Sonntag, 11. Februar 2007

Hysterisches ... äh, Historisches




Die Frage, warum ich so wurde, wie ich wurde, ist eine interessante Frage. Angeblich liegt sowas ja tief in der eigenen Vergangenheit, präziser: Kindheit, vergraben.
Immer, wenn ich nachts wach liege und selbst meine Phantastereien über meine Top 5 männlicher Schauspieler es nicht vermögen, mich in süßen Schlummer zu schicken, wandern meine Gedanken zu Details aus meiner Kindheit zurück, die ich eigentlich längst vergessen hatte.

Wahrscheinlich langweilt sich meine Großhirnrinde und macht intensiven Hausputz.

Zu solchen Gelegenheiten kommt Erschütterndes ans Tageslicht: Ich wurde schon sehr früh ständig mißverstanden.

Ja. Es ist tragisch.

Beispielsweise im Mathematikunterricht in der Grundschule. Wir bekamen folgende Textaufgabe gestellt:

Frau Schmittcke erhält von ihrem Mann (Anm. d. Red.: ) einen Scheck über 30 Mark ausgestellt. Den löst sie ein und kauft davon für 12,50 Mark Lebensmittel, für 5,89 Mark Putzmittel und für 3,67 Mark Getränke.
Wieviel Mark gibt Frau Schmittcke ihrem Mann (Anm. d. Red.: ) abends wieder zurück?


Alle begannen eiftig zu rechnen, nur ich nicht.
Nach 10 Minuten sollten wir alle unsere Ergebnisse nennen. Konnte ich nicht. Frau Schubidu*, meine Grundschullehrerin, fragte mich, ob ich die Aufgabe denn nicht verstanden hätte.
Doch, verstanden hätte ich sie schon, ich könnte sie nur nicht rechnen.
Ja warum denn nicht?
Ich bräuchte noch zusätzliche Informationen, die in der Textaufgabe würden nicht ausreichen, um eine zutreffende Berechnung durchzuführen.

Verstand sie nicht.

Was denn das Problem sei?
Ja, ich wisse schließlich nicht, wieviel Geld Frau Schmittcke von ihrem Mann (Anm. d. Red.: ) bekommen hätte. Deswegen könne ich das nicht rechnen.
Doch, das stünde im Text.
Nein, das täte es eben nicht.
Doch, liebe KindKatz, stünde es wohl. Sie bekäme einen Scheck über 30 Mark.
Ja eben! Ich wisse ja nicht, wieviel über 30 Mark. Über 30 Mark bedeute ja schließlich „mehr als 30 Mark“. Und solange ich den genauen Betrag nicht wisse, könne ich auch nicht rechnen. Außerdem ließe ich mich von Textaufgaben nicht reinlegen. Ich nicht!

Frau Schubidu* starrte mich daraufhin eine Weile schweigend an. Dann meinte sie, ich dürfe ruhig mit 30 Mark rechnen. Das sei so gedacht.
Warum das dann nicht auch dastünde fragte ich.

Konnte sie mir so auch nicht wirklich erklären.


* Name von der Redaktion geändert

Keine Kommentare: