Montag, 29. Oktober 2007

Die Tücken der modernen Zeit

Gestern wurden die Uhren umgestellt. Eine Maßnahme, die eigentlich Strom sparen sollte, das aber letztendlich nicht tut. Man behält sie trotzdem bei, denn nun haben sich schon so viele Länder angeschlossen, daß man sich doof vorkommen würde, wenn man den ganzen Shmonzes jetzt wieder abbläst. Am Besten noch mit den Worten „Ach, nee, war 'ne blöde Idee, nix für ungut, lassen wir's lieber.“

Neenee, das geht ja mal gar nicht.

Für mich läuft das Ganze immer relativ entspannt ab. Mein Funkwecker stellt sich automatisch um, ebenso die Uhr vom PC. Per Hand umstellen muß ich lediglich meine Armbanduhr, die Küchenuhr und die Uhr der Uhr/Thermometer/Stifthalter-Kombi im Büro.

Wäre ich jetzt eine Schnicksetuss mit 35 Armbanduhren (in allen Farben, mit Glitzer, ohne Glitzer, mit wenig Glitzer, mit Figürchen, ohne Figürchen, mit kleinem Zifferblatt, mit großem Zifferblatt, mit mittlerem Zifferblatt, mit lustig geformtem Zifferblatt, mit lustigen Zeigern, mit Glitzerzeigern, mit Zeigern mit Figürchen drauf, ohne Zeiger, ohne alles, mit ohne alles ...), dann würde mir auch vor der Zeitumstellung grauen.

Aber so lief das alles ganz locker flockig und in einer Minute war ich schon wieder auf der Höhe der Zeit. :kalauer:

Bis ich heute ins Büro kam. Da stand diese Uhr/Thermometer/Stifthalter-Kombi (ein Werbegeschenk der GmbH, bei der meine Mutter arbeitet) und ich dachte mir so in meiner endlosen Naivität, daß ich diese Uhr ja auch umstellen könnte. So berauscht war ich von den beiden vorhergehenden Erfolgen beim Uhrenumstellen. Ja, Hochmut kommt vor dem Fall. So isses halt.

In Übereinstimmung mit der Prophezeihung (Billige Werbegeschenke müssen eine um mindestens 50% schlechtere Usability haben als vergleichbare Normware) hat das blöde Ding auf meinem Schreibtisch sechs kryptische Knöpfe:

MODE | [Uhrsymbol] | SET | ADJ | C/F

Alles klar. Ich will die Uhrzeit umstellen, ich drücke auf die Uhr.

*drück*

Das Drecksding fing an zu piepsen und alternierend undefinierbare Zeichen sowie alle möglichen Anzeigevariationen zu zeigen. *blinkbiepblinkbiepblinkbiepblinkbiepblink* Hektisches Drücken auf andere Knöpfe brachte keine Veränderung. Mir war klar, daß ich irgendwie den Selbstzerstörungsmechanismus ausgelöst haben mußte und binnen einer Minute nur noch ein rauchender Krater da sein würde, wo ich grade saß.

Geistesgegenwärtig fing ich damit an, das Ding auf die Tischkante zu dreschen. Um es entweder zu reparieren („Wenn Gewalt nicht funktioniert, versuch es mit mehr Gewalt!“) oder zu zerstören. Wäre mir beides Recht gewesen. Ich dresche also rücksichtslos vor mich hin, da ertönt ums Eck die Stimme von Cheffe #2 und fragt, ob ich denn etwa randalieren würde.

Ooops.

Den hatte ich ganz vergessen. In meiner Bedrängnis fiel mir auch keine gute Ausrede ein und ich versuchte es unkonventionellerweise mit der blanken Wahrheit.

„Äh. Ja.“

Das schien ihm zu genügen, ich durfte das renitente Mistding weiter auf die Tischkante kloppen.
Irgendwann hörte es dann auf zu alternieren und zeigte mir an, daß heute der 1.1. sei und es außerdem grade 12 Uhr geschlagen hätte.
Ähnein?

Ich drückte den MODE-Knopf, der das selbe Desaster an alternierendem Blinken hervorrief wie weiland schon der Knopf mit der Uhr drauf. Abgebrüht wie ich mittlerweile war, erwartete ich nun nicht mehr das Ende der Menschheit sondern drückte frenetisch auf sämtlichen Knöpfen herum, in der Hoffnung, daß es irgendwas bringen möge.

Das Drecksding wehrte sich, indem es plötzlich den Triumphmarsch aus Carmen spielte. Ich wußte vor lauter ugly nicht mehr ein noch aus und drückte einfach weiter, dieses Mal schon mit einem Hauch Verzweiflung.

Arschkeksding spielte in schnellem Wechsel diverse, mißtönende Kakophonien, aus denen man nur mit viel gutem Willen sowas wie eine Melodie heraushören konnte.

Drückdrückdrückdrückdrückdrück!

Auf einmal, sehr energisch: „PIEP!“

Ich: „Haaaa?“

„PIE-HIEP!“

Ich: „Oh!“

Es blinkte nicht mehr, als wäre es ein außer Kontrolle geratener Dalek. Da guck! Ich probierte noch ein wenig herum und schaffte es tatsächlich, den Schmodder auf den heutigen Tag und die aktuelle Uhrzeit einzustellen. Was übrigens völlig ohne die Taste mit dem Uhrsymbol ging. Das ist nämlich nicht für die Uhrzeit sondern für die Stoppuhr gedacht.

Jetzt sitze ich hier, starre das blöde Ding an und versuche mich daran zu erinnern, ob das schon immer nur im 12-Stunden-AM-PM-Modus funktionierte, oder ob es da noch irgendeine geheime Knöpfchenkombination gab, die es in den 24-Stunden-Modus versetzt.

Wisst ihr was?

Ist mir jetzt scheißegal. Das bleibt, wie's ist. Basta.

1 Kommentar:

Tessa hat gesagt…

Es ist ein Wunder, das die Uhr noch funktioniert! Werbegeschenke halten wohl auch dem mehrfach gegen die Tischkante gekloppt werden stand! :-)