig vor mich hin. Sehr beruhigend.

Oh, die Katze will schmusen. Ich schreibe später weiter.

[...]

So. Katze glücklich, Frauchen voller weggestreichelter Haare. Mission accomplished.

Wo war ich, bevor meine felidophilen Tendenzen mich wieder dahinrissen? Ah ja. Die meisten von uns entwickeln im Laufe ihrer Jugend sowas wie ethische Grundsätze und verbringen dann den Rest ihres Lebens damit zu versuchen, die eigenen Standards zu erfüllen.

Irgendwann, vor ein, zwei Jahren, trottete ich so den Weg der allgemeinen, gesichtlosen Masse entlang, als mein Blick auf eine Abzweigung fiel. Ein wenig überwuchert, ein paar wilde Blümelein, summende Bienchen. Er war ein wenig hügelig und stellenweise schlammig, aber er sah gut aus. Auf dem Wegweister stand „BIO“ und ich dachte mir „Hey, warum nicht?“ Also trottete ich fortan hauptsächlich diesen Pfad entlang.

Ich bin noch nicht so hardcore, daß ich Kartoffeln in Blumentöpfen selbst ziehe, nur noch Hanf trage und mein geliebtes Auto (Sie heißt Anna) aufgeben würde, aber ich weiß zumindest wie man CousCous, Hirse und Grieß zubereitet.
Mit den Biotendenzen Hand in Hand kommt oft auch etwas, das ich in Ermangelung eines passenderen Ausdrucks soziales Bewußtsein nennen möchte. Das bringt dann mit sich, daß man böse, ausbeuterische Menschenschinder-Konzerne wie Lidl und Schlecker disst und stattdessen zu liebenswerten, bioverehrenden und mitarbeiterfreundlichen Unternehmen wie tegut und DM geht.
Man erfüllt damit die eigenen Vorstellungen von angemessenem, humanistischen Verhalten ist alles ist gut.

[...]

Es sei denn natürlich, daß man grade absolut hundemüde nach Hause fährt, total erschöpft ist, im Hintergrund des Kopfes entwickelt sich grade so ein unschönes Druckgefühl, das sich in einen ausgewachsenen Kopfschmerz auswachsen könnte, man hat noch tausend Dinge zu tun, dafür aber nur ein paar kostbare Stunden Freizeit übrig, man muß noch ein paar kleine Besorgungen machen – und der einzige Laden in der Nähe ist ein verachtenswerter, mieser, kleiner, dreckiger, unterdrückender Lidl.

Solange es sich nicht um Gemüse oder Obst handelt (viiieeeel zu sehr mit Schwermetall belastet hat Stiftung Warentest herausgefunden), werde ich tief Luft holen und diesen Tag eben unter meinen eigenen Erwartungen bleiben.

Hey, ich bin jung. Ich habe noch viel Zeit, zur perfekten Synthese zwischen Ghandi und Mutter Teresa zu werden.
Vielleicht ist es auch ganz gut, die Erwartungen an sich selbst ein kleines bisschen zu hoch zu stecken. Nicht so unerreichbar hoch, daß es einen von vorneherein entmutigt, aber ein klitzekleines Bisschen höher als man problemlos erreichen kann.
Das spornt an und läßt das Leben nie langweilig werden.


Meine Katzen bekommen dafür mittlerweile nur noch bestes Biofutter. Keine Kompromisse bei den kleinen, pelzigen Wonneknäueln.

Ihr könnt euch schon mal auf einen Katzenfutter-Blogeintrag einrichten.

Ja, das ist eine Drohung.

Kähähähähähähä.

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