Tag 3: Kirche mit Dach:Kirche ohne Dach – 1:2
Nach dem ganzen Geschrei an Tag 2 war zumindest ich heiser und ich vermute, die anderen auch. Deswegen widmeten wir uns diesen Tag der Idylle. Was könnte idyllischer sein als Kirchen?
Die erste Kirche hatte kein Dach. Schon mal ein Pluspunkt auf unserer internen Werteskala. Ich glaube, das war Claire-Galway-Abbey. Eine Ruinenabbey mit Friedhof. Nett.
Danach waren wir in Tuam. Tuam hat enge Straßen und die sind besonders eng, wenn 2/3 davon durch einen Baukran blockiert sind. Aufgrund von Heiserkeit brummelte ich nur etwas in mich hinein, aber die große Katze hatte ein Einsehen und wir fanden sogar einen Parkplatz in der Nähe der Kirche. In Tuam. Die hatte zwar noch ein Dach, aber dafür auch schöne Glasfenster. Auf einem davon war der heilige St. Patrick zu sehen. Er trug FlipFlops. Iren sind seltsam.
Danach begann die typisch irische Suche nach Ross Abbey. Über Trampelpfadstraßen kreisten wir um das Gebiet, in dem sich Ross Abbes befinden sollte.l Laut Karten. Mittlerweile hatten wir 3 oder 4 davon. (Am Ende des Urlaubs hatten sich 7 bis 8 Karten angesammelt, und alle! behaupteten etwas anderes!)
Wir kurvten also immer schön im Kreis herum.
„Wir kreisen Ross Abbey ein!”
„Ja, wir umzingeln sie!”
„Bekommt bestimmt schon Angst.”
„Kähähä, genau! 'Oh nein, da kommen sie!'”
„Wenn sie mal keine Angst bekommt und wegrennt.”
„Abbeys sind ja normalerweise recht ortsgebunden. Obwohl ... das könnte eine Erklärung für die irischen Karten sein.”
„Ja, wie? 'Och, ist das langweilig hier, heute stelle ich mich mal ans andere Ende der Schafsweide!' oder was?”
„Irland ist immerhin das Land der Elfen und Kobolde, ne?”
„Wicked!”
„Indeed.”
Dank einer netten Frau mit Kinderwagen, die wir mit unserem Todessternauto auch nur ganz wenig in den Graben drängten, fanden wir Ross Abbey schließlich genau da, wo keine der Karten sie vermutete. Deh.
Ross Abbey war nett, weitläufig, gut erhalten, von Schafsweiden umgeben und ein weiterer Beweis dafür, daß die Leute früher verdammt klein waren. *Beule am Kopf reib*
Nach der Besichtigung ließen wir uns vor dem ehemaligen Haupteingang auf einem grünen Hügel nieder und picknickten. Ranwen flötete isländische Weisen, Centi, Ranwen und Stina sangen, ich flocht einen Kranz aus Gänseblümchen und sowohl Centi als auch Stina mußten ihn aufsetzen.
Das Wehklagen ob des baldigen Todes der Blümelein war groß, doch mal ehrlich, welche Karrierechancen hat so ein Gänseblümchen vor Ross Abbey schon? Irgendwann verdorren oder mit viel Glück von einem Schaf gefressen werden.
Die Chance, wenn auch nur kurz, auf den hinreißenden Wallehaaren von Centi und Stina zu ruhen und an ihrer Schönheit teilhaben zu dürfen, ist für so ein Gänseblümchen doch eine unglaubliche Gelegenheit, über die eigene Existenz hinauszuwachsen!
Jedenfalls saßen und lagen wir da so herum, genossen die Stille, das Vögelgezwitscher und das „Bäääh”en der Schafe.
Sehr idyllisch.
Dann fiel uns ein gewisser Rhythmus im Bääähen auf.
Die Schafsweide war durch ein Gitter getrennt, das aber offen war. Der eine Weidenteil war hinter der Abbey, der andere vor der Abbey. Nun hatte sich ein Lämmelein in den vorderen Teil verirrt und dann bemerkt, daß es das Mamaschaf nicht mehr sehen konnte.
Lämmelein (jämmerlich): „Bäääääääh!”
Mutterlamm (aus dem Weideabschnitt hinter der Abbey): „Böööööööööh!”
Lamm rennt ein paar Meter in die angeblökte Richtung.
Stutzt. Bleibt stehen.
Lamm: „Bääääähhhh?!”
Mutterlamm: „Böööööööööh!”
Lamm rennt ein paar Meter in die angeblökte Richtung.
Stutzt. Bleibt stehen.
Lamm: „Bääääähhhh?!”
Mutterlamm: „Böööööööööh!”
Das ging etliche Male so hin und her, bis wir vor Lachen auf dem Boden gelegen hätten, wenn wir da nicht ohnehin schon gewesen wären.
Danach fuhren wir einkaufen, heim, essen, schlafen.
Überdosen von Landschaft, Schafen, Ruinen und Sauerstoff darf man nicht unterschätzen. *g*
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