Samstag, 5. September 2009

Erdrutsch

Heilerde. Man kann sie einnehmen, als Pulver oder als Kapsel, oder man kann sie anrühren und sich ins Gesicht (oder sonstwohin) schmieren. Aus krankheitlichen Gesundheitsgründen brauche ich dat Krams, und als sich meine Packung zur Neige neigte, genauer gesagt, überraschend als leer erwies, machte ich mich auf den Weg, neue zu besorgen.

Allerdings wollte ich nicht zu weit fahren, denn ich hatte noch viiiieeeeel zu erledigen. Also versuchte ich es im Kupsch neben der Packstation.

Hatten sie nicht.

Hm, dachte ich mir, was wäre denn noch in der Nähe? Die Stadtviertelapotheke und, gleich daneben, ein böser Schlecker. Ich stieg ins Auto und fuhr zur Apotheke. Zu. Schlecker daneben: auch zu. Kein Wunder, es war schließlich schon 13:32 Uhr und die Uhren ticken bei uns in den Stadtvierteln noch so, wie sie es schon vor 20 Jahren taten. Das bedeutet, um 13:00 Uhr ist Samstags Schluss, Aus, Ende, Basta!

Aus Trotz fuhr ich dann zum tegut am anderen Pöppes der Stadt, weil ich mich zu erinnern meinte, die Heilerde da schon mal gesehen zu haben. Außerdem könnte ich ja gleich noch Feldsalat und Ananas mitnehmen, wenn ich schon mal da wäre.

Ich biege um die Ecke und sehe die Waschbär-Autowaschanlage. Ach, denke ich mir, wenn ich schon mal in der Gegend bin, könnte ich eigentlich gleich das Auto waschen.
Und aussaugen.

Später im tegut, nach dem energischen Autoschrubben, stelle ich fest, dass es nur Heilerde zum Einnehmen gibt. Will ich aber nicht. Ich will mir Dreck ins Gesicht schmieren, nicht in den Magen-Darm-Trakt.

Ich soifze innerlich und beschließe, dann doch nochmal bei dm vorbeizuschauen. Nur, was ist, wenn dm aus unerfindlichen Gründen nun auch keinen Dreck hat? Wenn Dreck aus ist, weil Bayern 3 sein Dorffest hier in der Gegend abhält (Knetzgau) und eine Dreckparty schmeißt? Dann stehe ich nach Kupsch, Apotheke, Schlecker und tegut dumm vor dem dm und bin noch immer drecklos! Welch ein Los!
Und ich brauche den Dreck, aktuell grade sogar wirklich dringend.

So beschließe ich, dann eben vorsichtshalber das ultrafeine Dreckpulver zum Einnehmen einzupacken und es mir zur Not eben doch, rebellisch und nonkonformistisch wie ich bin, ins Gesicht zu schmieren.

Dann gehe ich zur Kasse und bezahle Ananas, Feldsalat, die Heilerde zum Einnehmen und drei Äpfel. Es kommt zu einer halbamüsanten Verwicklung, als ich vergesse, den Warentrenner vor mein Zeug zu legen und die Kassenfachkraft aus Versehen meinen Feldsalat noch der Kundin vor mir über den Scanner zieht.

Gestern war Vollmond. Im Zweifelsfalls ist immer sowas für sowas verantwortlich. Oder das Wetter.

Im Anschluss geht es dann Richtung dm. Ganz unten in der zweiten Regalreihe auf der Ladeneinwärtsseite stehen die verschiedenen Varianten Dreck und es ist tatsächlich noch eine Packung äußerlicher Dreck vorhanden! Götterfunken!

Ich schubse eine Oma mit Rollator aus dem Weg, stürze mich auf die letzte Schachtel und fühle mich vage an ein ganz ähnliches Erlebnis in einem Plus erinnert.

Jetzt habe ich innerlichen und äußerlichen Dreck (der sich ohnehin wahrscheinlich nur durch den Feinmahlungsgrad unterscheidet, aber wenn auf der Packung innerlich steht, dann kann man sich das Gedöns als aufrechter Bürger doch nicht einfach ins Gesicht schmieren! Das geht doch nicht!) und werde mir gleich ein wenig äußerlichen Dreck ins Gesicht schmieren, auf dass er seine üblichen Wunderdinge tue.

Und wehe, wenn nicht. Denn die nächste Woche gibt es Noten, und wenn die Heilerde nicht wirkt, dann kann ich auch meinen Dozenten nicht anboingen und wenn ich meinen Dozenten nicht anboingen kann, dann muss ich am Ende noch richtig was leisten, um gute Noten zu bekommen.

Ja pfui!

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