Gestern war ein toller Tag, der die These, dass immer alles auf einmal kommt, gar wunderbar bestätigte. Schlimm war er ja nicht, so an sich, aber trotzdem.
Es begann damit, dass alles zu früh begann. Ich lege meine Arzttermine gerne auf „ganz früh“ oder „ganz spät“, so dass sie nicht mit meinen Arbeitszeiten kollidieren. Gestern hatte ich den Termin „ganz früh“ ergattert, was bedeutete, dass ich um 7:00 Uhr auf der Matte stehen sollte.
Was wiederum bedeutete, dass ich zu einer Zeit aufstehen musste, zu der selbst meine Katzen noch schlafen und mich mit verärgert-irritierten Blicken bedenken, wenn ich sie durch meine unbotmäßige Wallung zu viel zu früher Stunde aus dem Schlaf reiße. Ja, Mäuseleins, ich hätte es auch gerne vermieden.
Beim Herrn Doktor selbst, der made of awesome ist (im Gegensatz zu seinem Gemeinschaftspraxispartner, bei dem ich zuerst war und den ich für einen arroganten und fachlich zumindest nicht übermäßig beeindruckenden Arsch halte), lief dann alles nett und glatt ab, ich bekam sogar eine Probepackung meines Medikaments*, alles wunderbar.
Um kurz nach 8 war ich schon im Büro und stellte nach dem Hochfahren fest, dass mir jemand um 7:52 Uhr übers Telefon eine Textmessage hinterlassen hatte. Wir haben ja jetzt Internettelefon, das mit dem Rechner vernetzt ist. Seitdem küsse ich jeden Morgen und Abend mein normales Telefon daheim, damit es sich geschätzt fühlt, denn ich weiß jetzt, was ich an ihm habe.
Die Message musste warten, erst wurde Chef unterstützt, der am Nachmittag ein wichtiges Meeting hatte. Das bedeutet, dass bei uns bis zur Minute der Abfahrt noch mit Hochdruck an der Sache gefeilt und vorbereitet wird. Stress, Hektik, Herumgewusel, Chef weg, plötzliche Stille. Tumbleweed.
Danach die Voicemail abgehört. Es war Frau Dr. U., der ich in letzter Zeit immer mal bei Computerproblemen geholfen habe. Sie klang, als wäre ihr PC explodiert, fragte mit stressgepresster Stimme an, ob ich ihr helfen könne, es müsse aber wegen einer Deadline noch heute Abend sein!
Oioioioioi! Ich sah rauchende Computertrümmer vor mir und rief erst mal zurück. Sie erklärte mir, worum es ging. Hauptsächlich darum, dass per Internet über eine Formularseite eine Bewerbung mit mehreren Bildern nach Amiland verschickt werden sollte, die Bilder seien aber zu groß und der Text würde auch nicht übernommen und Centimeter müssten in Inch umgerechnet werden und Euro in Dollar und überhaupt. Ich atmete auf, denn das klang so grundsätzlich nach etwas, das in meinem Kompetenzbereich liegt. So im Gegensatz zu rauchenden Trümmern, ne?
Ich meinte, ich würde gerne am Abend vorbeikommen, könnte aber noch nicht sagen, wann. Denn heute gleich nach der Arbeit müsste ich nach $Weitwegdorf fahren, um meine geliebte Anna mit ihren Winterreifen auszustatten. Ab November fahre ich schließlich wieder wöchentlich durch unwegsame, einsame Feld- und Waldgebiete sowie über die A3, wegen Schulung in $GroßeStadtambreitenFluss, da hätte ich schon gerne wenigstens Winterreifen drauf.
Ja, meinte Frau Dr. U., das sei völlig in Ordnung. Sie hätte zwischen 18 und 19 Uhr mal eine Stunde Leerlauf, von 19 Uhr bis 20 Uhr noch einen Klienten und danach wäre es dann egal, da sei sie immer da, ich solle einfach kommen, wann und wie ich könne.
Ich bin nun kein übermäßig großer Organisator und hielt es schon für eine herausragende Leistung meinerseits, zwei Termine, Arzt und Winterreifen, zu jonglieren. Nun war da noch, ganz kamikazemäßig, ein dritter Termin in die Tagesplanung gesprungen. Meine MPG regten sich, ich konnte es genau spüren.
Nach der Arbeit fuhr ich dann nach §Weitwegdorf, wo MutterKatz' ehemaliger Arbeitskollege eine Reifenhandlung mit kleiner Werkstatt hat. Dort war vor mir noch ein Auto dran und ich durfte mich eine Stunde lang durch die verschiedensten Katzen des Hofes kraulen. Haaaaaaaaaaaaaaach!
Dann wurde Anna neu bereift, vom Frauchen des Vorgängerautos ausgiebig bewundert („Was für ein schönes Auto“ – „Ja, ganz die Mama.“ ) und kurz nach 18 Uhr konnte ich schon wieder Richtung Heimat Frau Dr. U. fahren.
Dort angekommen, es war schon 18:30 Uhr, führte sie mich an den PC und erklärte mir, was und wie und wo. Ich merkte, das würde zwar nicht wirklich schwer, aber doch langwierig werden. Wir fingen an und als der letzte Klient des Tages kam, waren wir zumindest schon so weit, dass ich alleine weitermachen konnte. Kurz nach 8, der Klient ging grade, haben wir gemeinsam noch schnell gecheckt, ob alles so passt und die Sache abgeschlossen. YAY! FrauKatz, Retterin der Enterbten!
Dann um 8:30 Uhr nach Hause, die Katzen hatten schließlich Hunger und schon angefangen, die Teppichfusseln auf Schmackhaftigkeit zu überprüfen.
Katzen gefüttert.
Abendessen gemacht.
Kurz noch Unsinn im Internet geschrieben.
Ins Bett gefallen. Plumps.
Meineherren, war ich fertig. Gut, für andere ist das ein ganz normaler Tag. Klar. Aber ich bin erstens sensibel und zweitens ruhebedürftig, so.
Heute mache ich jedenfalls gar nichts! Basta!
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*teuer, notwendig und die Krankenkasse zahlt es nicht