„LIDL böse!“ – „Ach, Du wieder.“
„Außerdem rätsele ich jetzt schon die ganze Zeit, was das auf dem Kalender im Hintergrund ist - ein seeehr pummeliges Kaninchen? *starr*“
Um dieses Geheimnis zu lüften: nah. Das ist eine – Achtung, große Überraschung – pummelige Katze. Die da:
Nachdem ich meinen kleinen Pummelbären mal ein wenig mehr anpreisen muß (ständig kommt von allen Seiten nur „Ohhh Fluffy, wie niedlich, wie süß, die Katze, die Katze, wie niedlich, die Katze, soo süß, wie hübsch, wie lieb [HA!], wie niedlich, die Kulleraugen, awwwww, nein wie süß.“), hier noch ein Bild von dem kleinen Buben, wie er grade ein wenig döst.
Müdes Miez
Nahaufnahme
Er ist vielleicht nicht ganz so überwältigend niedlich-hübsch wie Ihro Fluffikeit, aber er hat dafür innere Werte. Massig. Körbeweise gradezu.
Um nun elegant den Bogen zurück zur Überschrift zu lenken: ich war mit MutterKatz heute mal wieder essen. MutterKatz und ich sind das typische „Wenn man es nicht sicher wüßte müßte man annehmen, daß das Kind adoptiert ist.“-Paar. Nicht nur äußerlich sondern auch ... öhm. Innerlich klingt jetzt ziemlich komisch. In ein paar Aspekten sind wir uns sogar ziemlich ähnlich, aber ansonsten prallen da ganze Ansichtswelten aufeinander. Unser Lieblingsdiskussionspunkt ist, ganz im weiblichen Stil, unser Einkaufsverhalten.
MutterKatz stürzt sich mit Verve auf alles, was billich ist, während ich mit ebensolcher Begeisterung Bio-Dinge an mich raffe.
Sie geht zu Lidl und Schlecker, ich halte da höchstens mal auf dem Parkplatz, um obszöne Gesten zu machen.
Ich entdecke grade Naturkosmetik ohne Tierversuche für mich, sie sammelt obskure Pröbchen von egal-was-hauptsache-kost-nix.
Ich schwinge große Reden von sozialer Verantwortung, der Angebotsvielfalt, die erhalten werden muß, von Qualität, von Angestellten, die human und fair behandelt werden sollen, sie guckt mich an wie ein Auto und brummt unverständliche Sachen in ihre Dauerwelle.
Wir sollten damit wirklich mal auf die Bühne gehen. „Der Generationenkonflikt“ - Mutter- und FrauKatz live und in Farbe.
Das einzige Mal, als ich zu ihr durchdrang, war, als ich sie davor warnte, daß das LIDL-Gemüse stark mit Schwermetallen belastet sei. Seitdem kauft sie dat Krams bei Norma und Aldi.
„Na, bist Du Skylla endlich losgeworden?“ – „Na klar. Übrigens, darf ich Dir Charybdis vorstellen?“
Mpf.
Mein neuentdecktes Hardcoregutmenschentum beginnt übrigens, so eine Art Eigenleben zu entwickeln. Wer hätte das damals gedacht, als ich den sicheren Hafen des weltfremden Schöngeistes verließ, um mich auch mal mit der Welt außerhalb meines Kopfes zu beschäftigen.
Natürlich werde ich in gewissen Bereichen immer ein Weltfremder Schöngeist® bleiben. Macht ja nix. Aber mein medizinisch motivierter Verzicht auf Geschmacksverstärker, Farb-, Süß- und Konservierungsstoffe, Aromen und die ganzen anderen bösen Nahrungsmittelzusatzstoffe führte mich zu Bio.
Bio führte mich zur Unterscheidung von echtem Bio und Pseudo-Bio. Wenn nämlich ein Apfel in Neuseeland biologisch angebaut und dann mittels Flugzeug um den halben Erdball kutschiert wird, dann ist das schwerlich noch richtig bio.
Die Erkennung von echtem Bio, idealerweise aus der Region, führte mich zur Bedrohung der Angebotsvielfalt und der Preise durch die Discounter. Das widerum führte mich zu der Art und Weise, wie viele Discounter, Schlecker und LIDL vorneweg, ihre Angestellten behandeln.
Was genau mich zu „kauf in Läden bei Dir in der Nähe ein und nicht ständig im Internet, sonst gibt's bald keine Läden mehr bei Dir in der Nähe und Du hast keine Wahl mehr.“ führte, weiß ich jetzt auch nicht mehr. Aber wenn ich in dieser Lebensweise und -einstellung, die ich eigentlich ganz nett und sinnvoll finde, konsequent sein möchte, dann führt das dahin, daß ich auch bei meinem geliebten Amazon nicht mehr so oft einkaufen sollte, sondern lieber bei einer Buchhandlung hier am Ort.
Hmpf.
In die eigene Falle getappt. Na gut, ich hab' das schon einigermaßen ausgetüftelt. Die eine Buchhandlung liegt mit ein bisschen Umweg durch die Innenstadt (die ja auch unterstützt gehört, da viele Innenstädte durch die Errichtung dieser Monstermärkte nach amerikanischem Shopping-Mall-Vorbild außerhalb/am Rande der Stadtgrenzen verwaisen) gleich auf dem Heimweg und man kann auch online bestellen. Das ist einen Tag später da und kann abgeholt werden. Eigentlich ganz praktisch.
Tja, so kommt's. Da stellt man sich das ganz einfach vor: 'n bisschen auf die Inhaltsstoffe achten, 'n bisschen Bio und regional kaufen und sich dann zufrieden hinstellen und sagen „Ich tu' was.“
Und dann kommt da ganz hinterrücks so 'ne ganze Lawine an sozialem und ökologischem Bewußtsein hinterher. Tze. Daß mein Arbeitgeber in diesem Bereich ebenfalls sehr aktiv ist (Bio, kaufen von ökologisch unbedenklichen Produkten, Bevorzugung von Produkten aus der Region, Unterstützung sich erneuernder Ernergien, Energiesparen, Maßnahmen, damit sich die Arbeitnehmer wohlfühlen, Firmenwagen, der mit Biogas angetrieben wird etc.) ist da auch nicht grade hilfreich. Oder grade. Whatever.
Marketplace werde ich trotzdem weiter benutzen. So günstig kommt man halt sonst nicht an eine so große Auswahl gebrauchter Bücher und DVDs. *g*
Obwohl ich ja grade meine erste schlechte Erfahrung mit Marketplace gemacht habe. Aber das ist eine andere Geschichte und soll ein andermal erzählt werden.
P.S. Kauft nicht bei temeon. Böse!
5 Kommentare:
nur rein interessehalber ....schreibt deine mutter auch einen blog? wenn ja, wo kann man ihn lesen ? ;) ich mein, ihre gedanken (oder vielleicht sogar gegendarstellungen zu deinen beiträgen) zu lesen, wäre sicherlich auch reizvoll! :)
zumindestens was die bücher betrifft, handhab ich das seit langer zeit schon genauso wie du - bücher werden hier im ort gekauft / bestellt - zumal ich zwei buchhandlungen mit 30 sekunden bzw. 3 minuten fußmarsch in der mittagspause erreichen kann. amazon ist irgendwie gesichtslos, die verkäuferinnen im laden hingegen danken einem nicht nur für den einkauf, sondern wünschen einem obendrein noch einen schönen tag, oder geben auch mal kommentare ab, wie sie das buch fanden, oder haben auch mal den einen oder anderen tipp parat - und sagen nicht nur, kunden, die diesen schmöker kauften, haben auch folgendes gekauft.
bei datenträgern siehts leider etwas anders aus - in der mittagspause ist da gar nix ortsläufig erreichbar, und im stadtteil gibt es nur drei anlaufpunkte - dummerweise haben die zumeist apothekenpreise, von daher verdient der gesichtslose internetshop doch noch recht gut mit mir.
nur rein interessehalber ....schreibt deine mutter auch einen blog? wenn ja, wo kann man ihn lesen ? ;) ich mein, ihre gedanken (oder vielleicht sogar gegendarstellungen zu deinen beiträgen) zu lesen, wäre sicherlich auch reizvoll! :)
:breitgrinsend: Meine Mutter hält Computer für Foltergeräte und würde sich nur unter Zwang an einen setzen. Blog ist nicht, obwohl es wirklich hochinteressant wäre, meinen Ausführungen mal ihre Sicht der Dinge entgegenzusetzen, da gebe ich Dir recht. Ich würd's auch lesen. :D
Aber sie ist nicht so der Typ, der gerne schreibt. Sie liest auch nicht. Wieder so eine Sache, in der wir völlig unterschiedlich sind. Ich merk's immer daran, daß sie überhaupt nicht versteht, warum ich die ganzen „wertlosen“ Bücher von meinem Vater aufheben will. Oder wenn ich ein Buch lese und auf das Gelesene mit Lachen oder Brummen reagiere. Da guckt sie immer interessiert, verwirrt und verständnislos. Das ist ihr ganz fremd.
Bezüglich der Bücher werde ich das wirklich zukünftig so regeln. Bislang war ich ja durch meine Nachbarin sehr verwöhnt, die immer meine Päckchen und Pakete annimmt, wenn ich nicht da bin. Freitag war sie wohl auch grade unterwegs und deswegen durfte ich dat Zeugs in der Hauptpost abholen, die so ziemlich am anderen Ende von S. liegt. :op
Wenn ich meine Bücher zukünftig dann bei der Buchhandlung H. bestelle, bekomme ich ja zusätzlich noch so eine Art Aufbewahrungsservice dazu. Das ist schon fein. :o)
"ich halte da höchstens mal auf dem Parkplatz, um obszöne Gesten zu machen."
Aaah, die Vorstellung! *haltloses Kichern*
Eines Tages komme ich dich besuchen! *droh*
"Oder wenn ich ein Buch lese und auf das Gelesene mit Lachen oder Brummen reagiere. Da guckt sie immer interessiert, verwirrt und verständnislos. Das ist ihr ganz fremd."
Ungelogen: Drei Sekunden nach dem Lesen dieser Zeilen kam meine Mutter ins Zimmer und fragte mich, ob ich Hilfe bräuchte, da ich so hysterisch lachen würde.
Das ist definitiv die bislang humorigste Auseinandersetzung mit dem thema Billiglebensmittel vom Discounter gewesen die ich gelesen habe. So kann man das ganze auch mal angehen, anstatt mit den immer gleichen Phrasen um sich zu hauen. Schade, dass nicht mehr Menschen diese Ansichten teilen, dann würden die Geschäfte von Lidl und co. sicherlich sehr schnell nicht mehr so florieren.
Firma dankt. :-)
Ich denke, es hilft, wenn man das, was man ist und tut, zwar für wichtig hält, aber nicht allzu ernst nimmt.
Ich finde es schon wichtig, dass man sich Gedanken macht. Dass nicht nur egoistisches Suppenschüsseldenken herrscht („Was ist am günstigsten für mich und nach mir die Sintflut!“) sondern man sich auch ein bisschen mit den größeren Zusammenhängen befasst.
Aber wie sagte Watterson so schön? „You can lead people to truth, but you can't make them understand it.“
Ich kann sie – vielleicht – hinführen, aber gucken und verstehen müssen sie dann selbst. ;-)
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