Die grüne Insel – Tag X / Teil 2
Kleine Ankündigung: ich werde so peu a peu auch noch Bilder in die Beiträge einfügen. Die sind alle entweder von Aki, Centi, Ranwen oder Stina. Lobpreis bitte an sie.
Weiter geht's.
Nach dem kräftigenden Zwischenstop beim Dorfladen fühlte ich mich mutig genug, nun auch das Steuer zu übernehmen. Auch, weil ein Warnschild an dem Gatter hinter dem Laden "Beware of the bull" verkündete. Bevor wir also von irgendwelchen irischen Bullen angefallen wurden, übernahm ich das Steuer und wir fuhren los. In Schlangenlinien, mit viel Gefluche und unter dem Mantra "Links ist unser Freund, links ist unser Freund, wir fahren links, links ist gut, links ist unser Freund", aber immerhin: wir fuhren.
Nach den vergeblichen Suchen nach in den Karten eingezeichneten Sehenswürdigkeiten
„Also, eigentlich müßte das Castle direkt neben der Straße sein.”
„Tjaaaaa. Uhm. Da wäre ein Schafsstall.”
[Blickwechsel]
„Nee, das würden nicht mal die Iren tun.”
hatten wir irgendwann dann die Nase voll und beschlossen, gradewegs nach Spiddal zu fahren. Was durch unser Auto fast vereitelt wurde. Nach einem Zwischenstop sprang es nämlich nicht wieder an.
Milde Panik breitete sich aus.
„AAAAHHHHHHH! Warum tut es das? Warum tut es das? Mitten in der Wildnis!”
„Ist es die Batterie?”
„Nee, die Lichter leuchten ja munter, es springt nur nicht an.”
„Wir könnten ja ein paar Schafe vor's Auto spannen, die sind hier bestimmt nicht teuer.”
„Aber es muß doch anspringen! Wir sind schließlich das Forum unterwegs! Wir genießen diplomatische Immunität! Auch vor technischen Attacken!”
”Wenn wir die Schafe ...”
„Geh wech mit Deinen Schafen!”
Dank Koshs männlichem Technikverständnis kamen wir dann drauf, daß das Auto in eine Art Hibernationsstarre fiel, wenn der Motor längere Zeit aus war, die Türen aber nicht abgeschlossen waren. Man mußte einfach eines der Knöpchen am Schlüsselanhänger drücken, dann ging wieder alles wunderbar.
WER KOMMT DENN BITTE AUF SOWAS!
Wir konnten jedenfalls weiterfahren. Halleluja.
Reichlich mit den Nerven zu Fuß („HÖR GEFÄLLIGT AUF, SO LAUT ZU GUCKEN!!!” *keif*) fuhren wir schließlich in Galway, genauer gesagt in Salthill (Salt Hill?) ein. Da war Stau und eine Menge los, denn der Himmel war blau, die Sonne schien und Salthill hatte einen Strand. Nachdem sich der durchschnittliche Ire aber schon bei 12°C fast vollständig entblättert, hatte Centi wenigstens eine Menge zu gucken.
Beim Straßenschild nach Spiddal war übrigens die englische Bezeichnung (Spiddal) weggeweißelt und nur noch die gälische (An Spidéal) stand drauf. Hatte sofort Visionen von Iren im Trenchcoat, die sich mit einem Eimer Tipp-Ex nachts um halb 2 an den Straßenschildern zu schaffen machen.
Dank unserer überragenden, touristenuntypischen Intelligenz kann uns das aber nicht täuschen und wir verfahren uns auch nur ganz wenig auf dem Weg nach Spiddal. Der übrigens durch einige kleine Dörfchen führt, und bei jedem beginnt das lustige Rätselraten: ist das jetzt Spiddal? Den irischen Karten kann man nicht trauen, den irischen Ortsschildern – sofern vorhanden – auch nicht.
Wir suchen also die „Spiddal Holiday Homes”, die, ganz typisch, nur aus einer Richtung ausgeschildert sind. (Und aus unserer Richtung auch noch ein Stück vor Spiddal liegen.) Glücklicherweise ist es die Richtung, aus der wir kommen, und so fahren wir nur mit ein paar Stündchen Verspätung auf den Hof der Cottage-Anlage.
Ich meinte, Engel singen zu hören. Könnte aber auch ein bisschen Tinnitus gewesen sein.
Der Verwalter/Besitzer ist natürlich schon längst im Feierabend, hat aber ein Schild ins Fenster gehängt, daß die Denig-Party in Cottage 14 untergebracht ist. Der Schlüssel wird wohl unter der Fußmatte gelegen haben. Scheint so eine irische Sache zu sein.
Wir tuckern durch die Anlage und finden Cottage #14 malerisch am Rande gelegen. Jenseits der Steinmauer grasen Kühe, 500 Meter weiter schwappt der Atlantik vor sich hin. Das Gras ist grün und flauschig, wir haben eine Wäschespinne, eine Terrasse und einen Kamin. Centi bricht bei diesem Anblick in unkontrollierbare Beavis-und-Butthead-Laute aus. Ich ahne, was kommen wird.
Die Aufteilung der Zimmer ist schnell geschehen, ausgepackt ist auch ganz fix. Da schwebt schon das nächste Damoklesschwert über unseren Häuptern: einkaufen müssen wir auch noch, im Cottage ist nämlich nix. Gar nix. Null. Um das Cottage ist Gras, aber wir bezweifeln allgemein, daß wir so schnell auf Wiederkäuer umschulen können.
Wir uns also wieder ins Auto geschmissen und nach Spiddal gefahren. Der kleine Laden (Edeka! Thiii!) hat normalerweise bis 22 Uhr geöffnet, just aber heute eben nicht, weil die ganze Belegschaft auf eine Beerdigung muß.
Wir fühlen uns betroffen, haben aber trotzdem noch Hunger und kaufen deswegen auch noch ein. Auch wenn wir dazu hinter die Kälteschutzvorhänge der Kühlregale kriechen müssen, die freundlich, aber bestimmt von der Belegschaft heruntergezogen wurden.
Unser erster Noteinkauf kommt auf 140,- €. Was, auf 6 Personen hochgerechnet, gar nicht sooo viel ist. Man muß sich das immer wieder sagen.
Wir fahren nach Hause, verstauen die Einkäufe, essen Spaghetti mit Tomatensauce und Sodabread und fallen völlig fertig ins Bett.
Umpf.
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