Mittwoch, 6. Juni 2007

Don't you mess with me!

Jawohl! Wagt es nicht, mich! Ich bin nämlich! :wildes.weib:

Seit ein paar Wochen (seit Irland quasi) habe ich eine neue Macke. Ich packe Rollie (meinen Laptop) in meinen tollen Samsonite-Laptoprucksack mit Memoryschaum (sehr, sehr toll das Ding) und wandere durch die Gegend. Dann kehre ich in einem Biergarten/Sonstiges, wo man draußen sitzen kann, ein, und tippe ein Blogeinträge. An der frischen Luft. Jawoll. Sehr, sehr shiny ist das.
Sinnloses Herumgerenne ohne Ziel finde ich fürchterlich, weswegen ich mich auch nie dazu aufraffen kann. Wenn ich zur Arbeit laufe, dann ist das sinnvoll: ich muß zur Arbeit und vermeide die sehr envervierende Parkplatzsuche. Einfach so alleine um einen See laufen, just because, finde ich irgendwie ... doof. Natürlich kann ich da Natur gucken, Musik hören, Seele baumeln lassen undsoweiterblabla. Allein, mir fehlt der Sinn, und ich hätte doch so gerne einen.

Seit ich Rollie habe, kann ich wenigstens was tun, wenn ich mitten in der Pampa sitze und ich muß nicht angestrengt Löcher in die Luft starren.
Theoretisch könnte ich sogar Morrowind spielen, aber ich glaube, da machen die Akkus ziemlich schnell schlapp. *g*

Gut. Ich packe also meinen Kram und stapfe los. Bislang habe ich zwei Hauptziele, den Wildpark und das Schießhaus. Da muß ich erst eine Weile durch die Gegend rennen, bis ich zu Dienstleistungsanbietern komme, also ideale Bedingungen. Bei beiden kann man schön draußen im Schatten sitzen, es gibt Getränke und notfalls auch Speisen (sehr gute) und ich kann schön herumsitzen und Rollie traktieren. Oder sinnend in die Gegend starren, wenn ich mal wieder von Monsignore phantasiere. Hust.

Jedenfalls macht mir das ziemlichen Spaß und sinnvoll ist es auch; ich bin an der frischen Luft und ich bekomme Bewegung. Hurra.

Einer dieser Ausflüge endete neulich vor verschlossenen Türen: die Gastwirtschaft mit Biergarten beim Wildgehege hat Montags Ruhetag. Mist. Ich stehe da, im sonnigen Schatten unter den Bäumen, und habe so gar keine Lust, wieder nach Hause zu pilgern. Ich will jetzt! Und dann werde ich auch!
Da fällt mir ein, daß es seit ein paar Jahren unten bei den Planschbecken auch einen größeren Kiosk mit Sitzgelegenheiten gibt, der bestimmt offen hat.
Ich wäge kurz die Begebenheien ab (will nicht heim – aber beim Kiosk gibt's lauter schreiende Kinder) und mache mich auf den Weg.
Da unten gab's tatsächlich ein paar nette Bierbänke unter Sonnenschirmen; ich hole mir ein Wasser, suche mir einen netten Platz und lasse mich nieder.

Anfangs ist es sehr angenehm. Die Sonne scheint, eine ältere Mitbürgerin meint, ich hätte mir ja einen schönen Platz zum arbeiten ausgesucht und die Kiddies sind auch nicht allzu laut.
Dann kommen zwei Familien an und setzen sich hinter mich. Drei Jungs fangen an, mit einem Fußball durch die Gegend zu schießen und ich fange an, um Rollie zu fürchten.
Die Eltern schicken sie weiter weg. Finde ich gut. Die Kids spielen jetzt vor dem Toilettenhäuschen. Sollen sie mal. Ist'n freies Land und so.

Nach einer Weile muß ich das Häuschen dann mal visitieren. Ich laufe also hin, will grade hineingehen, da meinen die drei ca. sechs- bis siebenjährigen Minimachos, mich beleidigen zu müssen. Ich runzle etwas und versuche, scherzhaft zurückzugeben. „Und Du bist klein.” Was kommt? „Nein, Du! Öhöhöhöhöhöhöhöhö.” Äh, ja. Klar. Ich leide sehr darunter, so klein zu sein. 1,84 m. Ich bin ein Winzling.
Ich verliere das Interesse an der kleinen Pöbelbande, die sich offensichtlich nur an dem eigenen Machismo zu berauschen sucht und wende mich ab. Mit „Titti-Titti-Ficki” erregen sie kurzweilig wieder mein Interesse. So weit ausgeschnitten war mein Top dann nun doch wieder nicht. Trotzdem hätte ich es noch durchgehen lassen, wenn sie dann nicht angefangen hätten, Steine nach mir zu werfen. Kinners, Welpenschutz hü oder hott, aber so nicht.

Ich verrichte die Angelegenheit, um deretwillen ich das Häuschen in erster Linie aufgesucht habe (daß die Bande mir noch halb auf die Damentoilette folgt erwähnen wir mal nicht) und überlege kurz mein weiteres Vorgehen.
Danach trete ich wieder vor das Haus, und am frechen Grinsen der Bande sehe ich, daß sie sich auf eine weitere Runde freuen. Tjaaa.
Ich gehe gradewegs auf den Wortführer zu, hebe ihn hoch und klemme ihn mir kurzerhand unter den Arm. Der ist nicht amüsiert und bekommt auf einmal nur noch ein fiepsiges „Mami!” heraus. Den beiden anderen bleibt der Mund offen stehen. Ja, Titti-Titti-Ficki kann auch anders. Das sollte man nie unterschätzen.

Ich laufe also mit Mister Windelmacho gradewegs zu seiner Mutti, ich weiß ja, wo sie sitzt. Sie sieht uns kommen und seufzt ein entnervtes „Was denn nun schon wieder?” Solche Vorfälle scheinen ihr also nicht völlig unbekannt zu sein.
Ich setze den Delinquenten ab und berichte Mutti von den Schimpfwörtern und den Steinen. Abschließend sage ich nur noch „Ich bin der Meinung, daß sie das wissen sollten.”, nicke noch kurz und gehe dann zu Rollie zurück.
Hinter mir herrscht erst mal betretenes Schweigen. Dann wird ein gequältes „Sowas darf man doch nicht machen.” geäußert. Ich bin gespannt wie ein Flitzebogen und lausche natürlich. Mutti entscheidet schließlich, daß Potty Mouth jetzt so lange am Tisch bleibt, bis er sich bei mir entschuldigt hat. Erst dann darf er wieder spielen gehen.
Klein-Potty winselt und quengelt, aber Mutti bleibt hart. Sehr schön. Entschuldigen will er sich nicht, also bleibt er am Tisch. Basta.

Eine Stunde später brechen sie dann auf. Potty läuft vorbei und schielt mich dabei recht mulmig an. Er scheint nicht mehr so amüsiert zu sein wie beim Steinewerfen. Gut.

Nicht lange danach gehe ich dann auch. Wieder mal wurde eine wichtige Sache vermittelt: was gerufen wird, kommt. Und wenn man Titti-Titti-Ficki ruft, dann sollte man besser damit umgehen können, wenn sie kommt.

Teh. Anfänger.

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Go Faith Go! :grin: Da wär ich glaube ich zu gern dabei gewesen, wie du dir den Zwerg unter den Arm geklemmt hast.

Ich weiß ja bei Kindern oft nicht wie ich reagieren soll wenn sie irgendwas "böses" tun, aber das dürfte wirklich gewirkt haben. *g*

FrauKatz hat gesagt…

Ich hatte zumindest den Eindruck, ja. Ich habe die ganze Chose dann auch noch mal mit einer Fachkraft besprochen, und die meinte, daß das genau richtig war.
Jetzt hat Klein-Potty die Erfahrung gemacht, daß es für ihn ganz schön daneben gehen kann, wenn er fremde Leute beschimpft und traktiert.

Anonym hat gesagt…

Thiii!

RESPEKT!

Du bist toll, das war ja mal ne geile Aktion, da wäre ich gern dabei gewesen! Super gemacht!

Anonym hat gesagt…

Genial reagiert!

Ich mein, irgendeiner muss die kleinen ja erziehen - wenn die Eltern offensichtlich schon nicht dazu in der Lage sind.