Tag 10: Strand, Sand, unheimlich nette Mitmenschen und die wolligen Cliffs
Dieser Tag ist ein Bank Holiday. Ich wundere mich über den Namen und frage nach, warum denn das so hieße. Stina wußte es mal, erinnert sich aber nicht mehr so gut daran. Ich bedaure, daß die MS MH kein Internet besitzt. Bank Holiday in Irland bedeutet übrigens nicht, daß die Läden den ganzen Tag geschlossen haben wie bei uns, sondern, daß die Läden schon um 18 Uhr oder so schließen, anstatt bis 22 Uhr offen zu haben.
OMG!
Wir kauften also, ganz gegen unsere Gewohnheiten, schon vormittags ein. Krams, der sich hielt halt, aber vormittags! Einkaufen! Gott, was sind wir nur für Rebellen!
Dann ging es los Richtung Strand. Viele Strände! Strände in Irland sind toll, weil es da immer ganz viele Muscheln und Schneckenhäuschen gibt. Herrlich! Zuerst verfuhren wir uns erst einmal und landeten auf einem Cliff, neben dem ein Golfplatz war. Der Atlantik fuhr eine ganz gewaltige Brandung auf, die wunderbarst anzusehen war. Wenn man die Augen soweit aufbekam, denn der Wind fegte mit einer Vehemenz über die Klippen, daß man sich locker im 45°-Winkel reinlegen konnte.
Nachdem wir mittlerweile dann doch, von obligat-gelegentlichen Verfahrern mal abgesehen, ein bisschen Gespür für irische Wege zu entwickeln begannen, fuhren wir Richtung Irgendein Strand. Den fanden wir dann auch. Huzzah! Er lag direkt vor einem Gebäude, das so ein bisschen aussah wie ein Internat, eine Burg, ein viktorianisches Gebäude und eine Irrenanstalt zum Beginn der Industrialisierung. Alles gleichzeitig. Riesig war's auch. Vielleicht auch ein Hotel für Golfer und so, was die Theorie mit der Irrenanstalt nur begrenzt entkräftigte.
Wir fuhren auf den Parkplatz und unser gewohntes Aussteig-Ritual begann: Die MS MH war kaum zum Stillstand gekommen, flogen synchron sämtliche Türen auf und viel mehr Leute, als eigentlich ins Auto passen dürften, strömten heraus, der Kofferraum wurde aufgerissen, alle wimmelten erst mal wild und handwedelnd ums Auto nur um dann, wie auf ein geheimes Zeichen hin, Richtung Sehenswürdigkeit zu rennen. Zurück blieben die MS MH und ich. Ich schloss dann erst mal alle Türen sowie das Auto ab und folgte dann dem wilden Haufen.
Hätte man das gefilmt und mit Slapstickmusik eines Laurel und Hardy-Films unterlegt, es wäre bestimmt ein Erfolg geworden.
Während der Gruppenrest schon wieder am anderen Ende des Strandes angelangt war (Der Weg ist das Ziel, Leute, der Weg ist das Ziel!) gesellte ich mich zu Ranwen, die gemessenen Schrittes auf der Suche nach verlassenen Schalentieren (also, den verlassenen Schalen der Tiere) war. Wir waren ungefähr in der Mitte des Strandes angekommen, da hupt es auf einmal aus Richtung Parkplatz. Wir blicken verblüfft zurück und sehen zwei Leute, die wild winken.
Steht die MS MH irgendwie im Weg? Nee, kann eigentlich nicht sein. Wir rätseln herum und sind uns am Ende nicht mal mehr sicher, ob die Leute überhaupt uns winken. Also schlendern wir vorsichtig weiter.
Was die Leute dazu veranlasst, uns hinterherzukommen. Böh? Waren also doch wir gemeint?
Spannend!
Wir laufen ihnen verwirrt grübelnd entgegen. Es ist ein englischsprechendes Ehepaar, das uns fragt, ob unsere Gruppe aus Deutschland käme. Ranwen und ich wechseln einen Blick. Jaaaa? Kämen wir? Böh? Woher ...?
Ja, sie hätten dahinten eine Digitalkamera in den Dünen gefunden, deren Menü als Sprache deutsch hätte, ob jemand von uns eine Digicam vermissen würde.
Holla!
Ranwen guckt sie sich an und meint, daß das Centis sein könnte. Sie würde mal hinlaufen und fragen. Sprach's und pest los.
Ich versuche in der Zwischenzeit mit dem Mann irgendwie an die gespeicherten Fotos zu kommen um nachzuprüfen, ob das eine Kamera unserer Gruppe ist.
Beweise sind ja nicht schlecht, auch wenn ich mittlerweile denke, daß es Centis Kamera ist. Zumindest kommt Centi mit wedelnden Armen und einem Affenzahn angerannt. Ich halte das für den nonverbalen Ausdruck von „OMG! MEINE KAMERA!”
In dem Moment kommen wir tatsächlich ins Bilderarchiv und was sehen wir? Centi, wie sie an einem Tisch sitzt.
„That's her! That's her!” erkläre ich aufgeregt und deute auf die in Lichtgeschwindigkeit näherkommende Centi.
Das Ehepaar lacht und der Mann fragt mich, was „Silly girl” auf deutsch heißt. „Dummes Mädchen” dolmetsche ich und so begrüßt er dann auch die japsenden Centi. Etliche Dankesbekundungen später trennen wir uns wieder, in der Gewissheit, daß es doch nette Menschen auf diesem Planeten gibt. Und wo trifft man sie? Hm?
In Irland!
HA!
Kurz darauf ist der Restgruppe kalt und wir stapfen zurück zur MS MH. Schließlich wollen wir heute noch zu den Cliffs of Moher. Aber vorher, so lautet die Anweisung, bitte noch an irgendwas halten, das aussieht, als hätte es Facilities. Alles klar.
Eine Tankstelle später düsen wir Richtung Cliffs of Moher, die wir dann doch recht gut finden. Da haben die Iren mal eine Ausnahme gemacht und sie gut ausgeschildert. Im Zweifelsfall wären wir einfach den ganzen Autos mit ausländischem Nummernschild hinterhergefahren.
Die Cliffs sind klasse. Wir tüddeln vorher noch ein wenig im Infozentrum herum und krabbeln dann die 5000 Stufen zum Turm empor, der auf den Klippen steht. Die Sonne scheint wieder, als hätte sie nie was anderes getan und der Wind ist wieder sehr dominant. Selbst mich könnten manche Böen umwerfen, was schon sehr beeindruckend ist. Wir wandern also die Cliffs auf und ab, betrachten die winzigkleinen Punkte auf dem Wasser, die sich als Seemöwen entpuppen und rätseln, was das für kleine, weiße Dingers sind, die immer von unten hochfliegen? Federn? Hm. Es entpuppt sich schließlich als Gischt-Schaum.
Wow.
Dann gibt's noch etwas Shopping für die Daheimgebliebenen, auf dem Rückweg einen Abstecher in den Dumblestore (worst. facilities. ever.) und dann sind wir daheim, essen Fett, gefüllt mit Fett, gebraten in Fett und etwas Fett, mit Fett oder Fett als Beilage (© by Centi). Aber es schmeckt.
3 Kommentare:
Dumblestore
*kicher*
>Das Ehepaar lacht und der Mann fragt mich, was „Silly girl” auf deutsch heißt. „Dummes Mädchen” dolmetsche ich und so begrüßt er dann auch die japsenden Centi.
*sichräusper*
Aber die Geste hast du sehr richtig interpretiert, das genau war es, was ich damit sagen wollte, ja.
Er hat's halt gefragt, da kann ich ja schlecht behaupten, „silly girl“ hieße auf Deutsch „Holde Maid“.
Obwohl ...
Hm.
Nächstes Mal. :o)
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