Montag, 25. Februar 2008

Laßt mich raaaaaaaaaauuuus! Ich will hier raaaaauuuuuus!

Vielleicht erinnert sich der eine oder der andere noch an meine außerst farbenfrohe Beschreibung unseres neuen Schwimmbades. Für diejenigen, die es nicht tun, hier ein kurzes Exzerpt: Glas, Gemeinschaftsdusche, Unisexumkleide, Gemeinschaftsdusche(!), Busfahrer der Linie H haben einen guten Blick auf's Becken, Gemeinschaftsdusche(!!), dank Glasfassade darf man sich vor den Augen aller Passanten die Haare föhnen, Gemeinschaftsdusche(!!!).

Ich bin ja schon immer gern geschwommen und tue dies auch heute noch. Wahrscheinlich wollten meine Vorfahren überhaupt dieses ganze neumodische Zeug mit „an Land gehen“ und „Extremitäten entwickeln“ gar nicht mitmachen, wurden aber durch Gruppenzwang dazu gezwungen. „Komm, wir gehen jetzt an Land!“ – „Och nöööö.“ – „Du kommst jetzt mit! Das wird ganz doll evolutionär!“ – „Männo!“

Die Rückkehr ins Meer, wie von einigen Säugetiergenossen praktiziert, verpassten meine Vorfahren dann auch noch („Aber Härbärt macht das auch!“ – „Pah! Und wenn Härbärt zurück ins Meer kriecht, dann machst Du das auch oder wie?“ – „... ja!“ – „Nicht, solange Du Deine schwimmbehäuteten Füße unter meinen Riesenfarnwedel steckst!“ – „Männo!“) und waren somit an Land gefangen.

Naja.

Immerhin haben wir Blumen und so. Es ist also kein völliger Reinfall.


Jendefalls schwimme ich sehr gerne und einer meiner obligaten guten Vorsätze für 2008 war, das dann auch mal wieder regelmäßig zu tun. Wozu wohnt man denn nur eine Querstraße weiter, hu? Je länger man etwas nicht tut, desto zögerlicher wird man, wenn es dann wieder ansteht, zumindest ist das meine Erfahrung. Ich überlegte mir also, wann die Frequentierung des Bades wohl recht gering und einer eremitären Lebensform wie mir angemessen sei.

Meine Wahl fiel auf Sonntag, gleich nach Öffnung. Da sollten meiner Meinung nach höchstens ein paar atheistische Senioren im Becken herumpaddeln, alldieweil der Großteil der normalen Bevölkerung noch erschöpft vom samstäglichen Feiern im Bett liegt und ausschläft.

Soweit die Theorie. Ich stellte mir heldenhaft für Sonntag den Wecker, krabbelte tatsächlich rechtzeitig (sehr zur Verwirrung der Katzen, die sich mittlerweile endlich auf das Konzept Arbeitstag =/= Wochenende eingestellt hatten) aus dem Bett, packte den Schwimmbadrucksack und lief los. Um 8:55 Uhr an einem Sonntag. O, dieser wilde Heroismus des Wochenendes!

Nachdem das neue Schwimmbad NOI ist, mußte natürlich auch die noieste Technik eingebaut werden, klar. Man hat ja durch die Gemeinschaftsduschen an Baukosten genug gespart.

Was bedeutet, man hat ein Kärtli dabei, das man braucht, um durch die Drehkreuze am Ein- und Ausgang zu kommen und das auch benötigt wird, um den Spind zu benutzen. Das Drehkreuz konnte ich noch wunderbar meistern (Karte rein, Karte raus, durchlaufen) aber schon beim Spind stieß ich auf erste Probleme. Nachdem ich momentan ohnehin ein empfindlich angestoßenes Ego (wg. Dum, ne?) habe, war das gleich sehr ermutigend.

Vorgesehen war folgendes: Kleidung in den Spind, Karte in Kartenschlitz im Inneren des Spindes, Tür zu, magnetoeletronisches Armbändchen plöppt hoch, Armbändchen umlegen, fertig.

In der Praxis weigerte sich Spind #10, sein Armbändchen zu lösen. Nein, das sei sein Armbändchen, seines alleine, und wenn mir das nicht passe, dann solle ich doch woanders hingehen. *Tür plöppt wieder auf*

Karte ca. 5 Trillionen Mal auf jede erdenkliche und unerdenkliche Weise neu reingesteckt. Der Spind zeigte sich unbeeindruckt. Nein, das sei sein Armbändchen. *Türplöpp*

Okay! Gut! Bitte! Gehe ich eben! Klamotten in Spind #9 gepackt. Karte eingesteckt. Tür zu.
Nein, das sei sein Armbändchen, das kriegst Du nicht! DU NICHT! *Türplöpp*

GNAGNAGNAGNA!

Ich gab's dann auf, ließ meinen Kram einfach offen herumliegen (die Vorteile eines Kuhdorfes) und begab mich auf die Suche nach Hilfe. Von freundlichen Gastronomiebediensteten erhielt ich den Hinweis auf das Bademeisterkabuff, die müßten sich damit auskennen, weil wir, wir können Ihnen da leider nicht helfen. OKee, kein Problem, frage ich eben den Bademeister.

Der ca. 20 ist, Boxershorts und Runzelstirn trägt und allgemein sehr ... nett ... aussieht. IIIIEEEEP! Warum tun die Götter mir das an? Kommt so früh am Sonntag noch nix in anderen Leben oder was? Wenn ich wenigstens nicht nur einen Badeanzug tragen würde. AAARGH!

„Moinmoin (diese Anrede verwirrt die Leute in unserer Gegend kolossal. Sehr nützlich.), ich fürchte, ich bin zu dum, die Spinde zu bedienen, das klappt irgendwie so gar nicht.“ – „Ja, das gucken wir uns mal an.“

Auf dem Weg mitteilte er dann einem Kollegen noch gewichtig, daß er jetzt mit mir loszöge, um Spind #10 zu begutachten. Fehlte nur noch, daß er hinzufügte, daß der Kollega eine Suchmannschaft losschicken solle, wenn er in 10 Minuten nicht wieder da wäre. Was denkt der denn von mir? SOOO toll sieht er nun auch wieder nicht aus. Außerdem trage ich nur einen Badeanzug und Flipflops, sowas dämpft selbst die rasendste Libido. Zumindest meine. Also echt. Pfht.

Am Spind stellte sich dann heraus, daß ich nicht dum war. Dem strahlenden Prinzen auf den weißen Badelatschen gelang es nämlich auch nicht, Spind #10 („MEINS! Mein Armbändlidingens!“) zur Kooperation zu überreden. So nonchalant, wie der Herr Bademeister das aufnahm, schien das allerdings für ihn kein Novum zu sein. Er gab mir dann noch den guten Rat, erst mal herumzuprobieren und meine Klamotten erst hineinzuhängen, wenn ich einen funktionierenden Spind gefunden hätte.

Deh. Technik.

Brav bedankt, Zeug in Spind #13 (*surr* *klick* „Danke für Ihr Vertrauen, hier wäre dann ihr Armbändlidingens.“) gepackt und zum Schwimmbecken geschlurft. Sollte ich meinen Schwimmplan tatsächlich durchziehen, könnte ich mir auch mal bessere Badelatschen zulegen. Am Beckenrand konnte man mindestens 7 verschiedene Ausführungen begutachten. Sehr schön. Ich entschied mich für eine Flipflop-Badelatschen-Hybridform in sonnigen Frühlingsfarben. (Also, ich behielt sie im Gedächtnis, auf daß ich gezielt sowas heraussuchen kann, wenn ich denn dann ... ne?)

Dann konnte ich endlich schwimmen. Theoretisch sollten sich außer mir hier nur noch ein paar Rentner aufhalten. Mit „Rentner“ lag ich schon mal goldrichtig, lediglich bei „ein paar“ klaffte zwischen Vorstellung und Realität dann doch ein weiter Abgrund.

Aber was soll's denn. Schwimmen ist gesund und Rentnerslalomschwimmen ist gut für die Beweglichkeit und das räumliche Denken. *schwimm*

Haaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaach. Schwimmen ist toll! *rentnerausweich*

Irgendwann ist man dann ausgeschwommen, sammelt seine Siebensachen ein und begibt sich Richtung Dusche. In meinem Fall ist das die Gehandycapptendusche, weil die als einzige sowas wie Privatsphäre bietet. Natürlich wird das gesamte Hallenbad vorher genauestens unter die Lupe genommen, ob ich nicht vielleicht einem Bedürftigen die Dusche wegschnappe. Kam bislang aber noch nicht vor, und schon in der Offenbarung des Johannes (15, 16) heißt es: „Selig ist der, welcher da wacht und seine Kleider bewahrt, auf daß er nicht nackt gehe und man seine Blöße sehe.“

Diese Einzeldusche wurde in der Zeit meiner temporären Abwesenheit auch etwas umgebaut. Nun sind an den Türen zwei Knöppli, einer rot, einer grün. Alles klar, denke ich, rot zum Verschließen, grün zum Öffnen der Tür.
Tür verschlossen, rotes Lämpchen, geduscht, Haare gewaschen, abgetrocknet etc pp.

Dann stehe ich vor der Tür zu den (Unisex- )Umkleidekabinen und drücke den grünen Knopf.

Nix.

Ich drücke den grünen Knopf etwas nachdrücklicher.

Nix.

Ich drücke den grünen Knopf leicht panisch.

Nix.

Ich reiße an der Tür herum, die hektisch zu piepsen anfängt. Gut, das klärt jedenfalls meine Frage, ob die Türen gut zuhalten und was passiert, wenn jemand versucht hineinzukommen, während ich drinnen dusche.

Ich drücke wiederholt den grünen Knopf und stelle fest, daß ich mir bei der Türaufreißaktion einen Fingernagel abgebrochen habe.

Nix.

Ich stehe da, gefangen in dieser Dusche, und überlege ernsthaft, die Notfallstrippe neben dem Waschbecken zu ziehen, da fällt mein Blick auf winzigwunzigkleine* Schildchen neben den Knöpfen. Bislang ging ich davon aus, daß der rote Knopf die Tür verschließt, während der grüne sie wieder entriegelt.

Jahaaa, von wegen!

Der rote Knopf verriegelt UND entriegelt die Tür, während der grüne Knopf sie öffnet. Also, so richtig *wutsch* aufzieht, aufmacht, etc. Und wenn die Tür noch verschlossen ist, dann kann der grüne Knopf sie ja auch nicht ÖFFNEN, ne?



Roten Knopf gedrückt. Das Licht wechselte von rot zu grün. Grünen Knopf gedrückt. Tür glitt auf. Handtuch über den Kopf gehängt und möglichst unerkannt zu Spind #13 („Ah, das richtige Armgebändli. Hier ihre Kleidung, vielen Dank, daß sie mit uns geschwommen sind.“) geschlichen. Allen Heiligen, an erster Stelle natürlich dem Hl. Johannes, dafür gedankt, daß zumindest diese Offenbarung von Dum-heit unter Ausschluß der Öffentlichkeit geschah.

Vielleicht war ich ja einfach noch nicht richtig wach.

Hust.

Nächstes Wochenende versuche ich es mal Samstag früh. Vielleicht ist da weniger los, weil alle erst mal einkaufen oder so.




* Okay, eventuell nicht soooooo winzigwunzigklein, aber es geht ja auch darum, daß das Öffnungssystem total bescheuert eingerichtet ist.

3 Kommentare:

Centaurea hat gesagt…

Bwaaah! :roflol:

*sich kringel*

Das hat man halt davon, wenn man mitten in der Nacht aufsteht, um in kaltes Wasser zu steigen. o.O

Anonym hat gesagt…

Oh wey, das scheint ja wirklich ein Bad mit total toller, moderner Technik zu sein. :ugly: Da lob ich mir meine gewohnten 70er-Jahre-Schwimmbäder. Eigentlich könnte ich auch mal wieder...

Aber bestimmt nicht Sonntagmorgen! ;)

Anonym hat gesagt…

Bwah, herrlich :breitgrinsend:

Wie war das noch, die Technik soll uns das Leben erleichtern? I think not :ugly: