Donnerstag, 15. Februar 2007

Ich bin gaaanz ruhig und gelassen



Neulich wollte MutterKatz auf die Geburtstagsfeier ihres Chefs gehen. Als verantwortungsbewußte Tochter mußte ich natürlich erst mal wissen, wer denn dieser „Chef“ sei. „Den kennst Du doch!“ meinte sie, aber das sagt sie auch über alle Menschen, die sich seit meiner Geburt mal zufällig in einem Umkreis von 50 Metern um mich herum aufgehalten haben.
Ob diese Feier denn auch anständig und gesittet ablaufen würde wollte ich wissen. Ob Alkohol getrunken werden würde.
Ja, wand sie sich, sie wolle ein bisschen was trinken, ob ich sie nicht hinfahren und auch wieder abholen könne.
Eltern!

Nachdem ich an einem Samstagabend ohnehin nichts Besseres zu tun hatte (), sagte ich natürlich zu, sie zu fahren. Nach dem üblichen Herumgeeier („Das muß vor der Kirche sein, vor der Kirche.“ – „Da stimmt die Hausnummer aber nicht.“ – „Er hat gesagt, vor der Kirche.“ – „Hast Du Dir den Weg nicht beschreiben lassen? Nein? Hnx! Wir fahren erst mal weiter.“ [...] „Da, da ist es, da steht Heidegunde!“ – „Aber wir sind schon an der Kirche vorbei!“ – „Habe ich doch gesagt, nach der Kirche!“ – „ARGH!“) konnte ich die Dame dann auch an der richtigen Stelle absetzen und kutschierte wieder nach Hause.

Dort angekommen überfiel mich akute Unlust, jetzt auch noch was zu kochen. Es war schließlich Samstag, die passende Zeit, um mal ein bisschen auf den Putz zu hauen.
Ich würde mir was beim Lieferservice bestellen! Jawohl! Beim chinesisch-thai-vietnamesischen Lieferservice, den ich erst kürzlich entdeckt hatte!

Berauscht von meinem Rebellentum rief ich dort an und diktierte der netten Dame meine Bestellung. Die ersten Schwierigkeiten ergaben sich, als sie dann fragte „Und sie holen das ab?“. Naiv wie ich bin erkannte ich das nicht als Suggestivfrage und glaubte fest an das gedruckte Wort Lieferservice, das auf dem Bestellflyer stand. „Ich möchte das bitte geliefert haben.“

Kurzes Schweigen.

Ja, ähm, das wäre momentan schwierig, es wäre viel los und sie hätten keinen Fahrer übrig.
Mist.
Die Bestellung stornieren wollte ich dann aber auch nicht, also sagte ich zu, daß ich sie abholen würde. Wann? In einer halben Stunde. Gut.

Eine halbe Stunde später stand ich dann im Laden und bekam zu hören, daß es doch noch etwas dauern würde. Kein Problem, ich bin ja in der Regel mit einem sonnigen Gemüt gesegnet und überhaupt ein relativ geduldiger Kunde.

Ich setzte mich. Und saß, und saß, und saß. Nach 15 Minuten wurden meine Augen glasig und ich versank tief in meiner eigenen, kleinen, inneren Welt, die momentan hauptsächlich vom House-Cast bevölkert wird. Wahrscheinlich habe ich gelächelt oder etwas anderes Beunruhigendes getan, jedenfalls beschlossen die Betreiber des Restaurants, mich zu meiner und ihrer Sicherheit betrunken zu machen.

Meine Weigerung, Alkoholisches zu mir zu nehmen, steigerte die Besorgnis offensichtlich noch. Ein Kunde, der seit einer halben Stunde auf sein Essen wartet und dabei selig lächelnd am Tisch sitzt und ins Leere starrt, muß doch einen am Sträußchen haben. Oder unter Drogen stehen.
Wahrscheinlich stand ich kurz davor, ein Buttermesser zu ziehen und unter den Bediensteten sowie Gästen ein grauenhaftes Blutbad anzurichen.

Ich bekam also, um mich zu besänftigen, erst ein kleines Wasser und dann ein Riesenglas Lychee-Saft. Ich trank, lächelte und starrte ins Leere.

Nach 45 Minuten kam es hinter der Theke zu einer etwas lautstärkeren Diskussion. Danach wurde eine widerstrebende Asiatin in den 40ern in meine Richtung geschoben. In ihrer Hand hielt sie ein abgebrochenes Streichholz und auf ihrem Gesicht spielte vage Verzweiflung.
Sie setzte sich mir gegenüber an den Tisch und versuchte tapfer, Konversation zu machen. Ich fokussierte widerstrebend zurück auf die Realität. Grade jetzt, wo House und ich Differentialdiagnosen ...
Aber ich bin ja ein netter Kunde. Ich warf also keine Pappuntersetzer nach ihr sondern lächelte weiter, fokussierte und machte Konversation. Wo ich denn wohnen würde, ahja, dort, mhmh, da haben sie gestern auch hingeliefert, jaja, schön, daß es hier so gut besucht sei, das spräche ja auch für die Qualität des Essens, sie sei ja auch schon ganz lange hier, nette Stadt, nicht zu groß und nicht zu klein. Jaja. Hmhm.

10 Minuten später gingen uns die Themen aus und sie überließ mich wieder meinem Schicksal. Ich sank zurück in meine Gedanken, aber House hatte meine Abwesenheit benutzt und war mit Wilson in einer Bar verschwunden. Verdammt!

Nach insgesamt etwas über einer Stunde wurde meine Bestellung schließlich triumphierend zu meinem Tisch getragen. Ich zahlte, lächelte (Alle wichen zurück. Hm.) und ging.

Daheim stellte ich erst mal fest, daß MutterKatz mich in der Zwischenzeit nicht angerufen hatte, um sie abzuholen.

Deutlich nach Mitternacht stellte ich dann aufgrund von einer Ahnung fest, daß meine Mutter von einem Kollegen mit nach Hause genommen worden war und in ihrer angeschickerten Leichtigkeit doch glatt vergessen hatte, mir das mitzuteilen. Ohne meine telepathischen Fähigkeiten hätte ich wahrscheinlich noch bis zum Morgengrauen dagesessen und darauf gewartet, daß MutterKatz anruft und um Abholung bittet.
Eltern!

Ich muß anfangen, meine Wochenenden etwas ruhiger zu gestalten. Diesen Stress hält doch keiner auf Dauer aus. Tsk.

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

"House hatte meine Abwesenheit genutzt und war mit Wilson in einer Bar verschwunden."

Bwaaaaaaaaaahh! :-D
Genial.

Mein Chinamann ist immer äußerst flott, da bleibt keine Zeit, mit House Differentialdiagnosen anzufangen. So ein Mist aber auch.

FrauKatz hat gesagt…

Thi. :-)
Mein Chinadings ist ja auch eigentlich ein relativ nobles Restaurant, das eben zusätzlich noch ausliefert. Also, eigentlich. Theoretisch. Schrödingers-Katze-mäßig.
„Solange keiner bestellt, ist es möglich, daß sie liefern oder nicht liefern.“ :ugly:

Mit House im Herzen läßt sich eben alles überwinden. :uglylove:

Anonym hat gesagt…

*zähnezusammenbeiß*

*lachkrampfunterdrück*

Ghhhhnnnnnnnihihihihihrrrrrmmmpf!

*zuck*

FrauKatz hat gesagt…

Wasn? :ugly.schiel: Ein ganz normaler Tag meines Lebens.