Sonntag, 3. Juni 2007

Tag 9: Höhlen und der Atlantik: as good as a day can get

Der nette Kutscher auf Inis Mór meinte übrigens, daß ich „irish skin” hätte. Leider meinte er damit nicht „zart und rein wie Buttermilch an einem lauen Sommermorgen, die Wangen von der Morgenröte leicht überglüht” sondern eher „blass und nach 1 Stunde Sonne für den Rest der Jahreszeit knallrot”. Bah.
Der Naturjoghurt hat übrigens phantastisch gewirkt, am nächsten Tag war ich zwar noch rötlich, aber es tat überhaupt nicht mehr weh. Kudos für Stina!

Aber wir sind ja mittlerweile bei Tag 9 angekommen. Tag 9 stand im Zeichen von The Burren. Um Nimiel anständig willkommen zu heißen hatte Irland beschlossen, nun doch das typisch irische Wetter zu bieten. Wir stapften also die meiste Zeit durch Regen und Wind und fühlten uns echt irisch. Denn wie sagte ein netter Verkäufer im Spiddal Crafts Village so schön? „You don't come to Ireland for sunshine.” Da hatter irgendwie recht.



Erster Punkt unserer pädagogisch-historischen Mission war ein Steinfort. An der Kasse bekamen wir eine Karte mit Erläuterungen ausgeteilt, was auch sehr vernünftig war. Archäölogisch war von uns wohl keiner so gebildet als daß wir drei herumliegende Steine als Schafstall erkannt hätten. Gut, bei Gebäuden in Irland hat man eine 50:50 Chance mit „Wohngebäude” und „Schafstall” das Richtige zu treffen, aber prinzipiell eben.
Stina improvisierte mit Centis und Nimiels Unterstützung eine Führung von beziffertem Steinhaufen zu beziffertem Steinhaufen. *kücher* Wir imaginierten also ein paar imaginary buildings und ich bemerkte, daß meine Jacke doch nicht ganz so wasserresistent war, wie ich es gerne gehabt hätte.

Zweite Station: ein Wedge Tomb. Jetzt regnete es schon stärker und es war allgemein etwas ungemütlich. Das Wedge Tomb sah aus wie drei aufeinandergestapelte Steine. Ich versuchte, Ehrfurcht zu empfinden, aber irgendwie ...
Ganz in der Nähe sollte es noch irgendwas geben. Was, habe ich vergessen, weil ich mit Stina das Auto hütete. Irgendwer mußte sich ja opfern. :selbstlos:

Dann fuhren wir Richtung Ailwee Cave. Höööhle! Höhle, Höhle, Höhle! Am unteren Gate gab's ein bisschen Diskussion um den Eintrittspreis, bis wir herausfanden, daß nur die, die in die Höhle wollten, auch was bezahlen mußten. Für die anderen gab's noch diverse andere Möglichkeiten, sich zu vergnügen, und so parkten wir den Wagen und Aki sowie ich tappelten Richtung Höhle.

Ich muß hinzufügen, daß ich Höhlen wirklich, wirklich, wirklich liebe.
So richtig.

Wir standen also am Eingang und mußten erst mal die Vorgängergruppe rauslassen, dann ging's los. Zuerst kamen wir an einem Überhang vorbei, unter dem sich zwei Kuhlen (Kulen?) befanden, eine davon mit Bärenknochen. Unser Guide erklärte uns, daß dies Bärenknochen seien, und daß das ganz doll toll wäre, da es seit mehr als 1000 Jahren keine Bären mehr in Irland gegeben hätte. Das nahm er zum Anlass, uns gleich die Geschichte der Höhle zu erzählen. Sie wäre in den 1940er Jahren von einem Iren aus der Gegend (achwas?) entdeckt worden, weil sein Hund ein Kaninchen (Rabbit) hineingejagt hätte. Durch einen französischen Übersetzungsfehler wurde aus dem Rabbit dann ein Rabbi, was viele Leute sehr verwundert hätte. *gicker*

Wir gingen also weiter, vorbei an Stalagtiten, Stalagmiten, Kalkwasserfällen, echten Wasserfällen (sssssoooo cool! ) und der Guide erklärte uns alle, machte ein paar Scherzchen und war allgemein sehr unterhaltsam.
Irgendwann kam dann eine Art 180°-Kurve. Der Guide verabschiedete sich und meinte, wir würden von hier aus alleine weitergehen.
Boah! Coool!
Ich blieb ein wenig zurück, Aki auch, und ich versuchte, die vor uns herumlärmenden Touristen zu ignorieren. Hach!
Ich verkündete Aki, daß ich in meinem nächten Leben bestimmt Höhlenforscherin werden würde. Er nahm die Ankündigung mit gebührender Skepsis zur Kenntnis. *g*

Danach war ich überglücklich und erzählte jedem Busch, daß ich in einer Höhle gewesen sei. Thiiii! Dhi! Höhle!
Der Rest der Mannschaft war auch zufrieden. Ein Teil war gewandert, ein Teil hatte Käse und Fudge gegessen. Die Wolken hatten sich verzogen, die Sonne schien, Irland war grün und ich bin in einer Höhle gewesen.

Als Rückweg wählten wir die Scenic Route Along The Mighty Atlantic. Phantastisch! Die Sonne schien zwar, aber der Wind auch (also, der Wind schien nicht, er wehte. Aber ihr wisst ja, was ich. Ich brauche meine Sätze nicht.). Ein paar wundervolle Aussichten später quetschten wir die MS Mathomhaus in eine winzigwinzigkleine Ausbuchtung links an der Straße und die Allgemeinheit kletterte über diverse Steinmauern zum Atlantik herunter. Ich blieb beim Auto, weil wir doch ein bisschen in die Straße hineinragten und ich mittels meiner magischen Ausstrahlung Schlimmes verhindern wollte. Mich zwischen das andere Auto und die MS Mathomhaus werfen oder sowas.
Glücklicherweise sind die Iren wohl mittlerweile Touristen gewohnt. Sie fuhren freundlich um uns herum und keiner hupte. Freundliches Volk.



Ein wenig weiter des Weges gab es auf einer Klippe mehrere Haltemöglichkeiten, was wir natürlich gerne wahrnahmen. Neben uns standen Leute vor einem Auto und ein Mensch versuchte, es mittels eines Drahtkleiderbügels zu knacken. Eine Frau stand daneben und sah nicht sehr glücklich aus. Wir vergewisserten uns, daß Kosh den Schlüssel einstecken hatte (hatte er) und waren froh, daß wir nicht in einer gottverlassenen Gegend standen und nicht weiterfahren konnten. Das hatten wir schließlich schon am ersten Tag.

Diese speziellen Klippen waren einfach nur da. Keine Bude mit Katalogen, keine Absperrungen (natürlich nicht), kein gar nix. Nur Gras, schön ausgewaschene Steine, Blümelein und Schnecken. Wir kletterten, natürlich, stetig Richtung Klippenende. Die waren zwar nicht so hoch wie die Cliffs of Moha(i)r, konnten sich aber auch sehen lassen. Der Atlantik warf sich aber auch tüchtig ins Zeug um uns etwas zu bieten. Hohe, gischtende Wellen, eine Brandung vom Feinsten ... hach! Es war jetzt keine Höhle, aber auch sehr toll.
Nach einer ganzen Weile torkelten wir völlig durchgeblasen aber glücklich wieder zur MS MH zurück. Der Mensch hatte den Drahtbügel inzwischen einem dubios aussehenden anderen Menschen überlassen und die Frau sah immer noch recht bedröppelt aus. Ich beschloss, das nächste Mal einen Automechaniker oder professionellen Autoknacker mitzunehmen, wenn ich in den Urlaub fahre. Freiwillige bitte melden.

Die Rückfahrt verlief, soweit ich mich erinnere, ereignislos. Wir strahlten, betrachteten die vorbeiziehende Landschaft, kauften ein, fuhren heim, machten Essen, aßen, waren gesellig und schliefen.

Ach, so ein schöner Tag. Ein Tag mit einer Höhle ist immer ein schöner Tag.

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