Samstag, 10. Mai 2008

Schon ab 5,9% effektivem Jahreszins!

Ich bin seit knapp zwei Wochen dem Prekariatsfernsehen verfallen, genauer gesagt der RTL-Serie „Raus aus den Schulden“ mit Peter Zwegat.* Man kann natürlich heiß darüber diskutieren, was in diesen Serien realistisch dargestellt, was nur raffiniert geschnitten und was der Dramatik wegen erfunden und hinzugedichtet wird. Auf jeden Fall fasziniert mich die Sendung, sie inspirierte mich dazu, ein Haushaltsbuch anzulegen und sie brachte mich zu der Frage, wie manche Leute so leicht in die Schulden rutschen konnten.

Die Antwort darauf finde ich aber schon fast monatlich in meinem Briefkasten. Meine geliebte Bank schickt automatisch jedem, dessen Girokonto mal ins Minus rutscht, einen Kreditwerbebrief. „Sie haben eh zu wenig Geld? Machen Sie doch ein bisschen Schulden!“

Es wird den Menschen an vielen Stellen (Versandhäuser, Kleinkredite etc.) heutzutage unheimlich leicht gemacht, sich zu verschulden. Es wird einem ja quasi an jeder Straßenecke aufgedrängt. Ich spreche jetzt ausdrücklich nicht von Bafög, Studienkrediten etc pp. Nein, ich spreche von „ich will aber die neue Vorwerk-Küche, den Plasmafernseher, die Wii, die Playstation und zweimal im Jahr nach Australien und Thailand in den Urlaub“-Krediten.

Ich habe sogar bei meiner Bank angerufen und darum gebeten, dies doch bitte zu unterlassen, ich würde mich schon melden, sollte ich mal das Bedürfnis nach Verschuldung haben. Man versicherte mir, man würde die Briefe einstellen; gebracht hat's natürlich nichts, sie trudeln auch weiterhin verlässlich bei mir ein.

Wenn man jetzt clever und in Finanzdingen kompetent ist, kann man mit Krediten, Ratenzahlung und dergleichen ja noch umgehen. In manchen Situationen ist es halt leider nicht zu umgehen, daß man sich ein bisschen Geld von der Bank leiht. Ist man aber dumm wie Brot ein bisschen naiv veranlagt, häuft sich der kombinierte effektive Jahreszins schnell zu unglaublichen Höhen auf. Dazu noch Premiere, Bollywood-DVD-Abo und Beate Uhses Dildo-der-Woche-Club und schon reicht das Geld vorne und hinten nicht mehr.

Jetzt stößt auch Bertelsmann in das gleiche Horn. Die letzte Buch-der-Woche-Zahlung habe ich ein bisschen später (aber noch vor der ersten Mahnung, ne?) überwiesen, weil ich das Buch im Auto ausgepackt und spontan der McStinas-Driveangestellten geschenkt habe, die mich später bediente. Über Zimmer-Bradley bin ich halt irgendwie schon hinweg. Jedenfalls ging das Geld ein paar Tage später bei Bertelsmann ein als gewohnt und *bumms* bekomme ich ein Angebot vom Der Club Finanzservice.

Auch an euch: Danke, sollte ich jemals das Bedürfnis verspüren, mich verschulden zu wollen (oder zu müssen, manweißjanie), werde ich mich schon melden.


Ich gehe jetzt jedenfalls einkaufen, bevor das ganze gute Obst schon weg ist. Das schaffe ich grade noch so ohne Kredit und Gedöns.


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*RTL ist so freundlich, die Folgen bislang ohne Werbung (bin ja mal gespannt, wie lange noch) unter rtlnow.de auch denjenigen zur Verfügung zu stellen, die nicht fernsehen. Ich könnte auch gar nicht mehr, selbst wenn ich wollte; durch meine neuen Nachbarn habe ich vor vier Tagen herausgefunden, daß die Sender auf meinem Fernseher zum Gotterbarmen verschneit sind. Da stimmt anscheinend irgendwas mit dem Hauskabel nicht. Nuja.

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