Donnerstag, 31. Mai 2007

And now to something completely different



Wir unterbrechen unser Programm für eine wichtige Durchsage. Eigentlich für eine unwichtige, umsichtige, ungewichtete Durchsage, Hauptsache, hier steht mal wieder was.

Die restlichen Tage in Irland sind zwar schon geschrieben, ruhen aber noch friedlich auf Rollie. Weil ich sie im Grünen schrieb, bei gutem Wetter. Bis ich also Muße habe, dat Krams von Rollie auf Mohrle zu übertragen, wird es noch ein bisschen dauern.
Vielleicht ja am Wochenende. Wochenenden stecken voller wunderbarer Möglichkeiten. An Wochenenden können Wunder geschehen.

Wenn sie grade in der Gegend sind.

Jedenfalls ist das hier eine wunderbare Gelegenheit, der nach Wissen und Aufklärung dürstenden Allgemeinheit den Unterschied zwischen Muse und Muße näherzubringen.


Mu·se, die; -,-n 1.in der griech. Mythologie Göttin der Künste 2. die leichte oder heitere leichte Unterhaltungsmusik, Operette 3. Inspiration (übertragen besonders für die geliebte Frau, die den Künstler inspiriert)


Mu|ße, die; - [mhd. muo, ahd. muoa, verw. mit →müssen] (geh.): freie Zeit u. [innere] Ruhe


Also:
Die Muse ist das inspirierende Frauenzimmer, das auch im Plural auftreten kann. Genie und Wahnsinn, ne?
Die Muße ist eine Kombination aus Zeit und Ruhe. Notfalls auch ohne Inspiration, immer ohne Plural. Denn „Ich mache das, wenn ich Zeiten und Ruhen habe.“ klingt irgendwie extrem doof.


Außerdem kann MutterKatz Holz nicht von Plastik unterscheiden.
Woher ich das weiß? Spulen wir die Zeit zurück zum letzten Sonntag, als ich bei MutterKatz zum Spargelessen eingeladen war. Ich half ihr in der Küche und mir fiel wieder auf, daß sie das zerbrochene Marmorschneidebrett, das sie von Härbärt und Gärda bekommen hat, immer noch benutzt; denn wo andere nur Müll sehen, kreischt MutterKatz entzückt „Das ist noch gut, das kann man noch ...!“

Ich erzähle euch jetzt nicht von den antiken und unendlich wiederverwerteten Alufolienstücken mit ebensolchen Nahrungsrückständen. Ich will heute nochmal was essen. Außerdem ist das ja nicht das Thema.

Jedenfalls betrachtete ich das Brettchen und folgende Konversation entspann sich:

FrauKatz: „Diese Steinbrettchen sind nicht gut, weißt Du?“

MutterKatz: „Warum?“

FrauKatz: „Sie sind zu hart. Das bewirkt, daß die Messer stumpf werden, weil die Schneide unten abgeschliffen wird. Holzbrettchen sind besser und wegen der Gerbsäure auch hygienischer als Plastikbrettchen.“

MutterKatz: „Aha. Aber ich habe ja noch das Holzbretten da.“

FrauKatz: „Das da?“

MutterKatz: „Ja.“

FrauKatz: „Das ist Plastik.“

MutterKatz: „Nein, das ist Holz.“

FrauKatz: „Mutter! Das ist eindeutig Plastik!“

MutterKatz: „Ich dachte, das sei Holz.“

FrauKatz: „Hnngh.“



Wenn ich bedenke, daß diese Frau mich aufgezogen hat ...

„Frau MutterKatz! Das ist doch Schmirgelpapier!“ – „Nein, das ist eine Windel!“



Natürlich wird sie dieses häßliche Marmorbrettchenbruchstück auch weiterhin verwenden, da könnte ich bei einem Nudelauflauf mittels Einreden mehr bewirken als bei ihr. Aber schön, daß wir uns mal drüber unterhalten haben.
Morgen dann die detaillierte Aufstellung mit Flipchart, wie man Plastik von Holz unterscheidet.

Montag, 21. Mai 2007

Tag 8: Nimiel, Ziwiliehsazion und der Shannon

Wir verabschieden uns von dem Cottage in Spiddal und laden die MS Mathomhaus voll. Also, wirklich voll. Unsere täglichen Einkäufe von 160,- € wollen schließlich untergebracht werden. Kosh übernimmt das platzsparende Packen. Er läd zuerst den Kofferraum voll und wirft dann unzerbrechliche Dinge vom Passagierraum aus in die Ecken.
Kudos für Kosh! Wir bringen unser Zeug wirklich unter und haben sogar noch die vage Hoffnung, Nimiel und ihr Gepäck unterbringen zu können!


„Aber wenn Nimiel jetzt einen Koffer hat?”
„Nee, Nimiel wird wahrscheinlich einen Rucksack haben. Den bringen wir unter.”
„Aber wenn sie jetzt doch einen Koffer ...?”
„Dann schnallen wir Aki auf's Dach, von da kann er dann ganz viele tolle Fotos machen.”


Die Zufahrt zum Flughafen wird von zwei Polizisten kontrolliert. Sie fragen uns, ob wir abreisen (eine logische Vermutung bei unserem vollgestopften Auto).
Kosh: „Neinnein, wir holen jemanden ab.”
Ungläubig-verblüffter Blick der beiden Offiziellen. „But you have no room!”
Wir bekräftigen allesamt und völlig durcheinander, daß das schon noch ginge, daß Nimiel very slim wäre, daß wir das schon alles geplant hätte, daß das schon ginge. Das geht. Dochdoch.

Die Polizisten lachen mit und winken uns durch. Pffhu!

Am Shannon Airport gibt's kostenloses WiFi. Wir umarmen die Zivilisation und ich nutze die Gelegenheit, um ein bisschen was zu arbeiten. Dann packten wir Nimiel ins Auto (sie hatte ihren Rucksack dabei, hurra!) und lenkten die MS Mathomhaus (leicht überladen) Richtung Labasheeda.

Wir erreichten das Old Schoolhouse am frühen Nachmittag und verdoppeln dadurch die Einwohnerzahl. Nuja, fast. Der Shannon hatte grade Ebbe und trotz unserer Inis Mór-Erfahrung fragte ich mich, warum die Leute auf diese große, braune Fläche nicht mal was pflanzen würden.
(Weil da bei Flut der Shannon schwappt! Duh!)




Den Tag fand ich wirklich anstrengend, obwohl wir eigentlich nicht so viel gemacht haben. Ich war jedenfalls fix und fertig.

Wir verteilten die Zimmer, kauften für 180,- € im SuperValu ein, Abendessen, 1 Minute geselliges Beisammensein, Bett.

Tag 7: Systematisches, konsequentes Verfahren

Viel kann man zu diesem Tag nicht sagen, außer, daß wir uns ständig verfuhren. Einmal führte uns ein irischer Wegweiser einen elendsengen Weg entlang, der vor einem Tor endete. Offensichtlich dachten sich die Iren, daß man auch auf eine Sehenswürdigkeit hinweisen kann, wenn sie auf Privatgrund liegt. Wir mußten also den engen, gewundenen Weg rückwärts wieder herunterfahren. AAAAAAAAAHHHHHHHHHHH!
Kosh stieg aus um mich einzuweisen, aber daß ich ihn nicht wirklich gut sehen konnte, hat die Sache ein bisschen kompliziert.

Irgendwann waren wir glücklich wieder auf der Straße und ich schwor mir, daß ich nie wieder über secondary roads schimpfen würde. Gute secondary roads. Liebe secondary roads. Secondary roads sind unsere Freunde.



Einen Stone Circle fanden wir dann doch – auf einer Schafsweide. Der war auch sehr nett, aber nach einer Weile wurden wir von vorrückenden Schafen vertrieben.



Der Rest des Tages verging mit der Suche nach verschiedenen Ruinen, die wir natürlich nicht fanden. Unsere 25 Karten behaupteten auch immer was anderes.


„Sind wir schon in Ballydingsbums?”
„Jaaa?”
„Aber laut Karte sollten wir erst durch Killdingens kommen, wo dann auch die Abzweigung ...”
„Laut meiner Karte liegt Killdingens aber ganz woanders.”
„Laut meiner Karte ist da überhaupt kein Ort namens Killdingens.”
„Vielleicht sollten wir mal auf Wegweiser ...?”
„In Irland?!”
„Hast recht.”


Dann heimfahren, essen, gesellig sein, schlafen. Kennen wir ja schon. *g*

Tag 6: Große Insel, hohe Klippe, widersprüchliche Aussagen

Heute würden wir zu den Aran Islands fahren! Genauer gesagt würden wir Inis Mór besuchen, die größte der Inseln. Wir fuhren wieder los, Richung Westen, zu den Steinen. Irgendwann bogen wir dann ab und nahmen die Fähre nach Inis Mór. Die Fahrt war ganz nett, auch wenn wir eigentlich zu jedem Zeitpunkt noch Land sehen konnten. Kaum waren wir angekommen, sprach mich ein netter Ire darauf an, ob wir nicht mit dem Pferdewagen zum Dingsfort auf der hohen Klippe fahren wollen. Ich reagierte prompt und brüllte nach unserer Eventmanagerin. „Stinäääää? Der Ire will waaaaas!”
Stina managte in gewohnt kompetenter Weise und *wuppes* hatten wir zwei Pferdekutschen gechartert. Squeeee! Unser Pferd hieß übrigens Jack. Ich lassen das jetzt einfach mal ganz unkommentiert so stehen.

Hust.



Die Fahrt selbst war schon ein Erlebnis. Vorbei an multiplen Steinmauern, Pferden, Schafen und Eseln, vorbei an der Robbenbank (*entzückensquiek*) bis zum Berg. Wenn nicht ständig die Touristenkleinbusse an uns vorbeigefahren wären (wenn mal grade eine Abzweigung kam und Jack links ranfahren konnte. Ansonsten waren das ebenfalls typisch irische Straßen: grade mal breit genug für eine Kutsche/Auto, und sollte doch mal Gegenverkehr kommen, dann kriegen wir das schon irgendwie hin.), wir hätten im vorigen Jahrtausend weilen können.

Über den Aufstieg zum Normannen/Wikinger/Whatever-Fort decke ich den Mantel der Liebe und des Schweigens. *ächzröchelkeuchstöhn* Wir witzeln über potenzielle Eroberer.


„Eigentlich war es ja ganz gewitzt, das Fort hier oben zu bauen.”
„Ahbö?”
„Ja, klar. Stell Dir doch mal vor, wie das im Falle einer Eroberung ausgesehen hätte, bis die Eroberer da oben waren.
Eroberer: 'Ihr ... *keuch* ... seid ... *röchel* ... erobert! *nachluftschnapp* Ergebt ... *röchelkeuchschnauf* ... euch!'
Fortbewohner. 'Passt scho'. Setzt euch erst mal hin und kommt wieder zu Atem. Eistee?'
Eroberer: 'Ja, bitte. *röchelkeuchächzschnauf*
„Raffiniert!”
„So sind sie, die Iren. Auch schon die antiken.”




Das Bemerkenswerteste an diesem Fort waren zwei Dinge: erstens lag es halbkreisförmig direkt an der Klippe und zweitens war ü-ber-haupt nix abgesperrt!
Man konnte quasi bis an den Rand der Klippen laufen, oder, konkreter, sich auf dem Bauch solange Richtung Klippe schieben, bis man die ca. 5000 Meter bis zum Atlantik die Klippe runtergucken konnte.

Oi. Oioi.

Ich sah schon meine Brille in den weißgischtenden Fluten verschwinden und verzichtete auf das Erlebnis, aber Centi suchte sich sofort die überhängendste Klippe die wo gab und robbte Richtung Abgrund.
Vielleicht neigt man zu sowas, wenn man behütet aufwächst?

Nach viel zu kurzer Zeit machten wir uns wieder an den Abstieg. Jack und sein Fahrer warteten schon auf uns, und mit Hufgeklapper (Hach!) ging's zurück zum Hafen. Vorbei an dem einzigen Laden der Insel, einem Edeka. *g*

Die Frage, ob da oben nicht Leute von den Fortklippen fallen würden, wurde übrigens von unseren Kutschfahrern äußerst widersprüchlich beantwortet. Kutsche Stina, Aki und FrauKatz bekam die Antwort „Nee, da fällt keiner runter.“, Kutsche Centi, Kosh & Ranwen hingegen „Na klar, ständig!“.
Deh.

Dort angekommen durchwühlten wir als brave Touristen pflichtbewußt die hiesigen Touristenkramsläden. Centi schmachtet auf Deutsch und in Hörweite (versteht ja hier eh keiner) einen der Verkäufer an und muß wenig später feststellen, daß der Beau ihres Herzens so fließend und akzentfrei Deutsch spricht, daß angenommen werden muß, daß er tatsächlich in heimischen Landen geworfen wurde.
Er verabredet sich trotzdem nicht mit Centi.
Depp.

Wir versammelten uns vor dem Laden und ich werde besorgt gemustert. „Du bist ganz schön rot, weissu?” Ahbö? Ich merkte nix, aber selbst die nicht sonderlich gut spiegelnde Schaufensterscheibe des quietscherosa Cottages behauptete, daß ich einen Sonnenbrand habe. Doll.

Trotzdem werden wir die restlichen zwei Stunden am Strand verbringen. Die Chance, im Atlantik herumzutrampeln, lasse ich mir doch nicht entgehen!
Dieser Strand ist der schöööönste Strand der Welt! Heller, weicher, weißer Sand, kristallklares Wasser, plätschernde kleine Wellchen ... der Atlantik zeigt sich von seiner liebenswerten Seite. Unsere Sachen legen wir vor eine Felsengruppe, die noch so 10 bis 12 Meter von der Wasserlinie entfernt ist. Wir krempeln unsere Hosenbeine hoch und stapfen durch's Wasser. Herrlich! Stina filmt und schafft es schließlich, Centi ins Waser zu locken, trotz der unzweifelhaft vorhandenen giftigen Schnappmuscheln mit scharfen Tentakeln und schleimigen Irgendwassen, die nur darauf warten, daß ein ahnungsloser Tourist auf sie drauftritt, um dann ...!

Wir planschen so herum, da kommt Aki angeschlendert und meint ganz lapidar, daß unsere Sachen hoffentlich wasserdicht seien.

Ahböh?

Hat sich doch die Flut still und heimlich angeschlichen und schwappt schon ein paar Centimeter vor unseren Sachen herum?!

Wir: „AAAAAAHHHHH!” (denn mit Geschrei geht alles besser), hingerannt und Zeug gerettet. Zeug wird ganz an den Rand des Strandes geschleppt (daß die Felsen, wo wir dat Krams zuerst gelagert hatten, mit Muscheln überwachsen waren, hätte uns ja schon warnen können, ne?) und dann wieder fröhlich weitergeplantscht. Centi und Stina phantasieren von Sawyer. Teh. Mehdchen. *g*
Haaaaach.

Abends beginne ich den Sonnenbrand dann doch zu merken. Ich glühe so vor mich hin und beschließe, daß man da was tun muß. Bei unserem abendlichen Einkauf besorge ich mir einen Becher Naturjoghurt und schmiere ihn mir bis zum Schlafengehen regelmäßig ins Gesicht. Restgruppe gluckst amüsiert vor sich hin und verspricht mir hoch und heilig, keine Fotos zu machen.
Heh.

Gehen nach obligatem Zusammensitzen bald ins Bett. I start to sense a pattern there.

Tag 5: Yeats, der Schwan und andere Dinge

Der Vormittag des fünften Tages führte uns zum Yeats-Tower. Wir fanden ihn auf Anhieb, was mir gleich verdächtig vorkam. Kein Wunder: Yeats war nicht daheim, der Tower geschlossen und die Idylle wurde durch Kompressorlärm ein bisschen ... individualisiert. Wir blieben trotzdem und beobachteten Fische. Vielleicht war es auch nur ein Fisch mit verschiedenen Perücken, der uns veralbern wollte. Egal.

Danach stand Coole Park auf dem Programm. Coole Park bestand zum großen Teil aus Wald, sehr grünem, saftigen Wald. So mit efeuummantelten Bäumen, was rein botanisch für die Bäume bestimmt nicht so toll ist, aber richig gut aussieht. Efeuranken sind quasi die Stöckelschuhe der Bäume.



Die Sache mit dem Schwan hat Centi ja schon ganz wunderbar beschrieben. Der schob sich halt echt mühsam ruckartig durch den Schlamm des fast ausgetrockneten See-Rinnsals. „Königlich! Ich bin ein königlicher Vogel. [...] Verdammt, sie gucken! Königlich, think königlich!”

In Coole Park wuchs übrigens extrem viel Bärlauch unter den Bäumen. Außerdem bekam ich meine erste Lektion in (heimischer?) Flora.


Centi: „Ohh, eine Linde!” [Anm.d.Red.: Spektakulatius, eine Vereinigung von Centis bevorzugten Spielleuten, singen gerne mal ein Liedeleyn darüber, Sünden unterm Lindenbaum zu treiben.]
FrauKatz: „Woran erkennst Du das?”
Centi (flabberghasted): „Na, weil ... *handwedel* ... das Lindenblätter sind!”
FrauKatz: „Aha.”
Ranwen: „Du kannst das echt nicht erkennen?”
FrauKatz: „Ich kann Birken erkennen. Wenn die Rinde schön weiß ist.”
Ranwen, Centi, Rest:


In den folgenden Tagen bekam ich dann mal einen Crashkurs in Anfängerbotanik. Jetzt erkenne ich (mit einer Fehlerquote von 10%) Birken, Buchen, Linden und Kastanien. Und Rosen. Aber das konnte ich auch schon vorher.

Und weiter ging's. Nächster Zwischenstop: Lough Rea. Wie das so mit allen Gewässern ist, die größer als eine Pfütze sind, mußten wir da natürlich auch drin rumtrampeln oder zumindest die Füße reinhängen. Ranwen trampelte aber ganz konsequent und fand auch ein kleines Ponyhufeisen, das von uns spontan als Glücksbringer adoptiert wurde.
Dann hatten wir noch eine Begegnung der einheimischen Art. Eine nette Irin kam auf uns zu, fragte, ob das Riesentodessternschiff MS Mathomhaus uns gehören würde und ob sie es sich mal ansehen könne. Sie und ihr Mann hätten nämlich 4 Kinder (Oi.) und wären am Überlegen, ob sie sich nicht auch einen Rodius anschaffen sollen.
Na, no Problem. Sie durfte sich alles ansehen und wir plauderten ein wenig über unsere Erfahrungen. Dafür, daß die MS Mathomhaus so groß wie ein durchschnittliches Kreuzfahrtschiff war, war sie überraschend leicht zu lenken, das muß man ihr zugestehen.
Am Ende waren wir entzückt und die Irin begeistert. Wären wir reisende Autohändler, wir hätten glatt ein Auto verkauft. Nachdem wir nur umherziehende Irre waren, war's damit leider Essig. Mist.

Danach fuhren wir über Trampelpfade, um den Stein in der Hütte zu sehen. Sehr aufregend. Große, grüne Wiese. Unendliche Weiten. Mitten auf der Wiese: ein klitzekleines, niedriges Gartenhäuschen. Etwas größer als die gemeine Hundehütte. Da drin: der Stein.
Boah!

Ein Teil unseres Grüppchens interessierte sich dann spontan doch mehr für die kleinen Flauschetierchen, die in einer Art Streichelfarm gleich um den Stein herumgebaut war. Wir aßen dann noch ein Eis und Centi schaukelte. Sehr idyllisch.



Das Athenry Castle, das wir danach visitieren wollten, schloss leider grade in dem Augenblick, in dem wir die Öffnungszeiten lasen. Crivens! Die Athenry Friary war mittels eines fiesen Vorhängeschlosses abgesperrt, aber wenigstens konnten wir noch ein wenig über die Gräber von Iren laufen, die drumherum lagen.
Ernsthaft, die begraben ihre Anverwandten mitten auf dem Boden und oft so, daß man gar keine anderen Wahl hat, als über die Grabplatten zu laufen, wenn man zu anderen Gräbern/der Tür will.
Iren sind seltsam.

Nachdem das Land (mit Ausnahme der Supermärkte) nun die Bordsteine hochklappte, fuhren auch wir nach Hause. Einkaufen, essen, gesellig sein, schlafen. Ufz.

Tag 4: Querbeet durch Irland

Am vierten Tage aber besuchten sie Alnatura Castle. Das zwar nicht so hieß, aber zumindest ähnlich. Die herausragendste ... nein, ich sollte sagen, die eindrücklichste Erkenntnis auch hier: die Leute damals waren SOWAS VON klein! *Beule*
Ansonsten war das Gras grün, der Himmel blau, das Wetter hervorragend und alles ganz extrem idyllisch.
Ich gewöhnte mich auch so langsam an die engen Straßen. Die Iren schienen jedenfalls ganz locker damit umzugehen, also dachte ich, daß die damit ja Erfahrung haben sollten, und wenn die kein Problem damit hatten, dann wollte ich auch keines damit haben.
Harhar.

Nach Alnatura-Castle kamen wir an den Loch Corrib, wo Centi sich in Altöl wälzte. Ich vermutete zuerst ein mir unbekanntes heidnisches Ritual, aber nachdem sie centianisch zu fluchen begann, als sie es bemerkte, handelte es sich wohl doch um ein Versehen. Ranwen leitete zusammen mit Centi Erste-Hilfe-Maßnahmen ein. Der Fleck auf der Nase blieb aber.

Ein paar spontane Zwischenstops legten wir bei zufällig am Weg liegenden Ruinen, die vielversprechend aussahen. Unsere Reisegeschwindigkeit war übrigens so ca. 50 Meter/Stunde. Denn irgendwer warf sich immer zu Boden, um ein Blümelein in seinem natürlichen Habitat zu fotographieren, woraufhin sich jemand anders hinwarf, um den zu fotographieren, der das Blümelein fotographierte, woraufhin alle den fotographierten, der sich zu Boden geworfen hatte, um den zu fotographieren, der sich hingeworfen hatte, um das Blümelein ...
Wir robbten quasi auf Händen und Knien voran.



Der nächste Halt war Roundstone mit seinen netten Shops. Ich spendierte der Besatzung unserer MS Mathomhaus einen Supidupischokicaramellknusperriegel, was mit orgiastischem Stöhnen quittiert wurde. Heh. Den Männern im Auto gefiel die Geräuschkulisse jedenfalls. Männer!.

Irgendwann landeten wir an einem schönen Strand, kauften in der Nähe Biolachs, be-ewwwwww!-ten die tote Monsterkrabbe (Durchmesser ca. 30 Centimeter), trampelten im Atlantik herum und bewunderten die von Pferdepfeiferin Ranwen herbeigelockten, schneeweißen Connemaras. Mei, war das 'ne schöne Stute!



Dann fuhren wir heim, einkaufen, essen machen, 10 Minuten geselliges Herumsitzen, schlafen. Sauerstoff ist ganz schön tückisch, wenn man nicht aufpasst.

Tag 3: Kirche mit Dach:Kirche ohne Dach – 1:2



Nach dem ganzen Geschrei an Tag 2 war zumindest ich heiser und ich vermute, die anderen auch. Deswegen widmeten wir uns diesen Tag der Idylle. Was könnte idyllischer sein als Kirchen?
Die erste Kirche hatte kein Dach. Schon mal ein Pluspunkt auf unserer internen Werteskala. Ich glaube, das war Claire-Galway-Abbey. Eine Ruinenabbey mit Friedhof. Nett.
Danach waren wir in Tuam. Tuam hat enge Straßen und die sind besonders eng, wenn 2/3 davon durch einen Baukran blockiert sind. Aufgrund von Heiserkeit brummelte ich nur etwas in mich hinein, aber die große Katze hatte ein Einsehen und wir fanden sogar einen Parkplatz in der Nähe der Kirche. In Tuam. Die hatte zwar noch ein Dach, aber dafür auch schöne Glasfenster. Auf einem davon war der heilige St. Patrick zu sehen. Er trug FlipFlops. Iren sind seltsam.

Danach begann die typisch irische Suche nach Ross Abbey. Über Trampelpfadstraßen kreisten wir um das Gebiet, in dem sich Ross Abbes befinden sollte.l Laut Karten. Mittlerweile hatten wir 3 oder 4 davon. (Am Ende des Urlaubs hatten sich 7 bis 8 Karten angesammelt, und alle! behaupteten etwas anderes!)
Wir kurvten also immer schön im Kreis herum.



„Wir kreisen Ross Abbey ein!”
„Ja, wir umzingeln sie!”
„Bekommt bestimmt schon Angst.”
„Kähähä, genau! 'Oh nein, da kommen sie!'”
„Wenn sie mal keine Angst bekommt und wegrennt.”
„Abbeys sind ja normalerweise recht ortsgebunden. Obwohl ... das könnte eine Erklärung für die irischen Karten sein.”
„Ja, wie? 'Och, ist das langweilig hier, heute stelle ich mich mal ans andere Ende der Schafsweide!' oder was?”
„Irland ist immerhin das Land der Elfen und Kobolde, ne?”
„Wicked!”
„Indeed.”


Dank einer netten Frau mit Kinderwagen, die wir mit unserem Todessternauto auch nur ganz wenig in den Graben drängten, fanden wir Ross Abbey schließlich genau da, wo keine der Karten sie vermutete. Deh.
Ross Abbey war nett, weitläufig, gut erhalten, von Schafsweiden umgeben und ein weiterer Beweis dafür, daß die Leute früher verdammt klein waren. *Beule am Kopf reib*
Nach der Besichtigung ließen wir uns vor dem ehemaligen Haupteingang auf einem grünen Hügel nieder und picknickten. Ranwen flötete isländische Weisen, Centi, Ranwen und Stina sangen, ich flocht einen Kranz aus Gänseblümchen und sowohl Centi als auch Stina mußten ihn aufsetzen.
Das Wehklagen ob des baldigen Todes der Blümelein war groß, doch mal ehrlich, welche Karrierechancen hat so ein Gänseblümchen vor Ross Abbey schon? Irgendwann verdorren oder mit viel Glück von einem Schaf gefressen werden.
Die Chance, wenn auch nur kurz, auf den hinreißenden Wallehaaren von Centi und Stina zu ruhen und an ihrer Schönheit teilhaben zu dürfen, ist für so ein Gänseblümchen doch eine unglaubliche Gelegenheit, über die eigene Existenz hinauszuwachsen!
Jedenfalls saßen und lagen wir da so herum, genossen die Stille, das Vögelgezwitscher und das „Bäääh”en der Schafe.
Sehr idyllisch.



Dann fiel uns ein gewisser Rhythmus im Bääähen auf.
Die Schafsweide war durch ein Gitter getrennt, das aber offen war. Der eine Weidenteil war hinter der Abbey, der andere vor der Abbey. Nun hatte sich ein Lämmelein in den vorderen Teil verirrt und dann bemerkt, daß es das Mamaschaf nicht mehr sehen konnte.


Lämmelein (jämmerlich): „Bäääääääh!”
Mutterlamm (aus dem Weideabschnitt hinter der Abbey): „Böööööööööh!”
Lamm rennt ein paar Meter in die angeblökte Richtung.
Stutzt. Bleibt stehen.
Lamm: „Bääääähhhh?!”
Mutterlamm: „Böööööööööh!”
Lamm rennt ein paar Meter in die angeblökte Richtung.
Stutzt. Bleibt stehen.
Lamm: „Bääääähhhh?!”
Mutterlamm: „Böööööööööh!”




Das ging etliche Male so hin und her, bis wir vor Lachen auf dem Boden gelegen hätten, wenn wir da nicht ohnehin schon gewesen wären.

Danach fuhren wir einkaufen, heim, essen, schlafen.
Überdosen von Landschaft, Schafen, Ruinen und Sauerstoff darf man nicht unterschätzen. *g*

Tag 2: 'cause we've got rocks and rocks and rocks and rocks ...

Der zweite Tag beginnt etwas regnerischer. Wir trotten (bekleidet) durch Galway/Salthill und entdecken ein Café mit WiFi (W-Lan). Das Tourist Office hat zu und obwohl für uns arktische Temperaturen herrschen, laufen die Iren herum, als hätten wir 30 Grad. Centi kam aus „Kind! Zieh Dir was an! [...] Ich brauche noch einen Pullover! Mit wird schon beim Zusehen kalt!” gar nicht wieder heraus.
Ich will jetzt nicht sagen, daß Salthill langweilig war, schließlich war da der Atlantik (all kinds of liquid love), aber wir beschlossen dann doch, lieber in die Einöde der westlichsten Westküste zu fahren, weil's da vielleicht spannender ist.



Der Westküste vorgelagert sind ein paar Inselchen. Also, keine Fähren-Inseln sondern eher Mir-ham-dann-mal-e-Brücke-gebaut-Inseln. Wie die tatsächlich heißen müßt ihr bei Centi nachlesen, bei mir heißen die Dinger nur Gollum Islands.
Je weiter wir Richtung Westküste fuhren, desto steiniger wurde es. Teilweise war weit und breit kein Ort zu sehen und Steine bis an den Horizont. Das war sehr ... rohanig. Das war sogar extrem-rohanig. Centi bekommt leichte Schwierigkeiten mit der Landschaft: „Steine! Nur Steine! Sie sind überall! Wir sind umzingelt! AAAHHHHH!”
Trotzdem halten wir in einer Miniwinzausbuchtung der Straße und die Crew der MS Mathomhaus schwärmt aus. Mit ihren Kameras. Um ... Steine zu fotographieren.

Sehe Iren in ihren Autos lachen. Kann das irgendwie nachvollziehen.

Wir fahren dann weiter. Wie auf manchen von Stinas Videos zu sehen, sind auf den guten Straßen die einzelnen Fahrspuren fast so breit wie die MS Mathomhaus. Man muß also bei Gegenverkehr nur ein bisschen ins angrenzende Gebüsch fahren. Ich verfluche jedes entgegenkommende Auto und bete inbrünstig bei jeder nicht einsehbaren Kurve. Beginne zu verstehen, warum die Iren so viel fluchen und gleichzeitig so gläubig sind.



Je weiter wir nach Westen kommen, desto steiniger wird es und desto enger werden die Straßen. Erinnere mich an meine Kindheit und wünsche mir ein Auto wie K.I.T.T., um über den Gegenverkehr einfach drüberspringen zu können.
Stelle fest, daß die Iren alle wahnsinnig sind. Auf Straßen, auf denen man sich selbst zu Fuß vorsichtig vorantasten müßte, stehen 80er Geschwindigkeitsbegrenzungen. Die spinnen, die Iren.

Dann kommen die Brücken, die die einzelnen Inseln miteinander und mit dem Festland verbinden. In der Annahme, daß hier ohnehin nie jemand freiwillig hinziehen wird, sind die grade mal 1,5 mal so breit wie unser Auto. AAAAAAAHHHHHH!
Mittendrauf kommt natürlich Gegenverkehr. AAAAHHHHHHHH!
Der fast genauso breit ist wie wir. AAAAAAAAAAAHHHHHHHHH!

Ich fahre links ran und bete zur großen Katze. Der entgegenkommende Ire winkt freundlich und fährt unter Mißachtung aller physikalischen Gesetze an mir vorbei.

Puuuuuuuuuuhhhhhh!

Auf der letzten Insel treffen wir zwei bezaubernde Hunde. Ich füttere den viel zu dünnen Boxer mit Centis Sandwiches und beschließe, mir bei unserem nächsten Einkauf Hundeleckerlis zu besorgen.
Erwäge auch, Hundefutterdosen zu erwerben, verwerfe das allerdings wieder. Ganz so bekloppt bin ich dann doch nicht.
Hust.

Wir fahren dann weiter. Auf einem Weg, der mich an den Trampelpfad im Garten meiner Großmutter erinnert. Der zum Kompost führte.
Der Weg ist, I'm not kidding, grade mal so breit wie das Auto. Wenn jetzt Gegenverkehr kommt, sind wir alle verloren. Verloooooooooren!
Meine MPGs laufen zur Höchstform auf. Uneinsichtige Kurven über Hügel hinweg. Die Crew, mit der potenziellen Ausnahme von Kosh und Aki, ist permanent am Schreien. Vielleicht hören uns entgegenkommende Iren dadurch und umfahren uns mittels Ortskenntnis weiträumig, man weiß ja nie.



Am Ende des Trampelpfades angekommen bobbelt langsam eine wichtige Frage an die Oberfläche: wenden? Wie und wo? Mit viel Gekurbel, rangieren, fluchen und schreien gelingt auch das, und wir fahren langsam wieder zurück.

Und da passiert es!

GEGENVERKEHR! AAAAAHHHHHHHHH!

Genau vor uns steht ein roter Kleinwagen. Wir starren ihn erst mal verdutzt an und hoffen, daß es eine Halluzination ist. Ausgelöst durch steinige Eintönigkeit, bis sich unser Gehirn sagte, daß in soviel Steinigkeit doch ein roter Kleinwagen nett wäre.
Er geht aber nicht weg.
Mist!
Dummerweise sind wir grade vor ein paar Metern an einer Ausbuchtung der Straße vorbegekommen, die wohl für genau diesen Fall gedacht ist. Es war also an uns, zurückzufahren.

AAAHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHH!

Eine kurze Abschätzung der Lage ergab, daß wir am Besten gradeaus rückwärtsfahren sollten, da wir aufgrund unserer Todessternausmaße nicht in die Lücke gepasst hätten. Dann würde der rote Kleinwagen in die Bucht fahren, wir würden wieder vorwärts fahren und alles wäre gut.
Jahaha. Das schreibt sich so leicht! Dieses Riesenschiff rückwärts zu lenken war schon eine ganz eigene Herausforderung, umso mehr als daß einige der Besatzung nicht mitbekommen hatten, daß wir nicht in die Bucht passen würden und persistent versuchten, mich durch Zuruf in ebendiese zu lenken.
„Links einschlagen! LIIINKS!”
„Wieso links? Rechts! Rechts!”
„Achung! Mauer! Steinmauer!”
Auto: „PIIIIIEEEEEP! PIIIIIIEP! PPPPIIIIIIIIIIEEEEEEEEEPPPPPP!” (Einparksensoren. Eigentlich ja praktisch, aber NICHT! JETZT!)

Nach viel Geschrei, Handgewedel und Gekurve kam der rote Kleinwagen endlich in die Bucht und war fast auf selber Höhe mit uns. Die Fahrerin kurbelte das Fenster herunter, wir auch und noch bevor sie irgendetwas sagen konnte, schallte ihr schon ein „We're tourists! We're sorry!” entgegen. Das brachte sie zum schallenden Lachen. Iren scheinen uns lustig zu finden. Teehee.

Auf der Rückfahrt trafen wir dann noch ein, zwei andere Gegenverkehrautos, allerdings in deutlich weniger prekärer Landschaft. Ich vermute ja, daß die Fahrerin des roten Kleinwagens ihre Nachbarn verständigt hat. Ja, wenn der Zirkus durch die Stadt kommt, dann muß man gucken. :o)

Nach unserer steinigen Expedition folgte das übliche Prozedere: einkaufen (im Riesensupermarkt Joyces, der, huld, jubel, viel Biozeug hatte), Essen machen, Essen essen, aufräumen, 5 Minuten besinnliches Beisammensitzen, todmüde ins Bett fallen.

Die grüne Insel – Tag X / Teil 2

Kleine Ankündigung: ich werde so peu a peu auch noch Bilder in die Beiträge einfügen. Die sind alle entweder von Aki, Centi, Ranwen oder Stina. Lobpreis bitte an sie.

Weiter geht's.

Nach dem kräftigenden Zwischenstop beim Dorfladen fühlte ich mich mutig genug, nun auch das Steuer zu übernehmen. Auch, weil ein Warnschild an dem Gatter hinter dem Laden "Beware of the bull" verkündete. Bevor wir also von irgendwelchen irischen Bullen angefallen wurden, übernahm ich das Steuer und wir fuhren los. In Schlangenlinien, mit viel Gefluche und unter dem Mantra "Links ist unser Freund, links ist unser Freund, wir fahren links, links ist gut, links ist unser Freund", aber immerhin: wir fuhren.

Nach den vergeblichen Suchen nach in den Karten eingezeichneten Sehenswürdigkeiten

„Also, eigentlich müßte das Castle direkt neben der Straße sein.”
„Tjaaaaa. Uhm. Da wäre ein Schafsstall.”
[Blickwechsel]
„Nee, das würden nicht mal die Iren tun.”


hatten wir irgendwann dann die Nase voll und beschlossen, gradewegs nach Spiddal zu fahren. Was durch unser Auto fast vereitelt wurde. Nach einem Zwischenstop sprang es nämlich nicht wieder an.
Milde Panik breitete sich aus.

„AAAAHHHHHHH! Warum tut es das? Warum tut es das? Mitten in der Wildnis!”
„Ist es die Batterie?”
„Nee, die Lichter leuchten ja munter, es springt nur nicht an.”
„Wir könnten ja ein paar Schafe vor's Auto spannen, die sind hier bestimmt nicht teuer.”
„Aber es muß doch anspringen! Wir sind schließlich das Forum unterwegs! Wir genießen diplomatische Immunität! Auch vor technischen Attacken!”
”Wenn wir die Schafe ...”
„Geh wech mit Deinen Schafen!”


Dank Koshs männlichem Technikverständnis kamen wir dann drauf, daß das Auto in eine Art Hibernationsstarre fiel, wenn der Motor längere Zeit aus war, die Türen aber nicht abgeschlossen waren. Man mußte einfach eines der Knöpchen am Schlüsselanhänger drücken, dann ging wieder alles wunderbar.

WER KOMMT DENN BITTE AUF SOWAS!

Wir konnten jedenfalls weiterfahren. Halleluja.

Reichlich mit den Nerven zu Fuß („HÖR GEFÄLLIGT AUF, SO LAUT ZU GUCKEN!!!” *keif*) fuhren wir schließlich in Galway, genauer gesagt in Salthill (Salt Hill?) ein. Da war Stau und eine Menge los, denn der Himmel war blau, die Sonne schien und Salthill hatte einen Strand. Nachdem sich der durchschnittliche Ire aber schon bei 12°C fast vollständig entblättert, hatte Centi wenigstens eine Menge zu gucken.

Beim Straßenschild nach Spiddal war übrigens die englische Bezeichnung (Spiddal) weggeweißelt und nur noch die gälische (An Spidéal) stand drauf. Hatte sofort Visionen von Iren im Trenchcoat, die sich mit einem Eimer Tipp-Ex nachts um halb 2 an den Straßenschildern zu schaffen machen.

Dank unserer überragenden, touristenuntypischen Intelligenz kann uns das aber nicht täuschen und wir verfahren uns auch nur ganz wenig auf dem Weg nach Spiddal. Der übrigens durch einige kleine Dörfchen führt, und bei jedem beginnt das lustige Rätselraten: ist das jetzt Spiddal? Den irischen Karten kann man nicht trauen, den irischen Ortsschildern – sofern vorhanden – auch nicht.

Wir suchen also die „Spiddal Holiday Homes”, die, ganz typisch, nur aus einer Richtung ausgeschildert sind. (Und aus unserer Richtung auch noch ein Stück vor Spiddal liegen.) Glücklicherweise ist es die Richtung, aus der wir kommen, und so fahren wir nur mit ein paar Stündchen Verspätung auf den Hof der Cottage-Anlage.
Ich meinte, Engel singen zu hören. Könnte aber auch ein bisschen Tinnitus gewesen sein.

Der Verwalter/Besitzer ist natürlich schon längst im Feierabend, hat aber ein Schild ins Fenster gehängt, daß die Denig-Party in Cottage 14 untergebracht ist. Der Schlüssel wird wohl unter der Fußmatte gelegen haben. Scheint so eine irische Sache zu sein.

Wir tuckern durch die Anlage und finden Cottage #14 malerisch am Rande gelegen. Jenseits der Steinmauer grasen Kühe, 500 Meter weiter schwappt der Atlantik vor sich hin. Das Gras ist grün und flauschig, wir haben eine Wäschespinne, eine Terrasse und einen Kamin. Centi bricht bei diesem Anblick in unkontrollierbare Beavis-und-Butthead-Laute aus. Ich ahne, was kommen wird.

Die Aufteilung der Zimmer ist schnell geschehen, ausgepackt ist auch ganz fix. Da schwebt schon das nächste Damoklesschwert über unseren Häuptern: einkaufen müssen wir auch noch, im Cottage ist nämlich nix. Gar nix. Null. Um das Cottage ist Gras, aber wir bezweifeln allgemein, daß wir so schnell auf Wiederkäuer umschulen können.

Wir uns also wieder ins Auto geschmissen und nach Spiddal gefahren. Der kleine Laden (Edeka! Thiii!) hat normalerweise bis 22 Uhr geöffnet, just aber heute eben nicht, weil die ganze Belegschaft auf eine Beerdigung muß.
Wir fühlen uns betroffen, haben aber trotzdem noch Hunger und kaufen deswegen auch noch ein. Auch wenn wir dazu hinter die Kälteschutzvorhänge der Kühlregale kriechen müssen, die freundlich, aber bestimmt von der Belegschaft heruntergezogen wurden.
Unser erster Noteinkauf kommt auf 140,- €. Was, auf 6 Personen hochgerechnet, gar nicht sooo viel ist. Man muß sich das immer wieder sagen.

Wir fahren nach Hause, verstauen die Einkäufe, essen Spaghetti mit Tomatensauce und Sodabread und fallen völlig fertig ins Bett.

Umpf.

Freitag, 18. Mai 2007

Die grüne Insel – Tag X / Teil 1



Am nächsten Morgen standen Ranwen, ihre Eltern, Aki und ich zu unchristlich früher Zeit auf. Halb fünf oder sowas. Die Augen konnte ich erst später öffnen, von daher kann ich in der Hinsicht keine genaueren Aussagen machen.
Der Rest frühstückte dann, ich muß wohl unter der Dusche eingeschlafen sein. Ranwen schmierte mir dankenswerterweise noch ein Brötchen, damit ich meinen ersten Flug (meine MPGs panikten seit Tagen!) nicht mit leerem Magen absolvieren mußte.

Wir nahmen dann den Shuttlebus nach Frankfurt/Hahn. Warum man einen Flughafen Frankfurt/Hahn nennt, der gute zwei Stunden Fahrt von Frankfurt entfernt in der Pampa liegt, wird mir wohl immer ein Rätsel bleiben.
Wahrscheinlich hat ein Ire den Namen ausgesucht.

In Hahn stießen dann Kosh und etwas später noch Stina und Centi zu uns. Wir waren erst mal komplett und füllten den Flughafen mit extatischen Quietschlauten.
„Sssooo kleine Beebimiezis! Ganz kleine Öhrchen!“ – „Ganz klein?“ – „Ganz klein!“ – „Thiiiii!“

Dann kippte Centi noch ein Beruhigungsschnäpschen, wir checkten ein und los ging's. Also, fast. Erst mal saßen wir noch ein wenig herum und Centi durfte Rollie halten. :stolze.mama: Aber dann ging's zum Flugzeug. Ich kann ja jetzt nicht aus Erfahrung sprechen, war ja mein erster Flug (MPG: AAAAAAAAAAAAAHHHHHHWIRWERDENALLLE!), aber so'n bisschen low-tech war's schon, mitten über's Rollfeld zu laufen und dann die wackelige Treppe zum Flugzeug emporklettern.
Der Flug selbst war toll. Das Wetter war wunderbar, und während Centi in eine meditative Starre fiel, hing ich bei Stina über'm Schoß und starrte begeistert aus dem Fenster. Tiefgehendste Erkenntnis: Die Felder in D (Quadrate/Rechtecke) sehen deutlich ordentlicher aus als die Felder in E (seltsame Polygone, oft mit Rundungen).

Irgendwann kam dann Irland in Sicht. Ich hielt natürlich gleich Ausschau nach kleinen, weißen Punkten auf grünem Grund.


FrauKatz: „Sind das jetzt Schafe?“
Stina: „Könnte sein.“
FrauKatz: „Und das?“
Stina: „Möglich.“
FrauKatz: „Aber das da sind ganz bestimmt Schafe, oder?“
Stina: *mordgedanken*


Am Flughafen dann das spannende „Hat Ryan mein Gepäck verschlampt und werde ich zwei Wochen in den selben Miefklamotten herumlaufen müssen?“-Spiel. Leider kein Gewinner in unserer kleinen Gruppe, sämtliche Gepäckstücke haben die liebevolle, irische Behandlung (*rumschmeiß* *knautsch* *quetsch*) überstanden. Wir stellen Kosh mit dem ganzen Gepäck vor den Restrooms ab und visitieren ebenjene erst mal. Double-X verpflichtet.

Danach: „Auf zu neuen Ufern!“ – „Hä?“ – „Zum Officeböxli von Irish Car Rentals.“ – „Ahsooo.“

Wir zogen/schleppten uns und unser Gepäck also Richtung ... uhm ... dem Leitschaf hinterher. Nie passte „Wir sind umherziehende Irre.“ besser.
Die Frage nach dem zweiten Fahrer (Stina war natürlich als erste Fahrerin geplant) war dann doch schnell entschieden, da ich es mir nun doch nicht zutraute, das Todessternriesenschiff MS Mathomhaus©®™ auf den Linksverkehrminiwinzstraßen Irlands zu steuern. Das sollte Kosh mal machen.

Muahahahaha ... ha.

Ich stand dann beim kleinen Grüppchen, weil es mich ja schon interessiert hätte und deswegen vielleicht ein dritter Fahrer ...? Aber ca. 5000€/täglich war's mir dann doch nicht wert.
Deswegen stand ich auch in praktischer Nähe, als der nette Ire von Irish Car Rentals Stina ihren Führerschein zurückgab und dazu sagte, daß sie zu jung sei.
Wie, zu jung? Bö?
Ja, das Todessternriesenschiff MS Mathomhaus©®™ gelte als premium class und die dürfe man erst fahren, wenn man ein methusalix'sches Alter erreicht habe.

Wir alle:

Kosh: „Also bei mir passt's. Faith, wie alt bist Du?“
FrauKatz [mit vollster Überzeugung]: „Uralt!“
Kosh: „Here, she's old enough, she'll be the second driver!“
FrauKatz:

Wir bekamen dann noch den Weg zum Todessternriesenschiff MS Mathomhaus©®™ beschrieben und trotteten (bekleidet!) in die angegebene Richtung.
Mehrere Ampeln, Zebrastreifen und Kilometer weiter erreichten wir den Parkplatz von Irish Car Rentals (ja, ich habe in der Tat grade „Irish Cat Rentals“ geschrieben) und das muntere „Welches Auto ist denn unseres?“-Raten ging los.

Stina hatte sofort den richtigen Riecher: das hier sollte unser Todessternriesenschiff MS Mathomhaus©®™ sein:


Ssangyong Rodius Premium Class mit Klimaanlage und jedem erdenklichen Schnickschnack

BOAH!

MPG: DAS DING KANNST DU DOCH NIE ÜBER DIE OMGWTF-ENGEN IRISCHEN STRASSEN STEUERN!
VKG: Da haben die MPGs völlig recht.
FrauKatz: Absolut.
MPG: IHR WERDET SCHON SEHEN! WIR WERDEN ALLE! UND DANN WERDET IHR SAGEN "SEHET, SIE SPRACH DIE WAHRHEIT ...!"
VKG: Sagen wir doch jetzt schon.
FrauKatz: Jopp.
MPG: ... böh? ...

Mit extrem verwirrten Genen stopfte ich mein Gepäck in das Todessternriesenschiff MS Mathomhaus©®™, bat Kosh inständig, doch die erste Fahrerschicht zu übernehmen, und so verließen wir den sicheren Hafen des Dubliner Flughafens auf dem Weg an die Westküste.

Nur noch mal zur Verdeutlichung, solche Details gehen im Erzählfluss ja ganz gerne mal verloren: Wir waren in Dublin. Ostküste. Unser erstes Cottage in Spiddal befand sich an der Westküste.

Wir würden also mal eben quer durch Irland fahren; und auf dem Weg natürlich jede Sehenswürdigkeit mitnehmen, die wir finden würden.

Die Betonung liegt auf: finden.

Was wir gut fanden, war ein kleiner Laden in einem kleinen Dorf. Ein paar Getränke und Schokoladentafeln später fühlten wir uns gestärkt und konnten unsere Odyssee wieder aufnehmen.