Heldin des Alltags
Ich bin richtig stolz auf mich, denn ich habe meine Wohnung ordentlich gefengshuit. Jawohl. Feng-Shui gegen das Gerümpel des Alltags. Was, soweit ich das verstanden habe, nichts anderes ist, als „Schmeiß ma das alte Gerümpel raus, dann fühlst Du Dich gleich besser.“
Warum das jetzt noch das Etikett „Feng-Shui“ aufgedrückt bekommen muß, weiß ich zwar nicht, aber ich vermute, es hat was mit Marketing zu tun.
Anyhoo:
Nachdem es vor Wochen schon meinen gesammelten SLS-Shampoos und Silikonspülungen an den Kragen ging (da sind jetzt nur noch tierversuchsfreie Biosachen und selbstgeschöpfte Ökoseifen zu finden), waren gestern meine Schränke an der Reihe. Erstmal wurden sie bis auf's letzte T-Shirt geleert, dann wurden sie ausgewischt und dann wurden die ans Tageslicht beförderten Schätze begutachtet.
Mei.ne. Gü.te.
Bei manchen Dingen fragt man sich schon, was man sich damals, vor vielen, vielen Jahren, dabei gedacht hat. Satin mit Chiffonrüschärmeln! Rot-graue Flanellhemden! Eine Bluse aus Omas Häkelspitzendeckchen! Üüüüüüüüüüüüüügottogottgah!
Gut, ich konnte mit Mode noch nie viel anfangen. Meine Bildung in diesem Bereich endete irgendwann in den frühen 80er Jahren, als ich zerrissene Jeans ganz toll fand. Mittlerweile bin ich da pragmatischer geworden: potenziell anstößige Körperteile gehören bedeckt und fertig.
Es stürzt mich noch immer in tiefste Verwunderung, wenn andere Weibchen meiner Spezies Dinge wie „Sind das nicht Blubberduh Laladinks, die Angelina Jolie da auf dem Foto trägt?“ sagen und von anderen Weibchen Recht bekommen. Jawohl, die und die Designerschuhe trägt Angelina Jolie. Und die kosten undgefähr soviel wie ein mittleres osteuropäisches Land. Und das wissen die auch noch auswendig!
Eine ganz andere Welt, Dorothy, eine ganz andere Welt.
Ich weiß auch nicht, ob ich ein Frühlings-, Sommer-, Herbst-, Winter- oder gar kein Typ bin. Ich weiß nur, daß mir die hier stationierten Amis hinterherpfeifen, wenn ich rot trage.
Im vollen Bewußtsein meiner modischen Spröde sortierte ich also aus.
Alte, abgeschabte Sache, so sehr sie auch meinem Herzen naheliegen: weg.
Krams, den ich, seien wir ehrlich, ohnehin nie wieder anziehen werde: weg.
Ausgewaschene, von Katzen zerlöcherte Sachen: weg.
Klamotten, die maliziöse Gnome nachts heimlich in meinen Schrank stopften, weil ich die, ich bin mir völlig sicher, nie im Leben selbst gekauft habe: weg.
Der Rest, der Gnade vor meinen Augen fand, wurde alsdann ordentlich wieder in die Schränke geräumt. Da gab es öfter mal ein freudiges Wiedersehen („Hall-LO! DA warst Du die ganze Zeit!“ ) und am Ende sah das alles auch ganz wunderbar aus. Hach. Stolz.
Ich stand dann schätzungsweise 15 Minuten bewundernd vor meinem Werk und badete in dem Anblick, bevor ich mich langsam wieder der grauen Realität zuwendete. Die im Moment die Form eines riesigen Kleiderhaufens angenommen hatte, der den Weg in die Küche versperrte. Hnngh.
Da stellte sich erst mal die Frage, was, um Erus Willen, ich denn mit dem Schmodder anfangen sollte. Wegwerfen war für die meisten Sachen viel zu schade. „Das ist noch gut, das kann man noch essen.“ Ich setzte mich also hin und sortierte den Riesenhaufen in zwei kleinere Riesenhaufen: „kann man Leuten noch zumuten“ und „Yikes! Weg damit!“.
Das noch Brauchbare legte ich dann mehr oder minder ordentlich zusammen und in meine alte Reisetasche, die ich ohnehin ebenfalls loswerden wollte. Der Rest kam in gelbe Abfalltüten. So. Fertig. Hat ja auch nur 7 Stunden gedauert.
Nächstes Wochenende ist dann mein Sekretär dran. Mal sehen, welche Schätze da ans Tageslich gelangen.
4 Kommentare:
Yay, Ausmist-Aktionen! Sowas liebe ich ja. Es dauert immer ewig, bis ich mich dazu aufraffen kann, aber wenn ich dann einmal angefangen habe... Ich habe zur Zeit sogar zwei völlig leere Schubladen, weil ich vor lauter Ausmisten so ziemlich alles rausgeworfen habe. Sehr befreiend, das.
Flanellhemd? *herzchenaugen*
Und Klamottenschrank ausmisten wäre mal eine sehr gute Idee. Sollte ich vielleicht auch mal wieder machen.
Wenn ich mal Zeit hab. Oder so... *fuchtel*
Schtina, bei Dir wundere ich mich ohnehin, daß Du überhaupt noch was ausmisten kannst. Da ist doch schon fast gar nüscht mehr. :handwedel: Wenn ich da an meine Wohnung (und meinen Keller und meinen Dachboden) denke ... oi!
Ich habe von meinem Vater wohl doch sowas wie ein Hamstergen geerbt.
Ich meine, zwei leere Schubladen!? Das hatte ich das letzte Mal vielleicht als ich ... 5 war.
@Dim
Ja, theoretisch sind Flanellhemden love, aber das war filzig und unglaublich hässlich gemustert. :uhoh: Das war wirklich washastdudirdabeinurgedacht.
Irgendwie erwacht gerade die Faszination des Grauens in mir und ich hätte gerne ein Foto von diesem furchtbaren Flanellhemd. *gg*
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